Marco Tullner (CDU):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen. Hier liegt ein roter Stift der Firma Büttner. Das wird wahrscheinlich der Kollege von der AfD sein. - Lassen Sie mich zunächst Wasser trinken.
(Guido Heuer, CDU: Hat er liegengelassen, weil er so nervös war!)
Es war ja auch eine inhaltsreiche Rede.
Meine Damen und Herren! An dem Thema Lehrerbildung - das sehen Sie sehen allein an der Wortmeldung der Kollegin Schneider - ist die CDU-Fraktion vielfältig und intensiv interessiert. Bevor ich in meinen kurzen Beitrag einsteige, will ich den Gedanken des Ministers aufgreifen, den er angedeutet, aber nicht zu Ende ausgesprochen hat. Ich glaube, über eine Mengenmehrung in der Lehrerausbildung brauchen wir angesichts einer gewissen limitierenden Anzahl von Abiturienten und Schulabgängern nicht zu reden. Wir reden über einen Fachkräftemangel in ganz vielen Bereichen. Deswegen muss man in der Gänze schauen, dass Fachkräfte in unserem Land Raum und Perspektive finden können. Deswegen ist es das schlechteste bzw. das ungünstigste Mittel, die Anzahl der Studienplätze zu erhöhen. Denn damit erreicht man nichts.
Liebe Frau Sziborra-Seidlitz, ich kenne Sie noch nicht so gut, weil Sie Mitglied eines anderen Ausschusses sind. Ich nehme aber wahr, welche bildungspolitischen Ideen Sie an der einen oder anderen Stelle entwickeln.
Aber, ehrlich gesagt, so richtig überzeugen kann mich das nicht - das ist noch sehr freundlich formuliert , weil es ganz schön viele alte Hüte sind.
(Zustimmung bei der CDU)
Sie wollen die Grundschule auf sechs Jahre verlängern, was in Berlin und in Brandenburg ja nun „mit großem Erfolg“ praktiziert wird. Ich sehe ihn jedenfalls nicht - Ironie aus. Sie haben sich über die Inklusion ausgelassen und die ganzen Eskapaden. Das will ich jetzt alles gar nicht tun, weil das nicht hierhergehört.
Ich will mich einmal auf das Thema Lehrerbildung im engeren Sinne konzentrieren. Ich verstehe vom Grundansatz her etwas nicht. In Bezug auf dieses Ziel war übrigens der Antrag der LINKEN sehr viel inhaltsreicher, weil er nämlich näher an dem Problem ist - wenn man diesen Ansatz verfolgt, ich verfolge ihn nicht.
Ich will einmal sagen, was ich dabei nicht verstehe. Auf der einen Seite reden wir über Heterogenität in der Schule und Sie kommen jetzt auf der anderen Seite mit der Homogenisierung der Lehrerbildung. Das passt überhaupt nicht zusammen.
(Zuruf: Genau!)
Wir brauchen Vielfalt, wir brauchen unterschiedliche Kompetenzen und nicht eine Einheitssoße.
(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)
Deswegen sehen Sie mich an der Stelle sehr skeptisch. Aber ich will Ihnen zugestehen, dass wir natürlich offenbleiben müssen für neue Entwicklungen. Ich weiß auch, dass die Ministerin an der Stelle durchaus mit ihren Expertinnen und Experten unterwegs ist. Deswegen würde ich mich heute noch nicht abschließend positionieren wollen. Aber mit einem Vorgehen nach dem Motto „Wir machen mal schnell eine Einheit“ - die Gewerkschaften freuen sich darüber, weil sie natürlich alte Träume in Bezug auf Besoldung etc. im Blick haben - werden wir dem Problem am Ende nicht gerecht. Der Praxisbeweis wird im Moment tagtäglich in den Gemeinschaftsschulen erbracht, weil die Gemeinschaftsschule sozusagen im theoretischen Ansatz die ganze Breite an Schulabschlüssen anbietet.
Wenn man jetzt aber einen Lehrer - nehmen wir einmal das fiktive Beispiel eines Gymnasiallehrers gewinnen will: Wo geht er hin? - Er geht ans Gymnasium. Er will nicht an die Gemeinschaftsschule. Warum? - Weil die Profile dort klarer, strukturierter sind und am Ende auch unterschiedliche Fertigkeiten und Kompetenzen sich in unterschiedlichen Schulformen auch besser entwickeln lassen. Davon sind wir als CDU sehr überzeugt.
(Zustimmung bei der CDU)
Ich sage einmal einen Satz, der in diesem Haus lange nicht gefallen ist: Die CDU steht zum gegliederten Schulsystem. Daran lassen wir auch nicht rütteln. Das bleibt auch so, meine Damen und Herren. Das will ich an der Stelle sagen. Dieser Satz muss natürlich unter Berücksichtigung der Demografie und der ländlichen Räume konkretisiert werden. Ich bin gern bereit, das zu tun. Aber das gehört vielleicht auch nicht hierher.
Ein weiterer Punkt, den ich an der Stelle erwähnen möchte, betrifft die Frage: Wie kriegen wir dies hin? Ich finde, diesbezüglich springen Sie am Ende zu kurz. Die Klagen und die Probleme, die wir in der Lehrerbildung haben, gehen oft darauf zurück, dass junge Leute, die mit großem Enthusiasmus und Begeisterung Lehrer werden wollen, in eine akademische Welt stoßen, in der die Fachlichkeit von Professor A - ich bringe das berühmte Beispiel des Mathematikers, dem es am Ende egal ist, ob Lehramtsstudenten oder Bachelor- oder Masterstudenten vor ihm sitzen zählt und in der sie am Ende nicht die Kompetenzen bekommen, die man als Fachlichkeit an den Schulen benötigt. Vor allen Dingen bekommt man auch nicht das Verständnis dafür, dass man neben dem einen Fach noch ein zweites Fach belegen und auch noch Didaktik, Pädagogik sowie den ganzen Bereich machen muss.
An der Stelle müssen wir ansetzen. Ich glaube, das Beispiel, das wir in Magdeburg probieren, ist sehr hilfreich. In unserem Wahlprogramm stand ja - Sie werden sich daran erinnern die Pädagogische Hochschule. Damit ist nicht das Konstrukt gemeint, welches wir zu DDR-Zeiten hatten; vielmehr geht es dabei um den programmatischen Ansatz, den wir weiter verfolgen. Die Kollegin Schneider ist mit Blick auf dieses Beispiel auch unterwegs. Wir müssen noch ein bisschen über Details reden. Aber ich finde den Ansatz gut.
Wir müssen dahin kommen, dass wir an solchen Stellen sagen, wir müssen Lehramtsstudierende, also Studenten, Frauen wie Männer,
(Ulrich Siegmund, AfD: Studenten!)
- ja, ich habe es gemerkt -
(Oliver Kirchner und Ulrich Siegmund, beide AfD, lachen)
entsprechend ausbilden und das kann man am besten in separaten Strukturen. Da müssen wir, glaube ich, etwas grundsätzlicher heran.
Wenn wir uns in der Debatte an dem Punkt treffen, dann haken wir uns überraschenderweise unter; denn am Ende ist eine moderne Lehrerausbildung, die den Problemlagen in diesem Lande gerecht wird, unser gemeinsames Ziel. Das habe ich zumindest wahrgenommen. Damit will ich ein wenig versöhnlich enden. - Vielen Dank.
(Zustimmung bei der CDU)