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Plenarsitzung

Transkript

Maximilian Gludau (FDP):

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe nach der Einbringungsrede kurz überlegt, ob ich zu Ihrem Antrag spreche. Dann habe ich mir überlegt: Na gut, wir machen das gemeinsam kurz vor dem Feierabend, aber ich spreche zu dem Antrag und weniger zu der Einbringungsrede. Das sollte man vielleicht unterscheiden. 

Wir in diesem Landtag müssen erneut erst einmal feststellen, dass die AfD mit ihrem Antrag erneut ein Problem aufwirft, das die wirklichen Probleme hier im Land in keinster Weise berührt und völlig an ihnen vorbeigeht. 

(Zustimmung bei der FDP, bei der CDU und bei der SPD)

Der Antrag fordert, dass die Bauordnung mit dem Zweck novelliert werden soll, dass bei dem Bau von Gebäuden nur noch anerkannte Bautraditionen bedient werden dürfen. Diesem Vorhaben widersprechen wir als Freie Demokraten vehement. 

(Beifall bei der FDP - Zustimmung bei der CDU)

Wir als Freie Demokraten setzen uns dafür ein, dass es in der Baukultur ein Umfeld gibt, das Gestaltungsfreiheit zulässt. Es kann nicht sein, dass einheitliche Vorgaben für Neubauten unser Bundesland in eine gleichförmige Struktur zwingen. Denn so wie Menschen nicht gleichförmig sind, so sind es auch ihre Gebäude nicht. 

Vielmehr sollten wir den Gemeinden, den Bauherren und den Architekten die Möglichkeit geben, regionale Traditionen mit modernen Konzepten zu verbinden. Warum nicht alte Fachwerkstrukturen mit zeitgemäßer Bauweise kombinieren? Warum nicht traditionelle Dorfkerne mit nachhaltigen, innovativen Wohnformen ergänzen? Warum nicht Bauen als Ausdruck von Identität und Fortschritt gleichermaßen verstehen? 

Außerdem fragt man sich, wie dieser Vorschlag mit Ihrem Wahlprogramm zu vereinbaren ist. Es ist bereits gesagt worden: Sie fordern in Ihrem Wahlprogramm Bürokratieabbau in unserer Verwaltung. So richtig diese Forderung ist, führt Ihr Vorgehen jedoch zu folgendem Resultat, wenn wir Ihren Antrag heute beschließen. Bevor ein öffentliches Bauvorhaben realisiert wird, müssten die Behörden erst prüfen, ob modernistische Traditionsbrüche vorliegen,

(Christian Hecht, AfD: Oh!)

ob auch wirklich der preußische Klassizismus geplant ist und nicht etwa der klassizistische Barock, oder was überhaupt das Schönheitsempfinden der Mehrheit der Bevölkerung ist. Daraus folgt ein erheblicher Mehraufwand für unsere Verwaltung. 

Abschließend möchte ich hervorheben, dass wir glücklicherweise bereits an vielen Stellen in unserem Bundesland eine große Vielfalt in unserer Architektur sehen. Zu erwähnen sind hier z. B. das Haus Hundertwasser, das Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg, das Haus der Flüsse in Havelberg oder die Wobau-Welle in Magdeburg. 

(Zustimmung von Jörg Bernstein, FDP)

Diese Gebäude sind Ausdruck von Freiheit, Fortschritt und Individualität. Sie sind ein Spiegel der Gesellschaft und ihrer Entwicklung. Genau deshalb ist es ein Fehler, die Architektur künstlich auf klassische Baustile zu beschränken. Lassen Sie uns stattdessen für eine moderne, nachhaltige und kreative Architektur eintreten, die sowohl Tradition als auch Innovation vereint und die die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Wir werden Ihren Antrag ablehnen. - Vielen Dank.