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Plenarsitzung

Transkript

Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie mir zunächst eine klare Einordnung der Begrifflichkeiten. Dem Jugendaustausch liegt die außerschulische Arbeit mit jungen Menschen im Alter von 13 bis 26 Jahren zugrunde. Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung unterstützt die internationalen Jugendaustausche durch Bereitstellung der in diesem Rahmen zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zur Förderung entsprechender Projekte von freien Trägern der Jugendhilfe.

Der Schüleraustausch nimmt die schulische Arbeit für Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen und Schulformen übergreifend in den Blick. Entsprechende Projekte und Angebote werden also dann vom Bildungsministerium administriert. Diese Unterscheidung ist in Bezug auf die Akteure und eingebundenen Institutionen sehr, sehr wichtig.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der internationale Schüler- und Jugendaustausch ist immens wichtig.

(Zustimmung von Angela Gorr, CDU)

Er ermöglicht nicht nur ein tiefergehendes Verständnis anderer Kulturen und Sprachen, sondern trägt auch zur Völkerverständigung und zum Abbau von Vorurteilen bei. Er erweitert den Blick auf internationale Dimensionen von komplexen Fragen unserer Zeit. Durch internationale Projekte und Partnerschaften wird ein wichtiger Beitrag für mehr Weltoffenheit geleistet. Insofern ist der Austausch ein wesentlicher, grundlegender Baustein hin zu einem verständnisvollen Umgang miteinander und zu einer friedlicheren Welt.

Die Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage zeigt, wie es Dank des großen Einsatzes aller in diesem Bereich Engagierten und durch ein breit aufgestelltes Portfolio an Maßnahmen und Projekten möglich war, den durch die Pandemie beinahe vollständig   das ist ein wesentlicher Grund, Frau Hohmann   zum Erliegen gekommenen internationalen Schüler- und Jugendaustausch wieder mit Leben zu erfüllen.

Es zeigt außerdem, wie sehr die gute Zusammenarbeit mit Partnern, wie Go Europe, dem Bildungsnetzwerk Magdeburg gGmbH, dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk und dem Deutsch-Französischen Bürgerfonds zur Umsetzung dieser Maßnahmen beiträgt.

Erfreulich ist auch, dass sich die Austausch- und Kooperationsbeziehungen Sachsen-Anhalts insbesondere auf folgende Regionen und Länder beziehen: die Wojewodschaften in Masowien   das ist unsere Regionalpartnerschaft in Polen  , die Region Centre in Frankreich, ebenfalls eine Regionalpartnerschaft, und die Region Valencia; dort haben wir eine Kooperationsvereinbarung mit Spanien.

Wir haben zudem die Wojewodschaft Kujawien-Pommern, die befreundete Region, mit der es keine Kooperationsvereinbarung gibt. Nicht zu unterschätzen ist die Kooperationsvereinbarung mit Armenien. Mit Israel haben wir ebenfalls keine Kooperationsvereinbarung.

Zudem möchte ich den Bereich des internationalen Schüler- und Jugendaustausches benennen und abbilden. Dies betrifft bspw. die Schüleraustauschmaßnahmen mit Armenien, da nicht nur die Folgen der Coronapandemie, sondern auch die instabile Sicherheitslage alle Beteiligten vor spezielle Herausforderungen stellten. Ähnlich verhält es sich mit Israel. Insofern möchte ich allen beteiligten Lehrkräften, Eltern, Schülerinnen und Schülern für das besondere Engagement für diesen für unser Bundesland so besonderen Austausch mit Armenien danken.

Mein Dank geht auch an Sie alle; denn Sie haben im vergangenen Jahr ermöglicht   es ist wirklich eine ganz tolle Sache gewesen  , dass 15 Jugendliche aus Sachsen-Anhalt im Alter von 14 bis 17 Jahren erstmalig am aus Landesmitteln vollfinanzierten Programm „USA for you“ teilnehmen konnten. Somit eröffnete sich diesen Jugendlichen, die an anderen Schulzweigen als dem Gymnasium beschult und somit in der Regel weniger von herkömmlichen Austauschprogrammen   das haben Sie auch angesprochen, Frau Hohmann   angesprochen werden, die Möglichkeit, als Gruppe für zwei Wochen in die USA zu reisen.

(Zustimmung bei der CDU)

„USA for you“ ist ein Programm, das explizit auf diese Zielgruppe zugeschnitten wurde und sensibel auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Teilnehmenden eingehen kann. Die Jugendlichen wurden in den USA in Gastfamilien untergebracht, engagierten sich gemeinnützig in Community-Service-Projekten, lernten ihren Zielort besser kennen und besuchten einen Englischsprachkurs.

Ich hatte im Dezember gemeinsam mit meinem Kollegen Herrn Bernstein von der FDP die Gelegenheit, die begeisterten Erfahrungsberichte dieser jungen Menschen zu hören. Wir waren in Berlin ins Rote Rathaus eingeladen. Ich kann Ihnen berichten, dass die Teilnahme an diesem Programm ganz offensichtlich zu einer prägenden Erfahrung in der Lebensbiografie dieser Schülerinnen und Schüler geworden ist.

(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Während die Vorteile von Begegnungsprogrammen unbestreitbar sind, stehen wir vor großen Herausforderungen. Es mangelt keineswegs an Ideen oder Initiativen. Oft sind uns bei der Umsetzung finanzielle und personelle Grenzen gesetzt. Umso wichtiger ist es bspw., EU- Bildungs-, Jugend- und Mobilitätsprogramme oder andere Fördermöglichkeiten zu nutzen und dafür in den jeweiligen Institutionen verstärkt zu sensibilisieren.

Ferner sind es die verlässlichen Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass ein internationaler Austausch ein selbstverständlicher Bestandteil der schulischen Ausbildung wird und Schülerinnen und Schüler bzw. Auszubildende an internationalen Austauschprojekten teilnehmen können. Dies gilt es zu stärken.

Ein entscheidender Faktor für die Zukunft der Programme ist die kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung an die sich ändernden Bedürfnisse und Erwartungen der Jugend. Die Welt verändert sich rasant und so müssen sich unsere Programme immer anpassen, müssen flexibel sein und innovativ bleiben.

Es ist wichtig, dass wir Jugendliche selbst in die Gestaltung und Weiterentwicklung der Programme einbeziehen. Ihre Perspektiven und Ideen sind entscheidend für den Erfolg und die Relevanz dieser Initiativen. Mit ihrer starken Beteiligung können wir sicherstellen, dass die Programme wirklich ihren Bedürfnissen und den Interessen unserer Schülerinnen und Schüler entsprechen.

Lassen Sie uns deshalb gemeinsam daran arbeiten, die Mobilität und den internationalen Austausch unserer jungen Menschen weiter zu fördern und zu befördern. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der CDU)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Vielen Dank, Frau Ministerin Feußner. - Es gibt eine Frage von Frau Hohmann. - Frau Hohmann; bitte.


Monika Hohmann (Die Linke): 

Danke, Frau Ministerin. Sie haben aufgezählt, welche Programme wir haben und wie wir uns weiterentwickelt haben. Ich habe aber nicht gehört, wie wir es schaffen wollen, mehr Schüleraustausche zu organisieren; denn die 551 Schüler, die im Schuljahr 2023/2024 unterwegs waren, sind zu wenig.

Insofern wäre unsere dringende Bitte, im Bildungsministerium Ideen zu entwickeln, wie Lehrerinnen und Lehrer dazu ermuntert werden können, mit ihren Schülerinnen und Schülern dieses Austauschprogramm zu nutzen. Denn lediglich 500 Schüler, also 0,5 % aller Jugendlichen, an den weiterführenden Schulen - das sind viel, viel zu wenig. Sie haben die Herausforderungen genannt.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Frau Ministerin.


Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Vielen Dank für die Frage. Ich dachte eigentlich, dass ich das in meinem Redebeitrag zumindest erwähnt bzw. angedeutet habe. Es sind viele Faktoren. Zuerst möchte ich sagen, dass es mit großer Sicherheit nicht an den Lehrkräften liegt.

Die Lehrkräfte motivieren Schülerinnen und Schüler durchaus. Aber es ist mit einem sehr großen Aufwand verbunden: Man braucht immer auch eine Schule im Austausch, man braucht ein Programm. Das ist aber, glaube ich, das geringere Problem.

Das Problem ist, dass Grenzen gesetzt sind, die ich genannt habe, zum einen die finanziellen und zum anderen die personellen. Man braucht natürlich auch Begleitpersonal. Insofern bin ich ganz froh darüber, dass wir wieder bei mehr als 500 Schülern angelangt sind, auch wenn das zu wenige sind   darin gebe ich Ihnen recht  , die den Schüleraustausch genutzt haben. Denn, ich habe es gesagt, durch die Pandemie war alles zusammengebrochen.

(Ulrich Siegmund, AfD: Nein! Durch Ihre Maßnahmen!)

Das war eigentlich das Hauptproblem: Die Schüleraustausche, die vor der Pandemie sehr intensiv stattgefunden haben, sind zum Teil nicht wieder aufgelebt, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Wir haben aus den genannten Gründen z. B. auch keinen Schüleraustausch mehr mit Ländern, in denen Krieg herrscht - das ist klar  , in denen wir also sehr problematische Verhältnisse zu verzeichnen haben. Wir haben keinen Schüleraustausch mehr mit Russland, auch aus den genannten Gründen. Einiges ist also aus noch ganz anderen Gründen zusammengebrochen.

Deshalb bin ich ganz froh darüber. Ich würde einen Schüler auch niemals dazu zwingen. Das habe ich auch gesagt: Wir müssen die Schüler motivieren, das auch zu wollen. Das gelingt uns zunehmend besser. Ich sage einmal so: Wenn das Parlament bereit ist, dafür mehr Geld bereitzustellen, dann sagen Sie mir gern, woher es kommen soll. Ich nehme es gern entgegen, um den Schülerinnen und Schülern entsprechend die Möglichkeit zu bieten und das finanziell noch besser zu unterstützen. - Vielen Dank.