Die Ausstellung „Auf dem Weg ist das Leben“ der Evangelischen Stiftung Neinstedt bildet eine Reflexionsfläche, um vergangene und zukünftige Aufgaben der Eingliederungshilfe sichtbar zu machen. Innovation und kritische Fragestellungen an die politischen Vertreter/innen des neugewählten Landtags führten am Mittwoch, 18. Mai, Bewohner/innen und Beschäftigte der Stiftung in den Landtag von Sachsen-Anhalt.
„Die Bilder stehen ohne Erklärung für sich, sie reißen uns aus dem täglichen Rhythmus heraus und befragen uns nach unseren Grundwerteentscheidungen“, sagte Landtagsvizepräsident Wulf Gallert zur Eröffnung der Gesprächsrunde. Die Arbeit in den Einrichtungen der Neinstedter Stiftung und anderer solcher Institutionen zeige, dass sich beim Thema „Teilhabe für jeden“ Kriterien wie Geld und Effizienz als obsolet offenbarten. Politik und Gesellschaft müssten sich fragen, wie viel Geld investiert werden sollte, um allen Menschen die Teilhabe in allen Lebensbereichen zu ermöglichen.
„Auch wir haben etwas zu sagen“, betonte eine Bewohnerin einer der Einrichtungen der Neinstedter Stiftung. Man müsse auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und mehr Rücksicht auf Menschen nehmen, die mehr Hilfe benötigten. Diese Wünsche wurden bei der sich anschließenden Gesprächsrunde noch einmal auf verschiedene Weise deutlich gemacht.
Bei der täglichen Arbeit gehe es darum, Nächstenliebe für Menschen mit Besonderheiten oder Einschränkungen zu leben, gleichzeitig aber auch die ökonomische Seite nicht außer Acht zu lassen, erklärte Hans Jaekel von der Neinstedter Stiftung. Man dürfe niemanden daran hindern, sich und sein Leben zu entfalten. Man solle dies nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrnehmen. Barrierefrei bedeute „Denken ohne Balken vor dem Kopf“, so Jaekel. Wichtiger Aspekt sei, inklusive Angebote auch für Menschen mit Mehrfachbehinderungen zu schaffen.
Sven Spier, Bereichsleiter Soziale Dienste der Diakonie Mitteldeutschland, drängte auf die Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe. Man müsse Menschen mit einer Behinderung mehr Selbstbestimmung gewähren (unter anderem bei der Wohnsituation). Der Forderungskatalog „Redet mit uns, nicht über uns“ mache dies eindeutig klar. Spier betonte die Wichtigkeit der „Leichten Sprache“ und die Weiterentwicklung des Landesaktionsplans „Einfach machen“. „Es muss normal sein, unterschiedlich zu sein“, nannte er seine wünschenswerte Gesellschaft der Zukunft.
Die Ausstellung im Landtag
Leben bedeutet Veränderungen, diese Veränderungen im Leben von Menschen mit Behinderung über eine große Zeitspanne darzustellen, war Ziel eines besonderen Projekts der Neinstedter Stiftung. Im 165. Jubiläumsjahr der Stiftung entstand eine Ausstellung, die historische Fotografien mit aktuellen Aufnahmen aus dem Leben von Menschen mit Behinderung verknüpft. Gemeinsam mit dem Hallenser Fotografen Marcus Andreas Mohr gestalteten Bewohner/innen und Beschäftigte die eindrucksvollen aktuellen Aufnahmen aus ihrem Alltag.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Mai.2016 im Magdeburger Landtag zu sehen.