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Plenarsitzung

Transkript

Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Seit Monaten kreist über unserem Land medial und hier im Parlament das zahnlose Gespenst der drohenden zahnärztlichen Unterversorgung und dieses ist, weiß Gott, ein gruseliger Anblick. 

Aber gerade im Bereich der Zahngesundheit lohnt es sich, nicht nur auf die Pathogenese zu schauen, sondern eines besonders in den Blick zu nehmen: die Salutogenese, also die Gesundheitsförderung und Prävention. 

Der Bereich der Zähne ist geradezu prädestiniert für diesen Blick; denn wir alle leisten täglich mehrfach Gesundheitsförderung, indem wir unser Zähne putzen. Dies ist kulturell tief verankert; denn ich denke, nahezu alle Eltern werden mit ihren Kindern das Zähneputzen üben, entsprechende Abzählreime und Lieder kennen und diese hübsche Dreiminutensanduhr am Spiegel im Bad kleben haben. 

Einerseits ist also Prävention im Bereich der Zahngesundheit quasi Common Sense. Andererseits zeigt z. B. der aktuelle Barmer-Report, dass die Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt gerade bei jungen Menschen oft unregelmäßig stattfinden und dass das Bewusstsein, für die Gesundheit der eigenen Zähne verantwortlich zu sein, oft fehlt. Auch aus diesem Grund gibt es seit vielen Jahren das Gesundheitsziel des Landes: Verbesserung der Zahngesundheit bei der Bevölkerung auf Bundesdurchschnitt. Das ist, ehrlich gesagt, nicht allzu ambitioniert formuliert, wenn man nur den Bundesdurchschnitt anstrebt, aber natürlich ist es trotzdem gut, sich in diesem Bereich auf den Weg zu machen und diesen Bereich in den Blick zu nehmen. 

Bezogen auf junge Menschen in Sachsen-Anhalt kam das dritte Schlaglicht zur Gesundheitsberichterstattung im Land im Jahr 2017 zu einem erfreulichen Befund: Die Zahngesundheit hatte sich von 2007 bis 2017 insgesamt signifikant verbessert. Ob damit das Gesundheitsziel für die junge Generation bereits erreicht war, ist nicht ersichtlich. Aktuellere Daten habe ich beim schnellen Blick auf die einschlägigen Landesseiten nicht gefunden. 

Mir scheint, eine aktuelle Betrachtung dieses Gesundheitsziels des Landes ist dringend nötig. Daher beantragen wir eine Evaluation dieses Ziels mit der Vorstellung und Diskussion im Ausschuss. Das ist Teil unseres Alternativantrages. Aber mit unserem Alternativantrag wollen wir natürlich noch mehr, und zwar grundsätzlich einen ganzheitlichen Blick auf das Thema. Dazu gehört dann auch das Bildungsprogramm „Bildung elementar“. Meines Wissens steht es in den Startlöchern für eine Überarbeitung. Dabei sollte in unseren Augen der Punkt Zahngesundheit aufgegriffen und verankert werden. Kitas sind an dieser Stelle meistens schon ganz gut aufgestellt, mit Möglichkeit zum Zähneputzen. In der Grundschule sieht es dann übrigens anders aus. Dennoch sollte dieser Aspekt der eigenen Gesundheit und Selbstsorge im Bereich der frühkindlichen Bildung stärker und verbindlich verankert werden. 

Unsere hohen Betreuungsquoten im Land schaffen die Möglichkeit, damit Kinder zu erreichen, die zu Hause keine Zahnbürste zu Gesicht bekommen, die zu Hause nichts über den Zusammenhang von gesunder Ernährung und gesunden Zähnen lernen. Denn auch wenn sich die Zahngesundheit insgesamt deutlich verbessert hat, wie es der Bericht gezeigt hat, so gibt es das Phänomen der Polarisierung der Karies bei Kindern. Sehr viele Kinder haben wunderbar gesunde Zähne, aber es gibt eine kleine Gruppe mit sehr starkem Kariesbefall. Diese Gruppe müssen wir auch und besonders in der Kita erreichen wollen. Natürlich sind auch die zahnärztlichen Reihenuntersuchungen in den Schulen landesweit zu sichern.

Verehrte LINKE, hiermit komme ich zu Ihrem Anliegen. Natürlich braucht es aufseiten des Landes Aktivitäten zur Sicherung der medizinischen Versorgungsangebote in diesem Bereich. Natürlich brauchen wir Versorgungsangebote, um Kontrolltermine und die Behandlungen von akuten Fällen für alle Menschen im Land möglichst wohnortnah zugänglich zu machen. Dass wir dafür nicht mehr bei der klassischen Einzelarztpraxis als Leitbild bleiben können, sollte hoffentlich jedem klar sein. Das gilt für die zahnärztliche Versorgung ebenso wie für den gesamten Gesundheitsbereich. 

Neue Versorgungsformen, neue Ansätze und Ideen gibt es zahlreich. Wir zählen in unserer Liste einige auf, aber auch diese nicht abschließend. Sich hier nur das zufällige Beispiel des Gesundheitsbahnhofs herauszupicken, verengt den Blick auf die Möglichkeiten und auf das, was schon entwickelt worden ist und was noch entwickelt wird, unnötig. Dieser mag sich an manchen Stellen anbieten, aber längst nicht überall. Es braucht eine allgemeine Offenheit und die Bereitschaft, um Ecken zu denken und über Tellerränder zu blicken. Das ist vom Land grundsätzlich zu unterstützen, zusammen mit der zuständigen KZV, den Kassen und insbesondere auch mit den Kommunen; denn MVZ können auch kommunal getragen werden. 

(Hendrik Lange, DIE LINKE: Echt?)

Es muss geschaut werden, was wo Sinn macht und wie das Land fachlich, organisatorisch und auch finanziell unterstützen kann. Ich freue mich auf die Ausschussberatung dazu. - Vielen Dank. 

(Beifall bei den GRÜNEN)