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Plenarsitzung

Fachkräfte im Handwerk sichern

Die demografische Entwicklung mache auch vor den Betriebsinhabern im Handwerk nicht halt, konstatiert die AfD-Fraktion. Die Entscheidung zum Erwerb des Meistertitels dürfe nicht vom Geldbeutel abhängig sein. Daher sei grundsätzlich eine Kostenfreiheit der Meisterfortbildung anzustreben. Via Antrag sollte die Landesregierung aufgefordert werden, eine kostenfreie Meisterfortbildung in Sachsen-Anhalt anzubieten.

Zudem wurde einer Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus gefolgt, durch die sich die Landesregierung unter anderem weiter dafür einsetzen soll, „dass das Ansehen von Handwerksberufen auch in der Öffentlichkeit gesteigert wird“.

Zwei Azubis lassen sich vom Meister die Arbeit erklären. Das Handwerk ringt um beruflichen Nachwuchs.

Zwei Azubis lassen sich vom Meister die Arbeit erklären. Das Handwerk ringt um beruflichen Nachwuchs.

Hochqualifizierte Fachkräfte binden

Die Bundesländern Bayern und Hessen planten bereits, die Meisterausbildung kostenfrei anzubieten, Sachsen-Anhalt solle denselben Weg gehen, forderte die AfD-Fraktion in einem Antrag. So würde die Versorgung der hiesigen Betriebe mit hochqualifizierten Fachkräften sichergestellt, sagte Matthias Lieschke (AfD). Darüber hinaus hatte die AfD-Fraktion im April 2022 einen Antrag eingebracht, durch den die Landesregierung aufgefordert werden sollte, ein landesweites Pilotprojekt zur Nachwuchsgewinnung im Handwerk zu starten. Es sollte in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer, der Bundesagentur für Arbeit und den Jugendberufsagenturen entwickelt werden, erinnerte Lieschke. Viel geblieben sei davon nach der Ausschussberatung allerdings nicht.

Auf Website freie Stellen anpreisen

„Wir wollen natürlich weiter Bildung und Qualifikation für das Handwerk unterstützen“, versicherte Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU). Erste Erfahrungen könnten junge Menschen schon während der Schulzeit sammeln. Unterstützend wirke das Land mit der Meisterprämie.

Die Unterstützungsmöglichkeiten im Handwerk seien Früchte guter Zusammenarbeit ganz verschiedener Akteure, die Nachwuchsarbeit werde umfangreich unterstützt, erklärte Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Das Landesberufsorientierungsprogramm biete beispielsweise mit Praktika jungen Menschen die Chance, einen guten Weg in einen Handwerksberuf zu finden. Die Ministerin warb für die Websitewww.hallo-beruf.de, auf der Handwerksbetriebe auf Praktikums- und Ausbildungsstellen aufmerksam machen könnten.

90 Prozent der Betriebe bilden nicht aus

So viele Handwerker sehe man in Sachsen-Anhalt derzeit nicht mehr, denn es mangele an beruflichem Nachwuchs, meinte Holger Hövelmann (SPD). Das liege zum Teil auch daran, dass die Zahl der Ausbildungsbetriebe deutlich zurückgegangen sei. Etwa 90 Prozent der Handwerksbetriebe bildeten nicht mehr aus. Das Land versuche, mit verschiedenen Programmen wie BRAFO, Praktikumsgutscheine und Meistergründungsprämie Abhilfe zu schaffen. Hövelmann warb dafür, mehr Frauen und Menschen mit Behinderung für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Auch die Ausbildung von Zugewanderten dürfe nicht länger immer wieder an bürokratischen Hindernissen scheitern. Die von der AfD-Fraktion geforderte kostenfreie Meisterfortbildung biete keine Garantie, dass die Absolventen auch in Sachsen-Anhalt blieben, meinte Hövelmann.

Qualitatives Niveau erhöhen

Natürlich sei auch die demografische Situation schuld an den Problemen, Nachwuchs für das Handwerk zu finden, sagte Wulf Gallert (DIE LINKE). Aber das Problem beginne schon in den Sekundarschulen, wo es mittlerweile eine Lehrer-Unterdeckung von 20 Prozent gebe. Dies wirke sich negativ auf die Ausbildung in den Sekundarschulen aus, die Absolventen böten in vielen Fällen nicht mehr das qualitative Niveau, das im Handwerksberuf benötigt werde, monierte Gallert. Die Fraktion DIE LINKE brachte einen Alternativantrag ein, durch den die Landesregierung aufgefordert werden sollte, ein Konzept zu entwickeln, das Maßnahmen und einen Weg hin zu kostenfreien Aus- und Weiterbildungen sowie Studienmöglichkeiten, die in einen qualifizierten Abschluss münden, aufzeigen soll.

Wichtige Meistergründungsprämie

„Die Wertschätzung des Handwerks ist wieder da“, betonte Andreas Silbersack (FDP), nun müsse es noch gelingen, die absinkenden Zahlen an Ausbildungsbetrieben wieder zu heben. Man müsse jene finden, die für die Ausbildung verantwortlich zeichnen, aber auch jene, die bereit seien, ein Unternehmen ‒ beispielsweise als Meister ‒ zu führen. Die Meistergründungsprämie in Höhe von 10 000 Euro sei wichtig und richtig.

„Unkreative Ansammlung von Plattitüden“

Die von der Koalition erarbeitete Beschlussempfehlung auf Basis eines anderthalb Jahre alten Antrags der AfD-Fraktion sei eine unkreative Ansammlung von Plattitüden, monierte Olaf Meister (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Es müsse viel mehr über Berufsausbildung an Gymnasien und die hohe Schulabbrecherquote gesprochen werden, außerdem müsse man mehr Menschen für Handwerksberufe gewinnen.

Nicht Ausbildung honorieren, sondern den Abschluss

Das Handwerk habe drei dauerhafte Problemzonen: die hohen Energiepreise, überbordende Bürokratie und die Gewinnung von Fachkräftenachwuchs, zählte Ulrich Thomas (CDU) auf. Man müsse Anreize dafür schaffen, eine Ausbildung im Handwerk zu starten, damit junge Menschen sich nicht mit dem Bürgergeld begnügten oder in einem Job mit Mindestlohn auch ohne Ausbildung arbeiteten. Thomas warb für den Praktikumsgutschein, mit dem alle Schülerinnen und Schüler bei einem Handwerksbetrieb vorstellig werden könnten. Meister könne nur werden, wer vorher auch Geselle war, also eine richtige handwerkliche Ausbildung durchlaufen habe. „Wir müssen nicht die Ausbildung honorieren, sondern den Abschluss und die Betriebsgründung“, meinte Thomas hinsichtlich des Antrags der AfD-Fraktion.

Im Anschluss an die Debatte wurde der Antrag (Drucksache 8/3413) der AfD-Fraktion abgelehnt. Der Alternativantrag (Drucksache 8/3500) der Fraktion DIE LINKE fand ebenfalls keine Mehrheit. Der Beschlussempfehlung (Drucksache 8/3405) des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus wurde gefolgt.