Dr. Katja Pähle (SPD):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, wir müssen wirklich alles tun, damit in Sachsen-Anhalt mehr Lehrkräfte vor die Klassen kommen. Das hat auch die gestrige Aktuelle Debatte noch einmal gezeigt.
Ja, auch die Lehramtsausbildung kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Beruf attraktiver zu machen. Aber ich versuche es tatsächlich noch einmal: Es ist richtig, dass unsere Hochschulen im Land die Lehramtsausbildung als wichtige Aufgabe, insbesondere in Halle, als Profilfaktor erkennen. Diesbezüglich sind wir mit der neuen Rektorin in Halle auf einem guten Weg. Es ist keine lästige Pflicht in Halle, es ist profilprägend und die machen das gut.
Es ist auch richtig, wie es Frau Ministerin in Vertretung für Herrn Prof. Willingmann vorgetragen hat, über weitere Kombinationen in Magdeburg zu sprechen - gern. Aber wir stellen fest, dass die aktuelle Anzahl von Studienplätzen nicht von Studierenden in Anspruch genommen wird.
(Zuruf von Olaf Meister, GRÜNE)
Um es mit einer, ich gebe es zu, Milchmädchenrechnung gleichzusetzen: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es drei Universitäten, die Lehramt ausbilden, und trotzdem haben die nicht genügend Lehrkräfte. Woran liegt das denn? - Es liegt an dem Bild der Lehrkräfte, das sie in unserer Bevölkerung haben.
(Angela Gorr, CDU, zustimmend: Genau!)
Es liegt an dem zurückgehenden Anteil von jungen Menschen.
(Ulrich Siegmund, AfD: Sind Sie selbst schuld daran!)
Noch einmal: Wir können es alle politisch bedauern, wenn junge Menschen sich eher für das Studium von Sprachen im Lehramt interessieren als für die klassischen Naturwissenschaften oder den MINT-Bereich. Natürlich können wir das bedauern, aber wir werden sie durch eine restriktive Studienlenkung davon nicht abbringen. Aus jemandem, der Spanisch und Englisch studieren will, werden Sie keinen Physik- und keinen Mathelehrer schnitzen.
(Zustimmung bei der SPD)
Ich glaube, wir tun gut daran, über die unterschiedlichen Möglichkeiten, auch über die besseren Kooperationsmöglichkeiten, z. B. bei Laborkapazitäten zwischen Halle und der Hochschule in Merseburg, zu reden. Das sollte im Ausschuss passieren.
(Zustimmung von Guido Heuer, CDU)
Auch wenn wir den Masterplan im Bildungsausschuss haben, sind die Gespräche mit den Hochschulen an erster Stelle etwas, das vorrangig in den Wissenschaftsausschuss gehört.
(Zustimmung bei der FDP)
Wir können das dann gern mit der Diskussion im Bildungsausschuss zusammenbringen. Aber ich bitte wirklich bei allem Lokalpatriotismus an dieser Stelle, ruhig an die Sache heranzugehen und zu schauen, was geht und was wir gemeinsam an dieser Stelle noch hebeln können, aber nicht den Eindruck zu erwecken, als könnte mit Aufwüchsen - egal an welcher Hochschule - das Problem des Lehrkräftemangels von heute gelöst werden. Deshalb ist der Antrag gar nicht so verkehrt, Herr Kollege Meister. Wir werden ihn im Ausschuss weiter beraten.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke. - Es gibt zwei Fragen, von Herrn Tullner und von Herrn Gallert.
Marco Tullner (CDU):
Ich habe nur eine ganz kurze Verständnisfrage, Frau Kollegin. Sie haben mein Geburtsland Mecklenburg-Vorpommern genannt: Sie sprachen, wenn ich es richtig verstanden habe, von drei Universitäten, die in Mecklenburg-Vorpommern ausbilden.
Dr. Katja Pähle (SPD):
Ja.
Marco Tullner (CDU):
Welche ist denn die dritte? Also Greifswald und Rostock kenne ich, aber die dritte nicht.
(Siegfried Borgwardt, CDU: Es gibt noch eine BH, glaube ich!)
Dr. Katja Pähle (SPD):
Es waren drei das kann ich Ihnen gleich nachliefern. Ich habe vorhin nachgeschaut, wie andere ostdeutsche Bundesländer mit dem Phänomen umgehen, und, nachdem was ich gesehen habe, waren es drei Hochschulen.
(Unruhe)
Marco Tullner (CDU):
Ich glaube das nicht. Aber ich lasse mich gern von Ihnen überzeugen.
Dr. Katja Pähle (SPD):
Ich komme gleich hinter.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Nachfragen werden jetzt nicht gestellt. - Herr Gallert.
Wulf Gallert (DIE LINKE):
Frau Dr. Pähle, die Sache mit dem Lokalpatriotismus ist als Vorwurf dünnes Eis. Das sage ich an der Stelle sehr deutlich. Ich kenne seit zehn Jahren, nein, seit 15 Jahren diese permanente Debatte:
(Marco Tullner, CDU: 25!)
Wenn wir in Magdeburg die Lehrerausbildung ausweiten, hilft das erst einmal gar nichts; das ist viel zu spät. Ich glaube, wenn wir uns vor 15 Jahren anders entschieden hätten, hätten wir auch eine andere Situation.
(Zuruf von Hendrik Lange, DIE LINKE)
Ich bringe Ihnen einmal folgendes Problem nahe: Es gibt nach Aussagen z. B. der GEW im Norden Sachsen-Anhalts ganz klar die Ansage: Bei uns im Norden Sachsen-Anhalts ist die Bewerberlage deutlich schlechter als im Süden Sachsen-Anhalts.
Das hängt aus ihrer Perspektive damit zusammen, dass die Lehrerausbildung nur im Süden Sachsen-Anhalts vonstattengeht. Die sagen mir übrigens auch, dass im Norden Sachsen-Anhalts unter den Einstellungen der Anteil der Seiteneinsteiger noch einmal höher ist als im Süden Sachsen-Anhalts. Die Ursachen dafür liegen ganz klar darin, dass wir nur in Halle eine Lehrerausbildung haben.
Jetzt weiß ich, dass wir die Studienplätze dort unten zwar nicht auslasten, aber für Leute aus dem Norden Sachsen-Anhalts wäre der Lehrerberuf oder zumindest der Studienbeginn attraktiver, wenn wir die Möglichkeiten in Magdeburg deutlich ausweiten würden. Wir würden mehr Menschen für diesen Beruf gewinnen. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum ausgerechnet die Hallenser das immer nicht verstehen wollen. - Danke.
(Zustimmung bei der LINKEN, bei den GRÜNEN und von Carsten Borchert, CDU)
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Ich habe Ihre Frage nicht ganz verstanden.
(Wulf Gallert, DIE LINKE: Die war rhetorisch!)
Dr. Katja Pähle (SPD):
Ich schon.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Okay, dann bin ich beruhigt. Ich muss sie auch nicht verstehen. Wenn Sie es verstanden haben, dann reicht es aus.
Dr. Katja Pähle (SPD):
Herr Kollege Gallert, ich weiß, dass das mit dem Lokalpatriotismus dünnes Eis ist. Aber ich glaube, wir haben von den Hallensern hier im Landtag noch keinen Antrag gesehen, der die Wiedereinführung der Ingenieurwissenschaften im Süden gefordert hat, weil die chemische Industrie im Süden sagt, ihr fehlen Leute.
(Wulf Gallert, DIE LINKE: Dafür haben wir ja Merseburg!)
Das ist ein Punkt, bei dem ich sagen muss, ich verstehe den Norden Landes. Ich habe aber auch eine rhetorische Frage zurück. Wenn denn die Studierenden aus Magdeburg und im Norden des Landes für das Lehramtsstudium eher nach Niedersachsen gehen, warum bekommen wir sie dann nicht zurück? Warum gelingt es uns nicht, Studierende aus anderen Bundesländern, die dorthin gehen, weil es näher liegt das ist das, was wir auch schon diskutiert haben , wieder nach Sachsen-Anhalt zu holen, während wir doch im Süden in Halle ausbilden und die Leute trotzdem nach Leipzig gehen?
Lassen Sie uns doch genau an diesen Stellen über die Attraktivität des Lehrerberufs durch unterschiedlichste Maßnahmen reden. Lassen Sie uns auch gern über die Auswirkungen der Fächerkombinationen in Magdeburg sprechen. Aber bitte tun Sie das sachlich und nicht mit dem Heilsversprechen: Wenn es hier wieder mehr Studierende gibt, dann können wir den Lehrermangel in der Altmark decken. Das glaube ich nicht, bei allem Verständnis für die Problematik.
(Zustimmung bei der SPD)