Mangelernährung, improvisierte Unterkünfte und soziale Ausgrenzung – das war der Alltag von Millionen Vertriebener im Deutschland der Nachkriegszeit. Mit ihrem schwierigen Start beschäftigt sich Teil III der Ausstellungstrilogie „Heimatweh“, die am Mittwoch, den 27. Mai 2015, von der Vizepräsidentin des Landtags Dr. Helga Paschke eröffnet wurde. Auf Schautafeln mit Fotos, Collagen und Texten zeigt die Ausstellung, wie steinig der Weg der Integration für viele Vertriebene war und welchen Beitrag sie zur Entwicklung des Landes geleistet haben.
Die Integration der etwa 15 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg wird von vielen zu den größten Leistungen Deutschlands nach 1945 gezählt. Der Weg dorthin war jedoch kein leichter, denn oft wurden die Neuankömmlinge von den Alteingesessenen ignoriert oder gar offen angefeindet. Viele Vertriebene hatten nicht viel mehr als die Kleidung, die sie am Leib trugen bei sich, als sie in einem für sie fremden Land ankamen. Wie sie sich trotz allen Leids, aller Mühen und der Feindseligkeiten einen Alltag aufbauten und entscheidend am Wiederaufbau Deutschlands beteiligt waren, davon erzählt die Ausstellung „Angekommen“.
Dr. Paschke: Ausstellung mit aktuellem Bezug
Die Ausstellung greife nicht nur einen wichtigen Gegenstand deutscher und europäischer Geschichte auf, sondern das Thema habe auch unübersehbare Bezüge zur aktuellen deutschen und europäischen Politik, erklärte Vizepräsident Dr. Paschke, anlässlich der Ausstellungseröffnung. Sie äußerte großen Respekt für die immense Anpassungs- und Integrationsleistung der Vertriebenen und Flüchtlinge. Diese sollte Vorbild für heutige Aufgaben in der Asyl- und Flüchtlingspolitik sein, so Dr. Paschke.
Europa als wirtschaftlicher und wohlhabender Kontinent stehe angesichts von mehr als 51 Millionen Flüchtlingen weltweit vor einer humanitären Verantwortung. Die Vizepräsidentin betonte abschließend: „Die Ausstellung sollte uns anspornen, im Heute mehr zu wollen und mehr zu tun, als wir bereits machten, uns als Menschen ohne Not für Menschen in Not zu öffnen und den Staat auch zu mehr anzuspornen, um Menschen auf der Fluch zu helfen.“
Letzter Teil der Ausstellungstriologie
Mit der Ausstellungsreihe hat die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen drei Ausstellungen zusammengefasst, die sie seit 2006 erarbeitet und seitdem bereits einzeln in Berlin vorgestellt hat. Zentrale Themen sind Heimat und Heimatverlust. Der erste Teil (Die Gerufenen 2009) beschäftigt sich mit der Siedlungsgeschichte der deutschen Volksgruppen außerhalb des Deutschen Reiches. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts sind Thema des zweiten Teils (Erzwungene Wege 2006) und schließlich endete die Triologie mit der Integration der deutschen Vertriebenen und Aussiedler seit 1945 (Angekommen 2011). Dieser letzte Teil ist nun im Landtag zu sehen.
Die Ausstellung „Angekommen“ kann bis zum 26. Juni, von Montag bis Freitag, in der Zeit von 8 bis 18 Uhr im Parlamentsgebäude am Domplatz 6 – 9 in Magdeburg besucht werden. Der Eintritt ist frei.