Thomas Lippmann (Die Linke):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, dieser Antrag auf Initiative der FDP hat bei uns doch für einige Irritationen gesorgt. Die habe ich mit meiner Nachfrage an den Kollegen Bernstein auch schon zum Ausdruck gebracht.
Wir haben, nachdem wir das damals im Koalitionsvertrag gelesen hatten, die FDP in den letzten drei Jahren sowohl hier im Plenum als auch im Bildungsausschuss immer wieder nach diesen Talentschulen gefragt, ohne bisher eine erhellende Antwort darauf zu bekommen. Es war einfach nicht herauszubekommen, was diese Talentschulen denn nun sein sollen.
Und jetzt, nachdem sich der Bund nach zähen Verhandlungen mit den Ländern auf ein milliardenschweres Startchancen-Programm verständigt hat, verkauft uns die FDP das Programm hier noch einmal unter dem Label der Talentinitiative, um an dieser Stelle den Koalitionsvertrag formal abzurechnen. Das ist nicht viel, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich musste jetzt auch den Großteil meiner Rede zur Seite legen, weil ich trotzdem noch gutgläubig davon ausgegangen bin, hier käme irgendetwas on top dazu. Das war weder dem Antragstext noch der Einbringungsrede so klar zu entnehmen. Inzwischen ist es auch mithilfe der Kollegin Pähle sehr viel klarer gestellt worden.
Liebe Kolleginnen, deswegen wird jetzt alles auch sehr viel kürzer. Es bleibt allerdings auch bei unserer Überzeugung, dass mit diesen Programmen mit viel Aufwand vor allem die Schäden behoben werden sollen, die aufgrund des gegliederten Schulsystems überhaupt erst entstehen.
(Zustimmung bei der Linken)
Ein Paradigmenwechsel, den Sie für Ihre Initiative ja in Anspruch nehmen und der der wirksamste Beitrag gegen die Abhängigkeit des Bildungserfolges von der sozialen Herkunft ist - das ist nun mal völlig unbestritten der Fall , wäre es, wenn Sie die Sortiererei nach der 4. Klasse endlich beenden würden.
(Zustimmung bei der Linken und von Olaf Meister, GRÜNE)
Aber da fehlt es ja weiterhin an jeder Einsicht. Natürlich ist vor diesem Hintergrund jede Initiative zu begrüßen, die der ungerechten Verteilung der Bildungschancen in unserem Schulsystem etwas entgegensetzt. Deshalb wünschen wir Ihnen für dieses Programm auch bestmöglichen Erfolg, damit zumindest einige Schülerinnen und Schüler weniger Benachteiligungen im Schulsystem erfahren.
Es bleibt natürlich trotzdem die Frage, was mit all den Schulen ist, die rechts und links neben den Startchancen-Schulen existieren und die ähnliche Probleme haben. Wir werden diesen Antrag natürlich nicht ablehnen, weil darin nichts Falsches steht. Aber es ist natürlich viel zu dünn und viel zu wenig, um dem zuzustimmen.