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Plenarsitzung

Transkript

Dorothea Frederking (GRÜNE):

Vielen Dank, Herr Präsident. - Sehr geehrte Abgeordnete! Wir teilen das Ziel des Antrages: Die Lebensmittelverschwendung muss gestoppt werden, und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Teller. In den Ländern des globalen Südens verderben Nahrungsmittel oft bereits, bevor sie in den Lagern ankommen, weil sie dort nämlich gar nicht gekühlt werden können.

Bei uns werden allein in den Privathaushalten 65 kg pro Kopf und Jahr weggeschmissen: falsch geplant, falsche Packungsgröße oder auch ein falsches Verständnis bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatums.

Es kann doch nicht sein, dass auf der einen Seite Menschen hungern und auf der anderen Seite Lebensmittel in großen Mengen weggeschmissen werden oder verderben.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Der Krieg in der Ukraine verschärft die globale Ernährungsunsicherheit. Es darf nicht sein, dass mit sehr viel Aufwand und oft ganz intensiv insbesondere unter Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, von chemisch-synthetischem Dünger Nahrungsmitteln auf den Äckern erzeugt werden und dann im Müll landen. Wir brauchen mehr Wertschätzung.

Wir wollen, dass Lebensmittel der Ernährung von Menschen dienen und nicht einem vermeintlichen Luxus, bei dem überbordende Mengen von den Büfetts dieser Welt einfach zu Abfall werden.

(Unruhe)

Wenn weniger Lebensmittel verloren gehen, dann können pro Ackerfläche mehr Menschen ernährt werden.

(Zustimmung bei den GRÜNEN - Zurufe von Guido Heuer, CDU, und von Chris Schulenburg, CDU)

  Herr Heuer, ich sage es ganz deutlich: Lebensmittel in den Magen statt in den Müll.

(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der LINKEN)

Darüber hinaus bedarf es einer Verschiebung hin zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln für die menschliche Ernährung. Getreide ins Brot statt in den Futtertrog und ebenso Ölsaaten auf den Teller statt in den Tank. Das müssen die Leitgedanken für alle Formen der Produktion und der Verarbeitung der Distribution und des Verkaufs sowie des Konsums sein.

Wir meinen, Containern ist kein strafwürdiges Vergehen. Die Strafverfolgung muss aufhören. Uns fehlt im Alternativantrag der Koalition, dass das Containern entkriminalisiert wird.

(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der LINKEN)

Das Mindesthaltbarkeitsdatum bietet eine gute Orientierung dafür, ob Lebensmittel noch in Ordnung sind. Es verspricht bis zu seinem Tag die zugesagte Qualität in Geschmack, Konsistenz, Geruch und Optik. Doch die meisten Lebensmittel sind darüber hinaus gesundheitlich unbedenklich genießbar und verzehrfähig. Wir wollen deshalb eine Kampagne, die die Verbraucherinnen und Verbraucher befähigt und motiviert, selbst die Genießbarkeit und Verzehrfähigkeit festzustellen.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Frau Frederking, letzter Satz.


Dorothea Frederking (GRÜNE):

Die Verbraucherinnen sollen wieder ihren eigenen Sinnen vertrauen. - Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN)