Anmerkung :„Dies ist der glücklichste Augenblick meines Lebens, an dem ich, als der Älteste unter Ihnen, die erste frei gewählte Volksvertretung des Landes Sachsen-Anhalt nach mehr als 40 Jahren eröffnen und leiten darf.“
Heinz Hildebrandt, am 28. Oktober 1990 in Dessau
Mit diesen Worten eröffnete am 28. Oktober 1990 in Dessau Heinz Hildebrandt als erster Alterspräsident des Landtages von Sachsen-Anhalt – stolz seine Försteruniform tragend – seine Ansprache an die Abgeordneten. Am 31. Juli 2021 wäre er 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass würdigte Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger Hildebrandt als einen unermüdlichen Demokraten, der sich unbeirrt von Krieg und Internierung sowie Haft und Berufsverbot in der DDR für freiheitliche Ziele und die Deutsche Einheit eingesetzt habe.
Heinz Hildebrandt wurde 1921 in Wernigerode geboren, besuchte das Gymnasium und schloss 1939 seine Ausbildung zum preußischen Revierförster ab. Nach dem Krieg kehrte er in seinen Beruf zurück und arbeitet bis 1954 als Oberförster. Aufgrund politischer Äußerungen wurde er 1954 verhaftet. Nach seiner Entlassung im Jahr 1954 folgte das Verbot, weiter im Forstberuf arbeiten zu dürfen. Bis zu seinem Renteneintritt 1986 arbeitet er in unterschiedlichen Bereichen, zuletzt als HO-Verkaufsstellenleiter in Wernigerode. (Anm. d. Red.: Eine HO = Handelsorganisation, war in der DDR ein staatliches Einzelhandelsunternehmen).
Zeit seines Lebens suchte er die Teilhabe an der gesellschaftlichen Gestaltung, trat 1945 in die KPD ein und war bis 1949 Mitglied der SED. Bis 1983 engagierte er sich in der LDPD und wurde 1990 Mitglied der FDP. Seit Anfang 1990 war er Landesgeschäftsführer der Vereinigung der Opfer des Stalinismus und wurde über die Landesliste der FDP in den ersten Landtag gewählt. Dort leitet er bis 1994 den Sonderausschuss zur Überprüfung der Mitglieder des Landtages auf eine Tätigkeit im Ministerium für Staatssicherheit der DDR.
In Würdigung seiner Verdienste lud der damalige Landtagspräsident Wolfgang Schaefer (SPD) Heinz Hildebrandt im Jahre 2001 anlässlich seines 80. Geburtstages in den Landtag ein. Am 29. Juli 2003 verstarb er.