Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger besuchte auf Einladung der deutschen Generalkonsulin in Danzig, Cornelia Pieper, vom 24. bis 27. April 2022, die Republik Polen. Sachsen-Anhalts Landtagspräsident ist als ranghöchster Politiker auch Botschafter seines Landes. Ziel der Reise war es, die Beziehungen mit unserem östlichen Nachbarland zu pflegen und den kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Austausch zu fördern.
Kranzniederlegung zu Ehren von Władysław Bartoszewski
Einer der ersten Termine führte Landtagspräsident Schellenberger und Generalkonsulin Pieper am Sonntag, 24. April, an das Grab des bedeutenden polnischen Politikers und Publizisten Władysław Bartoszewski (1922–2015). Anlässlich seines Geburtstags vor 100 Jahren, schrieb der Deutschlandfunk im Februar 2022 über ihn: „Władysław Bartoszewski war eine moralische Instanz in Polen, war Ehrenbürger des Staates Israel und ein ‚Gerechter unter den Völkern‛, ein Brückenbauer zwischen Ost und West und einer der bedeutendsten Vordenker der deutsch-polnischen Verständigung.“
Nach der Kranzniederlegung nahm Schellenberger auf Einladung des Stadtpräsidenten von Sopot, Jacek Karnowski, am feierlichen Geburtstagskonzert der polnischen Kammerphilharmonie Sopot teil. Die Städte Danzig, Sopot und Gdingen sind direkte Nachbarstädte und bilden als sogenannte „Dreistadt“ den wichtigsten Ballungsraum an der polnischen Ostseeküste.
Gespräche mit Vertretern aus Politik und Kultur
Im weiteren Verlauf des Besuchs in Polen gab es unter anderem Gespräche im Senat der Republik Polen in Warschau sowie im Sejm in Danzig. Das polnische Parlament besteht – ähnlich wie das US-amerikanische und das britische Parlament – aus zwei Kammern, der Senat bildet das Oberhaus und der Sejm das Unterhaus.
Ebenfalls auf der Besuchsagenda standen ein Gespräch mit dem Gesandten der Deutschen Botschaft in Warschau sowie mit dem Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums. Dabei handelt es sich um ein Multimedia-, Bildungs- und Kulturzentrum, das am geschichtsträchtigen Ort der Danziger Werft über die Geschichte der polnischen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung informiert.
Dort traf Landtagspräsident Dr. Schellenberger den ehemaligen Gewerkschaftsführer und ehemaligen polnischen Präsidenten Lech Wałęsa. Sie tauschen sich über aktuelle politische Fragen aus. Beide sehen die europäische Aufgabe jetzt im Vordergrund. Zudem verständigten sich beide darüber, dass Deutschland in der Funktion als europäischer Globalisierungsmotor Verantwortung trägt.
Wichtiges Thema: Ukrainische Flüchtlinge
Aus aktuellem Anlass besuchte Sachsen-Anhalts Landtagspräsident auch eine Flüchtlingsunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine. Wegen des Kriegs in ihrem Heimatland sind seit Mitte Februar Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet, die allermeisten von ihnen, rund 2,48 Millionen nach Polen. (In Deutschland sind unterdessen etwas mehr als 300 000 Menschen als Ukraine-Flüchtlinge registriert.)
Seit Ausbruch des Kriegs hat sich Polen als äußerst hilfsbereit gegenüber seinen ukrainischen Nachbarn gezeigt. Neben zahlreichen privaten Initiativen unternimmt auch die polnische Regierung große Anstrengungen, um die Flüchtlinge mit einer ersten sicheren Unterkunft, Essen und Kleidung zu versorgen. Grund genug für Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger, sich vor Ort ein Bild zu machen und in Erfahrung zu bringen, wie Sachsen-Anhalt möglicherweise helfen und unterstützen kann.
Sachsen-Anhalt pflegt seit vielen Jahren eine Regionalpartnerschaft mit der Wojwodschaft Masowien. In diesem Rahmen gibt es auch verschiedene Städtepartnerschaften, zum Beispiel Ciechanów mit Haldensleben (seit 1992), Radom mit Magdeburg (seit 2008) und Bielany mit Hohe Börde (seit 2014).