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Plenarsitzung

Ein-Fach-Lehramt im Ausschuss diskutiert

Der Ausschuss für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt hat sich im Rahmen eines Fachgesprächs am Mittwoch, 8. März 2023, erneut mit dem Thema Lehrkräftemangel beschäftigt. Grundlage dafür war ein Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom Februar letzten Jahres. Darin schlugen sie vor, dass es zukünftig auch möglich sein sollte, beispielsweise nur ein Fach als Lehrer/in zu unterrichten, zum Beispiel nur Kunst, nur Musik oder nur Sport. Dies könnte ein Mittel sein, um dem Lehrkräftemangel insbesondere in diesen Fächern zu begegnen. Von der Fraktion DIE LINKE lag zu diesem Thema ein Alternativantrag vor.

Schultafel mit Aufschrift "Lehrer gesucht!"

Als Lehrer/in nur Kunst, Musik oder Sport unterrichten? Darüber diskutierte kürzlich der Wissenschaftsausschuss des Landtags.

Prof. Dr. Georg Maas, Direktor des Zentrums für Lehrer/innen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, erklärte, er könne sich das Ein-Fach-Modell durchaus vorstellen. Dies würde spezialisierten Bewerber/innen auch bei den Eignungsprüfungen entgegenkommen, weil sie kein zweites Fach wählen müssten. Er machte zudem deutlich, dass die Besoldungsfrage im Vorhinein geklärt sein sollte und die ausgebildeten Kolleg/innen keine Lehrer/innen zweiter Klasse sein dürften. Für Maas wäre das Konzept keine Notlösung in Bezug auf den Lehrermangel, vielmehr eine Bereicherung für das kulturelle Schulleben.

Gute Möglichkeit für Spezialisten

Durch eine spezielle Expertise, die das Ein-Fach-Lehramt mit sich bringe, wäre es möglich, Experten wie zum Beispiel Architekten mehrfach einzusetzen. Auch sie könnten dann als Quereinsteiger Lehrer/innen sein, erklärte Prof. Dr. Sara Burkhardt, Dekanin des Fachbereichs Kunst und Professorin für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik von der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Aus eigener Erfahrung schilderte sie, dass viele gute Kunststudierende, die Interesse am Lehramt hätten, abspringen würden, weil sie regelrecht von vorn studieren müssten. Burkhardt sprach sich dafür aus, dass solche „Fachkräfte mit wenig Aufwand gleich zum Lehrer gemacht werden, aber dennoch fundiert“. Außerdem verwies sie darauf, dass die Sekundarstufe I im Lehramt wenig gefragt sei und dass die neuen Lehrer für einen guten Unterricht auch zeitgemäß sein müssten.

Prof. Dr. Klaus Gereon Beuckers, Direktor am Kunsthistorischen Institut der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, stellte das Modell seiner Universität vor. In dem könnte, wie er sagte, „die Lösung für Sachsen-Anhalt, aber auch für andere Bundesländer liegen“. Das Modell sieht einen Bachelor einzig in Kunst vor, im Master würden sich die Studenten mit Kunstgeschichte, Pädagogik und Bildungswissenschaften beschäftigen – alles was ein Lehrer benötige. In Kiel würden mit diesem Modell weniger Studienabbrüche verzeichnet, so Beuckers. Er warnte davor, noch länger zu warten und sagte: „Es ist ein Verbrechen unseren Kindern gegenüber.“

Prof. Dr. Annette Ziegenmeyer, Leiterin des Zentrums für Lehrkräftebildung von der Musikhochschule Lübeck, schloss sich im Wesentlichen ihren Vorrednern an. Sie plädierte für einen „Quereinstiegsmaster“. Dadurch könne man die Einstiegsmöglichkeiten diversifizieren und hätte eine breitere Palette an Lehrern, allerdings auch auf einem gewissen Standard.

Nachteil Ein-Fach: Hohe Stundenzahl

Es sei wichtig, beispielsweise Künstler mit dem Ein-Fach-Lehramt an Schulen zu holen, denn diese würden mit ihrer großen Begeisterung für das Fach nur förderlich sein, betonte Gerhard Degner, Direktor des Landesschulamts Sachsen-Anhalt. Gleichzeitig fügte er aber an, dass diese sich erden müssten, um Empathie für die Schüler/innen zu haben. Denn schließlich sei es logisch, dass sich nicht jede/r für Kunst in gleichem Maß interessiere. Falls dies nicht gelänge, wären diese Lehrkräfte vermutlich unzufrieden. Einen weiteren Nachteil sehe er darin, dass die Ein-Fach-Lehrer für ihre Stundenanzahl 14 bis 15 Klassen unterrichten müssten, worunter der persönliche Schülerkontakt leiden würde. Insbesondere mit der Funktion des Klassenlehrers/der Klassenlehrerin sei dies schwer vereinbar. Er würde das Ein-Fach-Lehrer-Konzept daher eher in der Oberstufe für umsetzbar halten, so Degner.

Eva Gerth, die Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (Landesverband Sachsen-Anhalt), unterstrich ebenfalls, dass die Lehrkräfte grundsätzlich eine bestimmte Qualität haben müssten. Aufgrund des hohen Lehrermangels müsste jedoch sofort gehandelt werden. Sie verwies darauf, dass bereits in der Vergangenheit im Fall von Lehrkräftemangel auf Spezialisten zurückgegriffen worden sei. Außerdem schlug sie vor, ein gemeinsames Lehramtsstudium zu entwerfen, welches die Sekundarstufen I und II beinhalten sollte. Damit könnte dem mangelnden Interesse für ein Lehramtsstudium der Sekundarstufe I entgegengewirkt werden.

Ergebnisse und Dokumente

Trotz unterschiedlicher Vorschläge und Stellungnahmen in Bezug auf das Ein-Fach-Lehramt waren sich alle Teilnehmer im Ausschuss einig, der Lehrkräftemangel müsse schnellstens bekämpft werden und werde uns noch die nächsten Jahre beschäftigen. Nach dem Fachgespräch gab es noch keine abschließende Entscheidung über den Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und den Alternativantrag der Fraktion DIE LINKE. Der Ausschuss wird sich in einer seiner nächsten Sitzungen erneut mit dem Thema beschäftigen, um dann eine Beschlussempfehlung für den Landtag zu erarbeiten.