Der Landtag von Sachsen-Anhalt präsentiert ab dem 25. März die multimediale Ausstellung „Free Jazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat". Interviews, Plakate und Fotos von damals ermöglichen den Besuchern spannende Einblicke in eine schillernde Subkultur der DDR-Gesellschaft in den 1970er und 1980er Jahren.
Sie war klein, gut vernetzt, kreativ und auch international gefragt – die Free Jazz-Szene der DDR. Sie lebte nicht nur von begabten und enthusiastischen Musikern, sondern auch einem experimentierfreudigem Publikum. Gemeinsam suchten sie in den 1970er und 1980er Jahren einen Freiraum jenseits der offiziellen Einheitskultur. Der von der SED staatlich gelenkte Kulturbetrieb reagierte darauf wahlweise mit Unverständnis und Druck, aber immer wieder auch mit Förderangeboten.
Die Ausstellung „Free Jazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat" versucht, die Wurzeln dieses kulturellen, künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Phänomens freizulegen. Sie lässt nicht nur die Musikerszene zu Wort kommen, sondern auch Veranstalter und Fans. Die Kuratoren Stefanie Wahl und Albrecht Ecke vom Erinnerungslabor haben für die Ausstellung im Sommer 2013 siebzehn Interviews mit Musikern geführt, darunter zum Beispiel mit Conny Bauer, Helmut "Joe" Sachse, Ulrich Gumpert und Günter "Baby" Sommer. Ihre Erinnerungen sind genauso an den Audiostationen abrufbar wie die der Veranstalter und Fans. Auf diese Weise entstand eine Collage, die die Free Jazz-Szene gleichermaßen aus Produzenten- und Rezipientensicht erfahrbar macht.
Neben den zahlreichen Höreindrücken lebt die Ausstellung natürlich auch durch ihre visuellen Reize. Denn die Free Jazzer von damals haben ihre persönlichen Archive geöffnet und zum Vorschein gekommen sind zahlreiche Plakate, Fotos, Platten und Partituren aus der Zeit. Beispielsweise ist die Erstnotation der Partitur eines der wichtigsten Musikstücke des Free Jazz in der DDR „Aus teutschen Landen" von Ulrich Gumpert in der Ausstellung als Reproduktion zu sehen.
Rahmenprogramm mit Jazz und Diskussion
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 25.03.2015 gab es eine Podiumsdiskussion mit Landtagspräsident Detlef Gürth, den Kuratoren der Ausstellung und einigen aktiven Free Jazzern und Zeitzeugen aus der Szene, wie beispielsweise Jörg Zieprig sowie den Brüdern Conny und Johannes Bauer. Im Anschluss ab 20 Uhr fand ein Jazz-Konzert mit der Band „Doppelmoppel“ im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen statt. Außerdem gibt es am 9. April um 20 Uhr ein weiteres Konzert im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg. Das Konzert steht unter dem Motto „Die Kunst des Duos“ und wird ebenfalls von einem Podiumsgespräch begleitet.
Die Ausstellung „Free Jazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat" kann bis zum 20. April von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 18 Uhr im Parlamentsgebäude am Domplatz 6 – 9 in Magdeburg besucht werden. Der Eintritt ist frei.