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Plenarsitzung

Transkript

Konstantin Pott (FDP):

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Viel zu lange schon verharren wir in alten Denkmustern. Wir denken, dass wir am besten wüssten, was für Menschen gut ist, die altern, vielleicht krank werden und scheinbar nicht mehr in unsere Gesellschaft passen, die weniger leistungsfähig sind, die im Laufe der Zeit immer mehr Einschränkungen haben. Wir planen und strukturieren ganze Konzepte um Branchen, die vollprofessionalisiert darauf aufgerichtet sind, diese Menschen zu betreuen, die betreut werden müssen - zumindest denken wir das so. Doch wir müssen uns auch die Frage stellen, ob das so ist. Jeder Mensch, den wir in diese Kategorie einstufen, hat ebenfalls Wünsche und Bedürfnisse; nur beachten wir diese häufig viel zu wenig.

Wir Freien Demokraten setzen uns für einen personenzentrierten Ansatz ein. Denn wann ist jemand wirklich nicht mehr teilhabefähig? Wohin haben sich unsere Konzepte der Bevormundung oft entwickelt? - Oft bedeutet die Betreuung in einer vollprofessionalisierten Pflegeeinrichtung neue Umstellungen und Abkapselung für Alte, Kranke und Pflegebedürftige.

Nachbarschaftshilfe ist daher ein guter und ursprünglicher Ansatz, damit die, die gepflegt werden, in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können und diejenigen, die pflegen, ihre Lieben in ihrer Nähe behalten können. Das holländische Modell hat uns etwas voraus. Es greift fast vollständig auf die Pflege von nebenan zurück - ein Gewinn für beide Seiten. Dies ist eine echte Veränderung des Pflegeverständnisses. Die Pflege eines Pflegebedürftigen wird nicht als etwas gesehen, das gemacht werden muss, weil der Umstand der verminderten Leistungsfähigkeit es erfordert, sondern als etwas, das die Menschen wieder zur sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe befähigt.

Der Nebeneffekt ist noch größer: Ein Wegkommen von den vollprofessionalisierten Konzepten hin zur teilprofessionalisierten Nachbarschaftshilfe ist auch für Pflegende eine große Erleichterung. Sie kennen ihre Patienten, sie können sich mehr Zeit nehmen und fühlen sich um ein Vielfaches entlastet und glücklicher - so zumindest die Ergebnisse in den Niederlanden.

Von diesem Konzept sind wir derzeit noch entfernt; dennoch sehen wir Liberale ein Umdenken in Europa und auch das Diskutieren der Nachbarschaftshilfe hier als richtigen Schritt. An dieser Stelle möchten wir noch weiter denken. Der eingebrachte Antrag zielt vor allem auf die Installation einer Pflegeunterstützungsverordnung ab. Das Land Sachsen-Anhalt hat bereits Ende Juni 2022 die Pflegebetreuungsverordnung zur Anhörung bei den Verbänden freigegeben. Diese soll bereits die Punkte abdecken, um die in dem vorliegenden Antrag gebeten wird.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und bitte um Zustimmung zu unserem Alternativantrag. - Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)