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Plenarsitzung

Über die Stabilität unseres Stromnetzes

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie unser Stromnetz eigentlich genau funktioniert? Es ist in jedem Fall eine sehr komplex Angelegenheit und eines steht fest: Strom kann nicht im Stromnetz gespeichert werden. Das bedeutet, es muss immer genauso viel Strom erzeugt werden wie auch gerade verbraucht wird. Die Frequenz muss dabei konstant bei 50 Hertz gehalten werden. Wenn es irgendwelche Schwankungen gibt, muss sofort eingegriffen und für Ausgleich gesorgt werden.

Die AfD-Fraktion will nun festgestellt haben, dass im Zuge des fortschreitenden Vollzugs der Energiewende immer häufiger in das Stromnetz eingegriffen werden müsse, um flächendeckende Stromausfälle zu verhindern. Darüber wollte sie in einer Aktuelle Debatte mit den anderen Fraktionen diskutieren. Ziel müsse es sein, die Stromnetzstabilität und -qualität zu sichern und mit den Anforderungen eines Industriestandorts in Einklang zu bringen.

Collage: Stromnetz aus Gas und Windenergie

Das europäische Stromnetz sei eine komplexe, aber verlässliche Angelegenheit, zeigten sich die meisten Abgeordneten überzeugt.

Vorbeugen, sonst ist es zu spät

„Wenn es passiert, ist es bereits zu spät“, mahnte Jan Scharfenort (AfD) im Hinblick auf einen möglichen „Blackout“. Nachdem Deutschland sich entschieden habe, auf die Atomenergie zu verzichten, müssten wir uns auf solche Ereignisse tatsächlich einstellen, da sie immer wahrscheinlicher würden. „Die Energiewende, wie wir sie durchführen, ist ein Blindflug. Wir steuern langsam, aber sicher in eine Katastrophe“, so der AfD-Abgeordnete. Er fürchtet einen Kollaps der gesamten Gesellschaft und beschrieb, welche Folgen ein solcher kompletter Blackout hätte. Demnach würden in wenigen Tagen die Bürger durstig, hungrig und verdammt wütend sein. Immerhin sei laut Bundesinstitut für Risikobewertung ein kompletter Stromausfall momentan die  größte Gefahr für Deutschland.

In Vertretung des Umwelt- und Energieministers Willingmann verwies Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) auf die hohe Bedeutung eines gemeinsamen europäischen Stromnetzes, „regionale Insellösungen“ könnten diese Sicherheit und Verlässlichkeit nicht bieten. Bei der Einspeisung von „grünem Strom“ gehe es außerdem kontinuierlich voran. So habe es im vergangenen Jahr einen neuen Einspeisungsrekord gegeben. Die AfD-Fraktion beschwöre die Gefahr eines längeren Blackouts, aber: „Es gibt überhaupt keinen Grund für Alarmismus bei diesem Thema.“

Mehr Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien

Wie die Energiewende gelingen könne, darüber gebe es tatsächlich unterschiedliche Meinungen. Dass sie nötig sei, sei jedoch mittlerweile auch in weiten Teilen der Wirtschaft Konsens, konstatierte Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Es sei wichtig, über einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien sprechen, über den Ausbau der Netze und neue technische Lösungen. Dagegen sind „jegliche Diskussionen über verlängerte Laufzeiten und die Erhaltung von Kohlestandorten verschwendete Zeit“. Aldag forderte „mehr Tempo auf allen Ebenen“. Klimaschutz und Energiewende würden langfristig für dicke Auftragsbücher sorgen und ein „Jobmotor für Sachsen-Anhalt“ sein.

Kerstin Eisenreich (DIE LINKE) erklärte, momentan würden konventionelle Kraftwerke noch dafür sorgen, dass Energielücken ausgeglichen werden. Die wegfallenden Atomkraftwerke seien allerdings kein Problem für die Versorgungssicherheit. Deutschland produziere auch ohne die erneuerbaren Energien mehr Energie als benötigt seien. Blackouts seien daher nicht zu befürchten, versicherte die Linken-Abgeordnete. Grundsätzlich bedürfe es natürlich einer höheren Energieeffizienz, besserer Speicheranlagen und Kooperationen zwischen Industrie und regionalen Initiativen vor Ort.

Stromnetze sind verlässlicher als je zuvor

Laut Störungsverfügbarkeitsstatistik sei die Versorgung mit Strom momentan so gut wie nie, betonte Andreas Silbersack (FDP). Natürlich befinde man sich derzeit in einem Wandlungsprozess  und es sei klar, dass der Energiebedarf bis 2030 um etwa 20 Prozent steigen werde. Obwohl selbst ein „Fortschrittsoptimist“, fehle ihm vor diesem Hintergrund die Vorstellung, wie Deutschland zukünftig ohne substanzielle Importe bestehen könne. Eine Option sei die Windenergie, bei einem Ausbau müssten jedoch die Menschen vor Ort mitgenommen werden. Die FDP setze insgesamt auf einen Energiemix und die Förderung von wirtschaftlicher Innovation.

Michael Scheffler (CDU) erläuterte die Komplexität des europäischen Hochspannungsstromnetzes. Um eine zu große Einspeisung von Strom im Netz zu vermeiden, hätten die Versorger einen entsprechenden Managementplan erarbeitet. Einfach mehr Wind- oder Solarenergie zu fordern helfe daher nicht weiter. Nötig seien stattdessen ein schnellerer Netzausbau, eine bessere Energiespeicherung sowie die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren in diesen Bereichen.

Energiewende schwierig, aber machbar

„Aus Verantwortung für unsere Kinder und Enkelkinder müssen wir unsere Energieversorgung umstellen“, unterstrich Juliane Kleemann (SPD). Sicher sei dieser Transformationsprozess schwierig, aber er könne gelingen. Wirklich gefährdet würde unser Wohlstand durch weiteres Zögern beim Energiewandel, der massive Ausbau erneuerbarer Energien sei daher alternativlos. Die Netzstabilität werde auch zukünftig sichergestellt werden können, zeigte sich Kleemann überzeugt. Daher könne man aufhören mit solchen „Scheindebatten“ und sollte lieber darüber sprechen, wie Sachsen-Anhalt „Wasserstoffland“ werde und die Speicherkapazitäten erhöht werden können.

Am Ende der Aktuellen Debatte wurden naturgemäß keine Beschlusse  gefasst.