Bundesweit wird heute an den DDR-Volksaufstand am 17. Juni 1953 erinnert – und damit an den Mut Hunderttausender Menschen vor nunmehr 68 Jahren. Damals gingen rund eine Million Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden in der DDR auf die Straße. Die Streiks und Demonstrationen wurden von politischen Forderungen nach Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und der Wiedervereinigung Deutschlands bestimmt.
Heute gilt der Volksaufstand als eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Deutschlands. In der alten Bundesrepublik wurde der 17. Juni von 1954 bis 1990 als Nationalfeiertag (Tag der Deutschen Einheit) begangen. Er war das Symbol für die Zusammengehörigkeit der beiden deutschen Staaten. Die Erinnerung an die Gründe und die Ziele des Volksaufstands schärfen dieser Tage das Bewusstsein für Freiheit und Demokratie.
Magdeburg ein Zentrum des Aufstands
Rund 50 000 Menschen demonstrierten am 17. Juni 1953 allein in Magdeburg gegen Mangelwirtschaft und den „verschärften Aufbau des Sozialismus“. Als konkreter Auslöser gilt unter Historikern gemeinhin der Beschluss des ZK der SED vom Mai 1953, die Arbeitsnormen bei gleichbleibendem Lohn um mindestens zehn Prozent zu erhöhen. Daraufhin folgten in verschiedenen Städten kleinere Streiks, die zunehmend politischen Charakter entwickelten.
Als Zentrum des Schwermaschinenbaus entwickelte der Volkaufstand in Magdeburg eine besondere Intensität. Im Laufe des Tages besetzten Arbeiter aus den großen Werken zahlreiche staatliche Einrichtungen, zerstörten Bilder von SED-Repräsentanten, hinderten Züge im Hauptbahnhof an der Weiterfahrt und stürmten die Untersuchungshaftanstalt am Moritzplatz. Trauriger Höhepunkt der Demonstrationen war eine Schießerei rund um die Strafvollzugsanstalt Sudenburg, bei der sechs Menschen getötet und einige weitere verletzt wurden.
Wie im Rest der DDR verhängte die sowjetische Besatzungsmacht im Laufe des Tages den Ausnahmezustand und schlug den Aufstand nieder. Zwei angebliche Rädelsführer des Magdeburger Aufstands wurden einen Tag später standrechtlich erschossen, ein weiterer einige Monate später hingerichtet. Sie waren zwei von mindestens 55 unmittelbaren Todesopfern des Aufstands. 1600 Menschen sind nach wissenschaftlichen Erkenntnissen von der DDR-Justiz wegen ihrer Teilnahme und der Planung des Aufstands abgeurteilt worden. Der Aufstand wirkt bis heute nach, er hatte gut 30 Jahre später den Weg für die Friedliche Revolution im Herbst 1989 frei gemacht.
Der „17. Juni 1953“ zum Nachlesen
Ausführliche Hintergründe zum Volksaufstand mit vielen Bildern, Texten Video- und Tonaufnahmen finden Sie hier:
Dossier „17. Juni 1953“ der Bundeszentrale für politische Bildung