Greenpeace stoppt Chemieproduktion an der Elbe
Die Umweltorganisation Greenpeace hat in Magdeburg mit einer spektakulären Aktion auf die Verschmutzung der Elbe aufmerksam gemacht. Mit dem Umweltschiff Beluga gingen die Umweltaktivisten beim VEB Fahlberg-List – einem der bedeutendsten Chemie- und Pharmaziebetriebe der DDR – vor Anker und verstopften die Abwasserrohre. Damit verhinderten sie, dass weitere Industrieabwässer ungefiltert in die Elbe fließen konnten. Das Labor auf dem Umweltschiff stellte fest, dass der Betrieb Abwässer mit einem chemischen Sauerstoffbedarf von 1222 mg/l in den Fluss leitete – in der Bundesrepublik war ein Grenzwert von 50 mg/l zulässig.
Fahlberg-List war ein traditionsreiches Chemieunternehmen mit zuletzt mehr als 2000 Beschäftigten. Es produzierte eine Vielzahl pharmazeutischer Erzeugnisse sowie Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel. Der damalige Betriebsleiter von Fahlberg-List zeigte sich vor laufenden Fernsehkameras sofort einsichtig und ließ die Produktionsanlage abstellen.
Zwei Tage später gab es zwischen der Betriebsleitung, der Wasserwirtschaftsdirektion und Greenpeace ein Gespräch über die Zukunft des Betriebs. Dabei wurde festgelegt, dass ab sofort die Herstellung von Quecksilberbeize und die Produktion von sechs Pflanzenschutzmittelarten eingestellt wird. Außerdem sollte kein Benzol mehr in die Elbe eingeleitet werden.
Privatisierung durch die Treuhand
Mit der Privatisierung durch die Treuhand kam es in den folgenden Monaten zu großen strukturellen und personellen Veränderungen bei Fahlberg-List. Die Produktion war in weiten Teilen einfach nicht wettbewerbsfähig – von den neuen Umweltschutzauflagen ganz zu schweigen. Im Juli 1990 waren 1500 Mitarbeiter in Kurzarbeit, bis Ende 1991 gab es noch etwa 700 Beschäftigte. 1992 kaufte die Salutas Pharma GmbH (ein Tochterunternehmen der Hexal AG) die Pharmasparte von Fahlberg-List, damals arbeiteten dort noch knapp 200 Menschen.