Konstantin Pott (FDP):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Die Situation in der Kindertagesbetreuung in Sachsen-Anhalt und der Fachkräftemangel aufgrund einer Steigerung der Qualität in diesem Bereich beschäftigen den Landtag jetzt nicht das erste Mal und werden mit Sicherheit in dieser Legislaturperiode noch das eine oder andere Mal diskutiert werden.
Frühkindliche Bildung und Kindertagesbetreuung sind die Grundlage dafür, dass Kinder wichtige Grundlagen erlernen können, Freunde und Freundinnen gefunden werden können oder aber eben innerhalb des Bereichs der frühkindlichen Bildung erste Erfahrungen gesammelt werden können. Auch die Zahlen der Schuleingangsprüfungen zeigen, wie wichtig die frühkindliche Bildung insgesamt ist.
Doch auch für die Eltern ist ein gut ausgebildetes Kindertagesbetreuungsangebot ein wesentlicher Entlastungsfaktor. Gerade wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, ist das ein wichtiger Punkt.
(Zustimmung bei der FDP)
Ich glaube, den sollten wir nicht außer Acht lassen. Damit ist frühkindliche Bildung auch ein Wirtschaftsfaktor.
Zur aktuellen Situation können wir festhalten, dass Sachsen-Anhalt ein breites Angebot an Kindertagesbetreuung hat, seien es die Krippe, der Kindergarten oder nach der Schule der Besuch im Hort. Ein solch umfangreiches Angebot in der Fläche ist in kaum einem anderen Bundesland so vorhanden wie in Sachsen-Anhalt. Ich glaube, auch das muss man hier einmal erwähnen. Ich glaube, wir können auch durchaus stolz darauf sein, dass wir es dort schaffen, die Eltern entsprechend gut zu entlasten.
(Zustimmung bei der FDP)
Jedoch kommen - das möchte ich gar nicht abstreiten - neben den positiven Aspekten eben auch immer wieder negative Belastungen auf die Einrichtungen der Kindertagesbetreuung zu; seien es weitere Regenerationstage mit Auswirkungen auf den Personalschlüssel oder aber der Fachkräftemangel, den ich eben schon erwähnt habe und der dann vielleicht auch einen Einfluss auf die Schließzeiten hat.
Der Fachkräftemangel ist in allen Sektoren in Sachsen-Anhalt spürbar, sei es in der Pflege, dem Handwerk oder eben in der Kindertagesbetreuung. In Sachsen-Anhalt schließen jährlich um die 1 000 Schüler die Ausbildung ab, verbleiben dann aber entweder nicht im Bereich der Kindertagesbetreuung oder nicht im Land. Wir dürfen aus meiner Sicht als Politikerinnen und Politiker nicht zu sehr in den Entscheidungsprozess eingreifen, den Absolventinnen und Absolventen nach einer abgeschlossenen Ausbildung durchlaufen. Wir müssen vielmehr versuchen, die richtigen Rahmenbedingungen zu finden, damit die Absolventen im Land bleiben und das Land Sachsen-Anhalt attraktiver wird.
(Zustimmung bei der FDP)
Die Bindung der Fachkräfte kann nicht allein durch das Land und die Politik geregelt werden. Wir müssen dazu in einen Dialog mit den Trägern der Einrichtungen eintreten. Die müssen wir in den Prozess involvieren und gemeinsam in einen Austausch gehen. Zusammenarbeit sollte dabei im Fokus stehen.
Grundsätzlich gilt es auch, über den Bereich der Ausbildung zu diskutieren und, wenn nötig, auch dafür über Attraktivitätssteigerungen oder mögliche Attraktivitätssteigerungen zu sprechen. Damit können wir möglichst viele Menschen zur Ausbildung bewegen. Auch das werden wir mit Sicherheit brauchen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch die praxisintegrierte Ausbildung. Sie steigert die Attraktivität der Ausbildung und erhöht die Bindung der Auszubildenden an den Ausbildungsbetrieb.
Weitere Möglichkeiten zum Entgegenwirken stellt die Ausbildung für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger dar. Sie ermöglicht es, die benötigten Vorpraktika zu fördern und die Betroffenen zu unterstützen und somit den Zugang zur Ausbildung zu erleichtern. Auch die Schulgeldfreiheit der Erzieherausbildung trägt maßgeblich zur Attraktivitätssteigerung bei.
Ich möchte es trotzdem noch einmal betonen: Wir brauchen jede einzelne Fachkraft und wir müssen über vielfältige Möglichkeiten sprechen, um die Ausbildungsattraktivität zu steigern.
(Zustimmung bei der FDP)
Abschließend möchte ich eines noch einmal kurz festhalten: Sachsen-Anhalt besitzt ein breit aufgestelltes Angebot an Kindertagesbetreuung, das es in kaum einem anderen Bundesland in Deutschland so gibt und welches förderlich für die Kinder, aber eben auch entlastend für Eltern ist. Das wollen wir natürlich beibehalten, aber in Zukunft stärker den Aspekt der Qualität mit den Blick nehmen und möglichst für Qualitätssteigerungen sorgen, sodass wir den Beruf sowie die Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher attraktiver gestalten. Gerade mit Blick auf ein gutes Bildungsangebot müssen wir bereits den frühkindlichen Bereich stärker in den Fokus nehmen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Gerade die aktuellen Zahlen bei den Schuleingangsprüfungen, die ich erwähnt habe, geben mit Sicherheit Grund zur Sorge. Wir müssen diesen Bereich stärker in den Fokus nehmen.
Wir stimmen dem Alternativantrag der Koalitionsfraktionen sowie der vorliegenden Beschlussempfehlung zu. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.