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Plenarsitzung

Transkript

Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Vieles war leider komplett an unserem Antrag vorbei.

(Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)

Wir beziehen uns ausschließlich auf öffentliches Bauen. Das Beispiel Trump Tower verfängt nicht. Privatbauten haben wir gar nicht gemeint; der Antrag bezieht sich gar nicht auf sie. 

Dann zu dem Argument des Relativismus, das immer wieder kam. Der modernistische Baustil, der Bauhausbaustil, unterscheidet sich von allen anderen Stilen dadurch, dass er ganz bewusst den Traditionsbruch sucht und Tabula Rasa machen will. 

(Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Ja!)

Und das macht ihn eben so hässlich. 

(Guido Kosmehl, FDP: Puh! - Zurufe von den GRÜNEN)

Was auch übersehen wurde     

- Genau, in der Mehrheitsempfindung der Bevölkerung. Sie haben in wirklich all Ihren Erwiderungen die Beteiligung der Bürger ignoriert; wahrscheinlich weil Sie das auch gar nicht hören können. Das ist ein Kernpunkt unseres Antrags. Wir wollen nämlich nach dem Geschmack der Mehrheit der Bevölkerung bauen. 

(Zustimmung bei der AfD - Zurufe von Cornelia Lüddemann, GRÜNE, von Dr. Falko Grube, SPD, und von Guido Kosmehl, FDP - Weitere Zurufe - Unruhe)

Was Sie auch nicht verstanden haben - Sie haben sich ja lustig gemacht über die Säulen  : Wir wollen keine Kopien des Gewesenen, sondern wir wollen echte Kreativität. Echte Kreativität liegt aber im Spannungsfeld der Kopie und der völligen Traditionslosigkeit. Das ist so. 

(Dr. Falko Grube, SPD, lacht)

Dann zu den Architekten. Wissen Sie, mich haben Architekten angeschrieben, unter anderem ein namhafter Architekt aus Thüringen. Er hat mir eine Mappe geschickt, und er macht genau das. Er baut inspiriert durch klassizistische Formelemente. 

(Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN - Unruhe)

Er findet diesen Antrag spitze, weil er nämlich auch das Problem hat, dass bei Ausschreibungsverfahren aufgrund politischer Voreinstellungen eben nur noch Modernistisches zum Zuge kommt und nicht mehr das, was er macht. 

(Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN - Unruhe)

Dann zu Herrn Gürth. Ich verstehe auch Ihren ganzen Furor nicht, denn Trump hat das, was wir wollen, zum Gesetz gemacht bzw. wir haben, inspiriert von dem Trump-Gesetz, einen Antrag eingebracht.

(Dr. Falko Grube, SPD: Das ist kein Gesetz! - Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)

So schlecht kann es doch     Ja, ein Federal Act. Das ist doch jetzt egal, wie man es ins Deutsche übersetzt. 

(Tobias Krull, CDU: Das ist nicht egal! - Weitere Zurufe)

Das ist doch jetzt wurscht, wie wir es übersetzen. Es ist jedenfalls eine Norm und es bringt auch nicht mehr Bürokratie. Das ist Quatsch. Es steht nirgendwo in unserem Antrag, dass wir mehr Bürokratie wollen. 

(Zurufe von der CDU, von der SPD und von den GRÜNEN)

Vielmehr soll das eine Anleitung für Entscheidungsprozesse, die ohnehin ablaufen, sein. Dabei wird überhaupt kein bisschen Bürokratie hinzugefügt. 

Also, das war einfach an unserem Antrag vorbei. 

(Andreas Silbersack, FDP: Sie waren auch schon besser!)

Deshalb preußischer Klassizismus - in den letzten 20 Sekunden will ich das noch kurz erklären; ich habe gedacht, dass es sich eigentlich selbst erklärt, aber Sie verstehen es nicht  : preußischer Klassizismus deshalb, weil im Preußentum eine vorbildliche deutsche Staatlichkeit Ausdruck findet, 

(Dr. Falko Grube, SPD: Aber keine demokratische! - Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN - Unruhe)

und weil der Klassizismus auf die klassische Antike zurückgeht, wo die Demokratie herkommt. 

(Dr. Falko Grube, SPD: Aber nicht wegen der Demokratie! Das ist völliger Unsinn!)

Das ist doch eine wunderschöne Verbindung von griechischer Demokratie und deutscher Staatlichkeit. Was haben Sie dagegen? 

(Beifall bei der AfD - Guido Heuer, CDU: Und das Nürnberger Stadion! - Zurufe von der CDU, von der SPD und von den GRÜNEN - Unruhe)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Es gibt eine Intervention von Herrn Schmidt. - Herr Schmidt, versuchen Sie es einmal. 


Dr. Andreas Schmidt (SPD): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Herr Tillschneider, ich sage jetzt etwas über vorbildliche preußische Staatlichkeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Schinkelkirche - Sie als Affektionator haben sicher schon einmal eine gesehen - ist ein Baukonzept für kleine Gemeinden, die sich eine eigene Kirche nicht leisten konnten und die dann eine Kirche billig bauen konnten. Die erste ist im Jahr 1817 in Auftrag gegeben worden, hier in Magdeburg, und zwar St. Nikolai. Schinkel hat ja ganz viel gemacht. Er hat auch Denkmale gerettet. Er hat nicht nur klassizistisch gebaut und restauriert. Ursprünglich sollte die Kirche gotisch werden, aber das war zu teuer. Dann hat man sich für einen klassizistischen Bau entschieden. Einen großen Turm konnte sie nicht bekommen, weil der Magdeburger Festungskommandant die Sicht auf das Vorfeld beeinträchtigt sah. 

Diese Schinkelkirche, die in Magdeburg gebaut wurde, ist dann ganz viel in Preußen gebaut worden, z. B. in Langenbogen in der Provinz Sachsen. Das sind ganz billige, einfache, viereckige Kästen. Das sind Zweckbauten, die gebaut werden mussten, weil der preußische König überall vor Ort einen Landesbediensteten, einen Pfarrer haben wollte, der auf die Leute einwirkte, und weil er überall, auch in den kleinsten Orten eine Gemeinde gründen wollte. 

Reiner Pragmatismus     


Vizepräsident Wulf Gallert:

Herr Schmidt, wir sind in einer Dreiminutendebatte. Dabei können wir mit der Intervention nicht so weit zurückgehen. 


Dr. Andreas Schmidt (SPD):

Das war reiner Pragmatismus. Schinkel hat die Dinger vermutlich nicht einmal selbst schön gefunden. So lebenspraktisch und schlicht war die preußische Staatlichkeit in dieser Zeit. 


Vizepräsident Wulf Gallert:

Wenn Sie wollen, können Sie darauf antworten. 


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Ja. - Das war jetzt eine nette Geschichte, 

(Dr. Katja Pähle, SPD: Das war Geschichte!)

aber ich verstehe nicht, wie diese ein Argument gegen unseren Antrag sein soll. Das bestätigt doch einfach nur unseren Antrag; das Vorgeben, wie gebaut werden soll. Der Herr Schinkel ist in die Tradition gegangen, hat sich aus dem Formenschatz bedient und hat im Kontext seiner Zeit, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der speziellen Interessen seiner Zeit etwas Neues daraus gemacht. Deshalb werden die Dinge noch heute als schön empfunden. Ich habe kein Argument gegen unser Antrag erkennen können.