Die Menschen in der DDR feierten an jenem Sonntag im März den endgültigen Sieg der Friedlichen Revolution. Mehr als 90 Prozent der rund zwölf Millionen Wahlberechtigten in der DDR gehen zur Wahlurne und wählen zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg (Ausnahme: Wahl zur Stadtverordneten- Versammlung von Groß-Berlin 1946) wieder in freier Wahl ihre Volksvertreter.
Klarer Sieger: Allianz für Deutschland
Das Ergebnis am Wahlabend war für viele Experten überraschend eindeutig: Sieger wurde die Allianz für Deutschland (ein Wahlbündnis von Ost-CDU, Demokratischem Aufbruch und der Deutschen Sozialunion) mit 48 Prozent der Stimmen. Die Sozialdemokratische Partei der DDR erhielt 22 Prozent der Stimmen, die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS, ehemals SED) kam auf 16 Prozent. Das Bündnis 90 erhielt 3 Prozent der Stimmen.
Übersicht über die Wahlergebnisse in den einzelnen DDR-Bezirken (PDF)
Für die Volkskammerwahl hatten sich 19 Parteien und fünf Listenverbindungen registriert. Im Laufe des Wahlkampfes bekamen die großen ostdeutschen Parteien zunehmend Unterstützung von ihren westdeutschen Pendants. Laut Deutschem Rundfunkarchiv wurden 7,5 Millionen D-Mark für den Wahlkampf in der DDR eingesetzt, die Hälfte davon stammte von der CDU/CSU. Zahlreiche Bundespolitiker sprachen auf Großveranstaltungen in der DDR, so zum Beispiel: Willy Brandt (SPD) in Erfurt, Hans-Dietrich Genscher (FDP) in Magdeburg oder Helmut Kohl (CDU) in Leipzig und Magdeburg.
Die 400 neugewählten Abgeordneten der Volkskammer waren im Durchschnitt sehr jung und gut ausgebildet. Ihre Aufgabe bestand in den nächsten Monaten vor allem darin, die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vorzubereiten.