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Plenarsitzung

Transkript

Dr. Tamara Zieschang (Ministerin für Inneres und Sport):

Herzlichen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren Abgeordneten! Das ist jetzt ein thematischer Bruch, der nicht ganz leicht ist.

Herr Abg. Silbersack, ich muss Sie in einem Punkt präzisieren. Sie sagten, dass Sachsen-Anhalt beim Schwimmen Spitzenklasse ist. Ich muss präzisieren: Magdeburg ist Spitzenklasse.

(Lachen bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Gemessen an den internationalen Erfolgen ist Magdeburg der erfolgreichste Bundesstützpunkt Deutschlands. Auch im Nachwuchsbereich ist Magdeburg der stärkste Schwimmstandort.

(Marco Tullner, CDU: Es reicht, Frau Zieschang, es reicht! - Lachen bei der CDU und bei der FDP)

Da die Option besteht, dass Magdeburg auch der Bundesstützpunkt für Freiwasserschwimmen wird, kann hier sogar ein attraktiver Doppelstützpunkt entstehen.

Der Erfolg bringt es mit sich, dass viele Athletinnen und Athleten in Magdeburg trainieren und man deswegen im Augenblick mit der genutzten Elbeschwimmhalle absolut an Kapazitätsgrenzen stößt. Das hat zum einen etwas damit zu tun, dass mehrere Menschen, Vereine und Organisationen die Elbeschwimmhalle nutzen und sie eben nicht allein dem Spitzensport zur Verfügung steht. Das ist ein Problem, das wir bundesweit zu verzeichnen haben: Kein einziger Bundesstützpunkt verfügt über eine Schwimmhalle, die ausschließlich dem Spitzensport zur Verfügung steht.

Aber die Elbeschwimmhalle ist zum anderen auch in die Jahre gekommen. Man hat im Augenblick auch bei dem Strömungskanal nicht mehr den aktuellen Stand der Technik. Aber auch die Videoanalyse kann im Augenblick nicht genutzt werden, weil parallel mit der Öffentlichkeit trainiert wird.

Deswegen, Herr Lippmann, hat der Magdeburger Stadtrat im Juni letzten Jahres den Grundsatzbeschluss gefasst, dass ein Neubau einer Schwimmhallte für den Leistungssport in Sachsen-Anhalt in Magdeburg erfolgen soll. Aber weil die Förderung des Leistungssports und des Spitzensports nun einmal nicht primär Aufgabe der Kommune, sondern primär Aufgabe des Bundes ist, habe ich in enger Abstimmung mit der Stadt im Februar dieses Jahres mit der im Bundesinnenministerium zuständigen Staatssekretärin Juliane Seifert ein Gespräch geführt und dort Überlegungen für ein Schwimmzentrum für Deutschland vorgestellt. Bei dem Gespräch haben mich die LSB-Präsidentin Silke Renk-Lange und der schon viel genannte Schwimmtrainer Bernd B. begleitet. Von Bernd B. soll ich sogar herzlich grüßen. Er wäre heute auch mit dabei gewesen, befindet sich aber gerade im Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada, weil er nur dort die Trainingsbedingungen zur Verfügung hat, die wir perspektivisch in Magdeburg schaffen wollen.

(Marco Tullner, CDU: Gibt es denn dort Wasser?)

Welche Funktionen soll dieses Schwimmzentrum erfüllen? - Am Ende soll es drei Funktionen vereinen: Es soll ein Zentrum des Leistungssports für Becken- und Freiwasserschwimmen in Magdeburg sein. Aber auch die Bundesstützpunktregion sowie die Bundesrepublik Deutschland sollen davon profitieren. Es soll ein Zentrum für nationale Lehrgangsmaßnahmen der Nationalmannschaften des Deutschen Schwimm-Verbandes sein. Zudem soll es ein Ausbildungs- und Fortbildungszentrum für Trainerinnen und Trainer im Leistungssport Schwimmen sein.

Um dieses Zentrum und diese Funktionen umzusetzen, ist der Neubau einer modernen Schwimmhalle zwingend erforderlich. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten weitere intensive Gespräche mit dem Bund dazu führen, der den Großteil der Kosten tragen soll. Aber wir werden auch mit dem Deutschen Schwimm-Verband und mit dem DOSB weiter reden. Für diese Gespräche wäre Rückendeckung gut. Rückendeckung könnte eine breite Unterstützung des vorliegenden Antrags sein. - Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und bei der FDP)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Frau Ministerin, warten Sie noch. Offensichtlich haben Sie den Lokalpatriotismus zu stark gereizt. Das ist jetzt meine Vermutung.

(Lachen bei der CDU)

Jedenfalls will Herr Tullner Ihnen eine Frage stellen.

(Detlef Gürth, CDU: Er ist doch Nichtschwimmer! - Lachen bei der CDU - Dr. Falko Grube, SPD, lacht)


Marco Tullner (CDU):

Nein, überhaupt nicht: Ihre Vermutung, Herr Präsident, ist völlig falsch. Denn ich sehe durchaus ein, dass man in die Infrastruktur des Sports im Lande investieren muss. Vor einigen Jahren ist das in Halle passiert, nach meiner Kenntnis analog mit einer Schwimmhalle. Jetzt haben wir das hier. Damit bin ich völlig d'accord.

Ich habe eine Frage. Wir reden jetzt darüber, wie wichtig der Schwimmsport ist und welche Erfolge wir erzielen. Das ist bezogen auf den Kollegen Wellbrock   ich bin kein Schwimmexperte   und vielleicht ein, zwei andere Personen richtig. Aber insgesamt ist der deutsche Schwimmsport in den letzten Jahren doch dramatisch abgesackt. Wir haben null Erfolge. Ständig gibt es Diskussionen über schlechte Strukturen im Verband. Eine Krise jagt die nächste. Wird denn auch an so etwas gedacht?

Wir haben zwar im Hinblick auf bauliche Aspekte und die Infrastruktur, glaube ich, die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber solange die Strukturen nicht so angepasst werden, dass wir Chancen haben, auch in internationalen Wettbewerben zu bestehen     Das fehlte mir ein bisschen bei der Begeisterung für dieses Projekt.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Sie können antworten.


Dr. Tamara Zieschang (Ministerin für Inneres und Sport):

Um sportlich erfolgreich zu sein, bedarf es natürlich auch einer gewissen Sportinfrastruktur. Man kann sagen, dass die Infrastruktur in Deutschland insgesamt nicht ideal ist, weil es keine einzige Schwimmhalle gibt, die ausschließlich und allein dem Spitzensport zur Verfügung steht. Das bedeutet unter anderem, dass Trainingslager sämtlich im Ausland stattfinden müssen, weil es in Deutschland keine Trainingsoption gibt. Denn alle Schwimmhallen, die an den einzelnen Bundesstützpunkten vorhanden sind, werden immer gemeinsam mit der Öffentlichkeit genutzt. Ich sage immer: Die Seniorengruppe mit den Schwimmnudeln trainiert dann eben neben dem Goldmedaillengewinner.

Das sind keine idealen Bedingungen. Deswegen müssten wir gerade an diesen Rahmenbedingungen für Deutschland arbeiten. Wir bieten mit einem zukünftigen Schwimmzentrum für Deutschland am Ende selbstverständlich dem gesamten Schwimmverband eine gute Infrastruktur an, um auch über Magdeburg hinaus erfolgreich zu sein.

(Beifall bei der CDU)