Tagesordnungspunkt 24
Auslobung eines Caspar-David-Friedrich-Preises für Malerei
Antrag Fraktion AfD - Drs. 8/4010
Einbringen wird diesen Antrag Herr Dr. Tillschneider, der schon zum Pult kommt. - Herr Dr. Tillschneider, bitte.
(Beifall bei der AfD)
Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Literatur kann nur von denjenigen verstanden werden, die in der Sprache dieser Literatur aufgewachsen sind. Literatur ist deshalb immer Nationalliteratur. Mit der Malerei verhält es sich anders. Die Abbildung dessen, was die Augen sehen, erschließt sich zumindest auf einer ersten Sinnebene jedem Weltbewohner. Die Bildsprache ist in der Tat universal. Eine Nationalmalerei analog zur Nationalliteratur ist deshalb nicht ohne Weiteres greifbar. Zumindest drängt sie sich nicht in gleicher Weise auf.
So nimmt es nicht wunder, dass die Malerei dem Ansinnen der Globalisten kaum Widerstand entgegensetzt. Die zeitgenössische Malerei ist keine nationale Kunst mehr, sondern eine Weltkunst oder, besser gesagt, eine Allerweltskunst geworden.
Die Malerei hat mit der Globalisierung Schritt gehalten. Sie will nicht mehr in nationaler Tradition verwurzelt sein. Sie legt es darauf an, jede Spur oder Herkunft abzustreifen und nur noch bodenlose Werke hervorzubringen, die an jedem Ort der Welt gleich gültig sind.
Als Zeichen gegen diese Einebnungstendenzen will die AfD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt einen Caspar-David-Friedrich-Preis für deutsche Malerei ausloben; denn die kulturelle Vielfalt der Nationen ist ein Wert an sich.
Wenn es so etwas wie eine spezifisch deutsche Malerei nicht mehr gibt, dann ist das ein Verlust wie das Aussterben einer Tierart, ein Weniger an kultureller Diversität. Deshalb ist es Aufgabe der Kulturpolitik, dafür zu sorgen, dass unsere deutsche Nationalkultur auch in der Malerei reichen und starken Ausdruck gewinnt.
Kaum ein Maler aber verdient es so sehr, deutscher Maler genannt zu werden, wie Caspar David Friedrich. Geboren am 5. September 1774 in Greifswald, studierte er von 1794 bis 1798 an der Kunstakademie in Kopenhagen und ging dann nach Dresden, wo er sesshaft wurde, heiratete und sein ganzes übriges Leben verbrachte.
Während die Maler damals nach Italien pilgerten, um dort antike Ruinen, Szenen der griechisch-römischen Mythologie, bukolische Idylle und anderlei Kitsch auf die Leinwand zu bringen, blieb Caspar David Friedrich in Deutschland, durchstreifte die Landschaften um Neubrandenburg, Greifswald und Dresden, wanderte durch den Harz, kletterte auf die Kreidefelsen auf Rügen und saß bei Sonnenuntergang lange am Ostseestrand, immer auf der Suche nach Bildern deutscher Landschaften, um sie sich einzuprägen.
Kaum eines der Gemälde von Caspar David Friedrich lässt sich indes lokalisieren. Seine Bilder zeigen keine konkreten Orte, sondern ideale Landschaften, Landschaften einer deutschen Seele, zusammengeschaut auf langen Wanderungen.
Keinem anderen Maler ist es jemals gelungen, der deutschen Volksseele solch prägnanten Ausdruck zu geben. Caspar David Friedrich wollte aller Welt zeigen, was eine deutsche Malerei sei, und es ist ihm geglückt.
Zu den Besonderheiten von Caspar David Friedrichs Charakter gehört, dass diese künstlerische Besinnung auf das deutsche Wesen in einem vorbildlichen patriotischen Engagement ihre politische Entsprechung fand. Caspar David Friedrich hat sich nie mit der napoleonischen Fremdherrschaft abgefunden. Als sich französische Truppen in Dresden aufhielten, zog er sich in die ländliche Umgegend zurück, weil er den Anblick der Besatzer nicht ertragen konnte.
(Zustimmung bei der AfD)
Er las die patriotischen Schriftsteller Theodor Körner und Heinrich von Kleist, stand in Kontakt mit Ernst Moritz Arndt. Caspar David Friedrich gehörte zur patriotischen Avantgarde jener Zeit und hat auch große materielle Opfer nicht gescheut. Zu alt und kränklich, um selbst in den Krieg gegen die französische Besatzungsmacht zu ziehen, rüstete er einen Freund mit Pferd und Waffen aus, wofür er sich verschuldete; denn die mehr als 200 Taler, die das Ganze kostete, hatte er nicht.
Ich bin mir sicher, würde Caspar David Friedrich heute leben, würde er das Geld der AfD spenden;
(Beifall bei der AfD - Lachen bei der SPD und bei den GRÜNEN - Sebastian Striegel, GRÜNE: Das bekommen Sie doch von Putin!)
denn wie die lützowschen Jäger damals mit Pferd und Schwert für die deutsche Freiheit und Souveränität stritten, so streiten wir heute mit Reden, Flugschriften und Plakaten für Freiheit und Souveränität.
(Beifall bei der AfD - Zuruf von Susan Sziborra-Seidlitz, GRÜNE)
Auf die Altparteien aber würde Caspar David Friedrich herabsehen, so wie er auf die Fürsten herabgesehen hat, auf die Büttel und Spitzel der Geheimpolizei, die nach dem Wiener Kongress die demokratischen Freiheitsbestrebungen unterdrückten, nicht viel anders, als heute der Verfassungsschutz gegen die freiheitliche Opposition vorgeht.
(Beifall bei der AfD)
Wenn wir erfahren, dass die Fürsten damals die altdeutsche Tracht verboten haben, weil sich die nationale Befreiungsbewegung mit dieser Mode identifizierte, dann erinnert uns das an die in unserer Zeit überhandnehmenden und immer lächerlicheren Verbote, bestimmte Dinge zu tragen und bestimmte Dinge zu sagen.
Wenn wir dann lesen, dass Caspar David Friedrich zum Protest gegen diesen Ungeist in einigen seiner Bilder die dargestellten Figuren in der verbotenen altdeutschen Tracht gemalt hat, dann ist dieses wackere Aufbegehren gegen die Unterdrückung Ausdruck genau des Freiheits- und Widerstandsgeistes, wie ihn heute die Alternative für Deutschland verkörpert.
(Beifall bei der AfD)
Einigen seiner Bilder hat Caspar David Friedrich auch patriotische Aussagen eingezeichnet, nicht plump und eindeutig, sondern in der Ambiguität, die großer Kunst angemessen ist, aber doch mit klarer politischer Richtung. Da ist etwa das Bild „Der Chasseur im Walde“, das einen napoleonischen Soldaten zeigt, der verloren dort steht, wo er nichts verloren hatte, nämlich auf einer Lichtung mitten in einem deutschen Wald. Er scheint zu zögern, ob er weiter in das Dunkel der dicht stehenden Bäume vordringen soll, die ihm wie eine abwehrbereite Armee entgegenstehen. Das Gemälde ist eine großartige Infragestellung imperialen Machtstrebens. Solcher Art war Caspar David Friedrichs künstlerischer Beitrag zu den Befreiungskriegen.
Sein patriotisches Engagement verstand Friedrich dabei nicht als etwas der Kunst Fremdes. Patriotismus war in seinem Selbstverständnis Grundlage auch des künstlerischen Schaffens; denn Caspar David Friedrich war der Meinung, dass der Künstler - ich zitiere - eines Maßes von Stolz auf sein Volk und Vaterland bedürfe, um etwas Tüchtiges zu leisten und nicht in der charakterlosen Allheit des Weltbürgertums zu zerfließen. Wie wahr! Ein gesundes Nationalgefühl ist die Grundlage jeder großen und erst recht jeder großen künstlerischen Leistung.
Gerade auch mit diesen Ansichten und Einsichten eignet sich Caspar David Friedrich hervorragend als Namenspatron eines Preises, der so etwas wie deutscher Malerei wieder auf die Beine helfen will,
(Olaf Meister, GRÜNE: In Sachsen-Anhalt?)
und zwar nicht als Ausdruck von Überheblichkeit, sondern als Beitrag zu echter Völkerverständigung; denn wenn, wie eingangs bemerkt, die Malerei aufgrund ihrer universalen Verständlichkeit, anders als die Dichtung, zu allen Menschen auf dieser Welt sprechen kann, dann zeigen Bilder, die das deutsche Wesen verkörpern, aller Welt, was das ist: deutsch. Auch wer kein Wort Deutsch spricht, kann so erfahren, worin unser Wesen besteht.
(Lachen bei der SPD und bei den GRÜNEN - Sebastian Striegel, GRÜNE: Das ist der Oberkracher!)
Nur Malerei freilich, die Ausdruck von Volksgeist ist, kann auch der Völkerverständigung dienen. Insofern sind die Bilder von Caspar David Friedrich auch heute noch und gerade heute der schönste Beitrag zur Völkerverständigung.
Caspar David Friedrichs Gemälde werden insbesondere in Russland als Ausdruck deutschen Wesens geschätzt.
(Lachen bei der SPD und bei den GRÜNEN - Dr. Katja Pähle, SPD: Ah, jetzt verstehen wir den Antrag! - Olaf Meister, GRÜNE: Es musste der Sponsor genannt werden! - Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Powered by Putin! - Zuruf von Holger Hövelmann, SPD)
Friedrich war schon zu Lebzeiten bei der internationalen Ausstellung patriotischer Kunst, die der russische Generalgouverneur am 24. März 1814 in Dresden zur Feier des Sieges über Napoleon eröffnete, mit seinen Werken vertreten. Angeregt von Charlotte von Preußen, der späteren Gattin des Zaren Nikolaus I.,
(Olaf Meister, GRÜNE: Was sagt denn China?)
kaufte der russische Hof in den folgenden Jahren zahlreiche Bilder von Caspar David Friedrich, die in Russland rege rezipiert wurden und der russischen Romantik Anstöße gegeben haben. Heute befindet sich in der Eremitage in Sankt Petersburg die größte Friedrich-Sammlung außerhalb Deutschlands.
Im Jahr 2021 wurde deshalb in Moskau und Dresden unter dem Titel „Träume von Freiheit - Romantik in Russland und Deutschland“ eine einzigartige Ausstellung gezeigt, die Gemälde von Caspar David Friedrich mit Gemälden russischer Romantiker zusammenstellte und die das letzte große deutsch-russische Kulturprojekt war, bevor durch den amerikanisch-russischen Stellvertreterkrieg in der Ukraine die deutsch-russischen Beziehungen tragischerweise unterbrochen wurden.
(Olaf Meister, GRÜNE: Ja!)
Auch gegen diese Torheit wollen wir ein Zeichen setzen und wieder zurück zum guten Miteinander und zur gegenseitigen Wertschätzung finden, die seit jeher das deutsch-russische Verhältnis gekennzeichnet hat. Auch dafür taugt Caspar David Friedrich. All das sind wunderbare zukunftsträchtige Fügungen, die uns zeigen: Es wäre gut für die Kultur in unserem Land, hätten wir den Caspar-David-Friedrich-Preis für Malerei, wie ihn die AfD-Fraktion hiermit beantragt.
(Beifall bei der AfD)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Es gibt eine Kurzintervention von Frau Sziborra-Seidlitz. - Frau Sziborra-Seidlitz, bitte.
Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Vielen Dank. - Zwei Anmerkungen. Das eine ist: Ich kann für Sie nur hoffen, dass es nicht so etwas wie Karma gibt; denn ansonsten passiert Ihnen heute mit Ihrer Stimme und Ihrer Zunge noch irgendetwas Schlimmes, nachdem Sie es ausgerechnet nach dieser Woche gewagt haben, hier über Patriotismus
(Zuruf von Felix Zietmann, AfD)
und über das deutsche Volk und den Wert für das deutsche Volk zu reden.
(Oliver Kirchner, AfD: Dass Ihnen das deutsche Volk nicht passt, das wissen wir ja!)
Es ist Ihre Partei, die gerade ununterbrochen unser Land verrät.
(Christian Hecht, AfD: Wie bitte? - Lothar Waehler, AfD: Was? - Jan Scharfenort, AfD: Das ist die neue Strategie der GRÜNEN!)
Das ist das eine.
Das Zweite: Weil Sie den Wert, den kulturellen Wert von Trachten, von regionalen Trachten hervorgehoben haben: Wir haben im Harz bis in die 30er-Jahre hinein eine wirklich großartige Vielfalt von sehr unterschiedlichen regionalen Trachten gehabt. Das kann man auf alten Abbildungen sehen. Wer diese regionale Vielfalt, diese wunderbare Vielfalt beendet hat, das waren die Nationalsozialisten.
(Oliver Kirchner, AfD: Da kennen Sie sich ja bestens aus!)
Es waren Rechtsextreme wie Sie in dem Versuch, die Bevölkerung gleichzuschalten
(Christian Hecht, AfD: Hat Ihnen das Ihr Mann erzählt? - Zuruf von Nadine Koppehel, AfD)
und eine sehr hässliche Einheitstracht einzuführen. Reden Sie nicht über Trachten!
(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der SPD - Christian Hecht, AfD: Hat Ihnen das Ihr Mann erzählt?)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Dr. Tillschneider, wollen Sie reagieren?
Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Natürlich will ich reagieren. - Es ist einigermaßen lächerlich, wenn die GRÜNEN uns hier Volksverrat vorwerfen.
(Olaf Meister, GRÜNE, lacht)
Denn ich sage Ihnen
(Susan Sziborra-Seidlitz, GRÜNE: Russland und China! Für andere Länder! Für Geld!)
- Ja, ja, ja. - Wissen Sie was? Ich habe es schon einmal gesagt: Sie sind die
(Olaf Meister, GRÜNE: Was denn?)
Lobbyisten der US-Eliten in deutschen Parlamenten. Der Volksverrat der GRÜNEN ist unüberbietbar; da kommt überhaupt niemand heran.
(Beifall bei der AfD - Olaf Meister, GRÜNE: Doch, doch! Sie machen das ganz locker! - Sziborra-Seidlitz: Das ist so lächerlich!)
Das ist das eine.
Dann ist es so: Es ist natürlich ein beliebtes Spiel, das betreiben Sie auch, wenn vom Europa der Regionen die Rede ist. Sie wollen die Regionen gegen den Nationalstaat ausspielen - was Sie jetzt wieder gemacht haben ,
(Olaf Meister, GRÜNE: Den Harz?)
um den Nationalstaat aufzulösen.
(Lachen bei der SPD)
Nein, das ist überhaupt kein Gegensatz. Die nationale Kultur ist die Klammer der regionalen Vielfalt.
(Zustimmung bei der AfD - Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Nehmen Sie doch einmal zu dem Stellung, was Frau Sziborra-Seidlitz gesagt hat! - Susan Sziborra-Seidlitz, GRÜNE: Sie haben über die Vielfalt gesprochen!)
Im Übrigen habe ich von einer nationalen Tracht gesprochen, nämlich von der altdeutschen Tracht, die Friedrich in seinen Bildern gemalt hat,
(Susan Sziborra-Seidlitz, GRÜNE: Haben Sie sich die einmal angeguckt? Die ist potthässlich und eine Neuerfindung der 30er! Das hat überhaupt nichts mit Caspar David Friedrich zu tun! - Markus Kurze, CDU: Leute! Leute! Hört doch mal auf zu brüllen! Das ist unerträglich!)
- genau - und zwar von einer nationalen Tracht. Es geht also nicht um Regionen, sondern um Nationen. Heutzutage sind nicht die Regionen bedroht, die Nationen sind bedroht.
(Unruhe)
Und wir sind da,
(Olaf Meister, GRÜNE: Russland, immer wieder Russland!)
um den deutschen Nationalstaat mit seiner deutschen Nationalkultur zu verteidigen.