Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, es ist schon so, dass in dem Antrag eine Vielzahl von Vorschlägen enthalten ist, die schon an anderer Stelle aufgegriffen wurden und über die schon diskutiert wurde, bspw. der schon erwähnte Masterplan zur Sicherung der Schulbildung.
Gleichwohl stimmt es natürlich aus unserer Sicht nicht, dass ganz viel davon ganz wesentlich schon von der Koalition aufgegriffen worden wäre und umgesetzt würde. Es sind auch Vorschläge enthalten, die die bisherigen sozusagen durchaus ergänzen. Deswegen würden wir uns gut vorstellen können, darüber im Bildungsausschuss weiter zu diskutieren, weshalb ich die Überweisung dorthin beantrage.
Ich will meine kurze Redezeit nutzen, um nur auf den Punkt 3 mit der Schullaufbahnempfehlung einzugehen, weil ich vorhin darauf verzichtet habe. Ich will es in Richtung der Koalition und insbesondere der CDU sagen.
Also, man fragt sich ja bei diesem Vorhaben, mit dieser verbindlichen Schullaufbahnempfehlung, warum eine Sache, die wir von 2007 bis 2013 schon einmal hatten, wieder aufgegriffen wird, weil nichts auf dem Tisch liegt, was daran gut und hilfreich war.
Wir haben gute Untersuchungen durch PISA und andere Schulleistungsuntersuchungen, dass mit dieser Schullaufbahnempfehlung zu diesem frühen Zeitpunkt nichts gewonnen wird. Die Hälfte aller Schullaufbahnempfehlungen ist im Sinne der Zielstellung falsch, wenn man als Zielstellung unterstellt, dass man damit versucht, dass die richtigen Schüler zum Gymnasium gehen. Es gehen auch richtige Schüler zum Gymnasium - das ist ganz offensichtlich , aber die anderen trifft man damit nicht. Es gibt auch keinen Weg - es gibt keinen Weg! , um zu diesem frühen Zeitpunkt das Ergebnis zu verbessern.
(Zustimmung von Hendrik Lange, DIE LINKE)
Sie können mehr Stress machen, Sie können die Lehrkräfte mehr belasten, Sie können die Eltern mehr am Rad drehen lassen, aber das Ergebnis - zu diesem frühen Zeitpunkt; erst recht dann, wenn man es in die 3. Klasse verlagert - wird sich nicht ändern. Sie werden damit nichts anderes zustande bringen als das, was schon jetzt gezeigt wird.
Die Schullaufbahnempfehlung zu diesem Zeitpunkt ist der Grund für die soziale Selektivität. Die entsteht genau an dieser Stelle. Es ist übrigens auch der Punkt, an dem es tendenziell eine Benachteiligung der Jungen gibt; darüber würde ich auch einmal nachdenken. Denn wir haben tendenziell immer einen viel größeren Anteil an Mädchen als an Jungen am Gymnasium, was mit dem Thema Spätentwickler usw. zu tun hat.
Wenn das Ziel darin bestehen sollte - was die zweite Motivation sein könnte , mehr Schüler vom Gymnasium fernzuhalten und die Sekundarschulen dadurch zu stärken, dass man auch ein paar gute Schüler dorthin gibt - so wird ja argumentiert , dann will ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie damit den Weg gehen, noch mehr Schülerinnen und Schüler in eine Schulform zu geben, wo sie jetzt schon die schlechteste Unterrichtsversorgung haben, wo sie keine Lehrkräfte haben. Es ist also völlig absurd, noch mehr Schüler in eine Schulform zu geben, für die Sie keinen Plan und keinen Weg haben, um diese Schülerinnen und Schüler tatsächlich mit Unterricht zu versorgen. Das heißt, es müssen sich noch mehr Schülerinnen und Schüler die viel zu wenigen Lehrkräfte teilen. Das Ergebnis wird eine Verschlechterung der Abschluss
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Lippmann, es wird Sie überraschen, aber Ihre kurze Redezeit ist jetzt tatsächlich vorbei.
Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Gut.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Danke.
Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Sie haben gesagt, 30 Sekunden.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Ja, und die 30 Sekunden sind genau jetzt um.
Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Aber nur, wegen Ihrer Intervention.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Danke, Herr Lippmann. Damit ist Ihre Redezeit beendet.
Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Ich habe genau geschaut.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Lippmann, danke. - Wir können weiter voranschreiten.
(Beifall bei der LINKEN und bei den GRÜNEN - Zuruf von Thomas Lippmann, DIE LINKE)