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Plenarsitzung

Transkript

Tagesordnungspunkt 5

Aktuelle Debatte

Bildungsqualität sichern - Lehren aus der PISA-Studie

Antrag Fraktion CDU - Drs. 8/3444


Sie kennen das Format. Es ist eine Redezeit von zehn Minuten je Fraktion und eine Redezeit von zehn Minuten für die Landesregierung vorgesehen. Herr Borchert beginnt. - Bitte, Sie haben das Wort. 


Carsten Borchert (CDU): 

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Präsidentin! Das Thema Bildung hat uns und wird uns auch in Zukunft bei jeder Landtagssitzung beschäftigen. Man sieht, wie voll der Saal ist und wie interessant es ist, über dieses Thema zu debattieren. 

(Ulrich Siegmund, AfD: Wir sind da!)

Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Minuten noch einige Kolleginnen und Kollegen begrüßen dürfen. Ich glaube, nach den Ergebnissen der aktuellen PISA-Studie aus dem Jahr 2022 werden wir nicht mehr und auch nicht weniger über das Thema Bildung diskutieren. 

Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften sind tragende Säulen der Wissensvermittlung an unseren Schulen. Ich glaube nicht, dass es überraschend war, dass die durchschnittlichen Leistungen der Schüler in beinahe allen Ländern abgesunken sind. Nur zu sagen, es liege an der Coronapandemie und an fehlenden Sprachkenntnissen, wäre, glaube ich, zu einfach und trifft nicht unbedingt den Kern der Sache.

(Unruhe)

Bei der Betrachtung der internationalen Vergleiche mit den vielen verschiedenen Bildungssystemen kommt man darauf, dass wir allein in Deutschland 16 verschiedene Bildungssysteme haben. Wir stellen uns immer wieder die Frage und werden darüber immer wieder diskutieren, ob dies noch zeitgemäß ist. 

Über diese und weitere Faktoren wollen wir in der heutigen Aktuellen Debatte gemeinsam diskutieren und gemeinsam weiter nach vorn schauen. 

(Anhaltende Unruhe)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Meine Damen und Herren! Das ist wirklich wie in der Schule. Die Pause ist vorbei. Jetzt widmen wir bitte dem Redner die Aufmerksamkeit. 


Carsten Borchert (CDU): 

Ich wiederhole mich gern. Über diese und weitere Faktoren wollen wir in heutigen Aktuellen Debatte gemeinsam diskutieren und gemeinsam weiter nach vorn schauen, und zwar mit Optimismus; denn nur so kann man auf lange Sicht etwas positiv verändern.

Ich beginne mit positiven Entwicklungen; denn auch die gibt es. Corona hat uns gezeigt, wie schwach wir mit Blick auf die Digitalisierung in den Schulen waren. Aktuell liegt eine Studie zur Internetversorgung in den Schulen vor. Danach liegt Berlin mit 96,8 % auf Platz 1 und Sachsen-Anhalt auf Platz 2. In Sachsen-Anhalt liegt die Versorgung aktuell bei 83,7 %. Das sind nicht 100 %, aber Sachsen-Anhalt liegt deutschlandweit auf Platz 2. Thüringen liegt mit 40 % auf Platz 16. Baden-Württemberg weist eine Versorgung von 62 % und Sachsen von 50 % auf. 

Aber was nutzen diese Anschlüsse, wenn man sie nicht auch zu Hause nutzen kann und wenn nicht versucht wird, den Unterricht in sogenannten guten Zeiten digital abzuhalten, damit man für das, was vor uns liegt, gewappnet ist. Wir alle wissen, dass es nicht leichter wird. 

Wir müssen gemeinsam darüber entscheiden, ob es uns wert ist, eine konsequente frühkindliche Bildung als verpflichtend einzuführen, ob es uns wert ist, Bildung auf ein Ministerium zu konzentrieren, anstatt sie wie momentan auf mindestens vier Ministerien zu verteilen. Es ist positiv, dass wir erkannt haben - dies wird bereits in ersten Pilotprojekten umgesetzt  , dass Schule und Hort eine Einheit bilden müssen, dass Hausaufgaben nicht als Hausaufgabenstunde angeboten werden, sondern diese auch in der Schule kontrolliert und korrigiert werden. 

Wir müssen darüber reden, wann der Bund endlich in größere Verantwortung genommen wird bzw. genommen werden muss. Ich habe vor Monaten bereits gefordert, 100 Milliarden € für die Bildung bereitzustellen, um überall gleiche Voraussetzungen für Kinder und Jugendliche zu schaffen, und zwar in allen 16 Bundesländern. 

Meine Damen und Herren! Wir müssen darüber nachdenken, welche Rolle die Gewerkschaft in der Bildung spielt. Gibt es eine Gewerkschaft für Schüler und Eltern? - Es muss die Zeit gekommen sein, in der man nicht nur gegen alles ist, sondern in der man differenzierte und umsetzbare Vorschläge macht, um in der Bildung voranzukommen. 

Ich glaube, der Großteil der Lehrer versteht, dass die Zusatzstunde für alle alternativlos ist, und zwar im Interesse der Schüler und damit im Interesse der Elternhäuser und damit im Interesse unseres Landes und der anderen 15 Bundesländer. 

Aber kein Lehrer versteht mehr, dass er mittlerweile fünf Sprachen sprechen muss, ständig Entwicklungsgespräche mit Eltern führen muss, deren Kinder nicht an die entsprechende Schulform gehören. Die CDU hat mit der verbindlichen Laufbahnempfehlung zusammen mit den Koalitionspartnern versucht, eine Änderung herbeizuführen. Ich hoffe, das wird uns gelingen. 

(Ulrich Siegmund, AfD: Warum müssen sie fünf Sprachen?)

Sie führen Gespräche mit Psychologen und mit Jugendämtern. Sie übernehmen Dolmetschertätigkeiten, therapeutische Arbeit und vieles mehr. Wann haben die Lehrer angesichts dessen noch Zeit für die Vermittlung von Wissen? 

Zudem stellt sich die Frage - sie ist für mich ganz wichtig  : Welche Universität bildet solche Lehrkräfte aus? 

Damit bin ich bei dem Thema Lehrkräfte. Die Ausbildung der Lehrkräfte in Deutschland entspricht nicht mehr dem, was die jungen Menschen und jungen Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen erwartet. Schule vermittelt inzwischen zu viel - ich sage das bewusst - irrelevantes Wissen. Gleiches gilt für unsere Universitäten. Das will niemand hören.

Ich weiß, dass wir dabei sind, die Lehrpläne bzw. die Rahmenrichtlinien für die Schulen zu ändern. Wir müssen etwas verändern. Ich bin mir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich weiß, dass unsere Ministerin dafür ein offenes Ohr hat. 

Es ist unglaublich, dass 50 % aller Lehramtsstudenten ihren Abschluss nicht schaffen. Wer heute die Zeitung gelesen hat, der hat dies aktuell nachlesen können. Sollte man nicht gemeinsam schauen, ob es nicht vielleicht an uns oder an den Universitäten selbst liegt? 

Wenn man es nicht mehr schafft, an seine Schüler bzw. Studenten heranzukommen, dann muss etwas grundlegend geändert werden. Kinder und Jugendliche machen nicht das, was wir ihnen sagen, sondern das, was wir tun. Die Qualität von Eltern und Lehrern bemisst sich nicht daran, welche Regeln sie aufstellen, sondern daran, wie sie reagieren, wenn diese Regeln gebrochen werden. Unser Schulsystem ist nicht falsch, aber es ist nicht mehr zeitgemäß. 

Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Vermittlung von Wissen ist das Beherrschen der deutschen Sprache. Sollten wir nicht darüber nachdenken, dass zuerst die deutsche Sprache zu erlernen ist und erst dann in unser Schulsystem eingegliedert wird? 

Sollten wir nicht mehr darüber nachdenken, dass Schule endlich mehr Freiheiten bekommt, damit sie ihre eigenen Wege finden kann, um erfolgreich zu lehren? Muss ein Landesschulamt sagen, was nicht geht, anstatt den Schulen den Rücken freizuhalten? Es gibt sehr, sehr viele gute Leute im Landesschulamt, aber es gibt dort leider auch Leute, die behindern und nicht entwickeln. Darüber muss man reden. 

In der USA oder auch in Skandinavien werden Gymnasien oder auch High Schools so individualisiert, dass die Schüler spezielles Wissen für ihre berufliche Zukunft erwerben können, und nicht Wissen über alles. Warum geht so etwas bei uns nur punktuell? 

Wir sind uns darin einig, dass es keinen Königsweg gibt, um alle Kinder in den Schulen mitzunehmen. Es gibt verdammt viele Wege, die zu einem Ziel führen können. Diese Wege müssen wir gemeinsam unterstützen, gemeinsam in diesem Haus, gemeinsam mit den Eltern, Lehrern, Schülern und der Verwaltung. Dafür ist Mut erforderlich. 

Ich glaube, wir haben diesen Mut. Ich glaube, wir haben einen Weg eingeschlagen, der uns vorwärts bringt, weil er von Personen gegangen wird, die keine Angst haben und die das entsprechende Wissen haben, um zwar im Interesse der Kinder und Jugendlichen und damit im Interesse der Erwachsenen nicht nur in unserem Bundesland. 

Lassen Sie uns gemeinsam darüber diskutieren und gemeinsam handeln, ohne anzugreifen, ohne beleidigend zu sein, damit wir unseren Jugendlichen und unseren Kindern und damit unserem Land eine gesicherte Zukunft geben. Deshalb findet heute die Aktuelle Debatte statt, in die ich soeben eingeführt habe. Ich bin sehr gespannt auf die Diskussion. 

(Beifall bei der CDU)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Vielen Dank, Herr Borchert. Es gibt Fragen, und zwar von Herrn Lippmann, von Frau Sziborra-Seidlitz und von Herr Dr. Tillschneider. Lassen Sie sie zu?


Carsten Borchert (CDU): 

Ja. 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Dann fahren wir in der genannten Reihenfolge fort. - Herr Lippmann beginnt. 


Thomas Lippmann (DIE LINKE): 

Herr Borchert, ich habe eine ganz kurze Frage. Sie haben in Ihrer Rede von einer verbindlichen Schullaufbahnempfehlung gesprochen. Haben Sie sich versprochen oder haben Sie dies gemeint. 


Carsten Borchert (CDU): 

Der richtige Weg wäre eine verbindliche Laufbahnempfehlung, so wie ich es soeben ausgesprochen habe, aber es gibt leider nicht die Möglichkeit, diese bis in die letzte Instanz verbindliche Laufbahnempfehlung durchzusetzen. Die Koalition hat aber dafür gesorgt, dass wir den Eltern besser zeigen können, wo ihr Kind nach der Beendigung der Grundschule am besten aufgehoben ist. Es ist verbindlich, dass die Eltern mit ihren Kindern diesen Weg gehen müssen, aber die letzte Entscheidung liegt logischerweise nach wie vor bei den Eltern. 

Für uns ist es wichtig, den Eltern ins Gewissen zu reden, damit sie merken, dass viele Kinder in der falschen Schulform unterrichtet werden und sie ihnen damit mehr Schaden zufügen, als es ihnen nutzt. 

Herr Lippmann, das gilt nicht nur für die Schüler, sondern das gilt auch für die Lehrer, die sich jeden Tag an den Schulen engagiert für ihre Schüler einsetzen. Diese Lehrer - es ist ganz viele, aber nicht alle - müssen wir auch schützen; denn sie sind eines Tages zerschlissen und können nicht mehr. Die Lehrer können nicht in einer Unterrichtsstunde all das leisten, was ich gerade versucht habe, zu erläutern. Das können sie nicht. 

Deshalb gehört es dazu, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen, damit diese Lehrer so leben und arbeiten können, wie sie es im Studium gelernt haben, und zwar auch wenn sich die Zeiten geändert haben. 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Frau Sziborra-Seidlitz. 


Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Vielen Dank. - Herr Borchert, ich schließe direkt an. Sie haben viele - das muss ich anerkennend anmerken - sehr intensive und sehr deutliche Gedanken geäußert, die sehr damit spielen und darüber nachdenken, wie wir heute Schule gestalten. 

Ich will bei dem Punkt Schullaufbahn einhaken, weil Sie dazu außer eben in Ihrer Antwort nichts gesagt haben. Bereits im Jahr 2010 hat die PISA-Studie Deutschland attestiert, dass die frühe Segregation, also Aufteilung der Kinder in verschiedene Bildungszweige, den Leistungsabstand zwischen den schlechtesten und den besten Schülern vergrößert, ohne sich dabei die Gesamtleistung der Schülerinnen verbessert. Das heißt, die Leistungsschwachen werden schlechter, ohne dass die Leistungsstarken dadurch stärker werden. Dieser Befund hat sich in den letzten zehn Jahren verschlechtert. Der Abstand ist größer geworden. 

Welche Schlüsse ziehen Sie aus diesem Befund? Gibt es diesbezüglich etwas, von dem Sie sagen, dort könnten wir andere Ansätze wagen?


Carsten Borchert (CDU): 

Ich beziehe mein Wissen aus dem in der Praxis Erlebten und den vielen, vielen Gesprächen, die ich mit Lehrerinnen und Lehrern der Gymnasien führe, die teils nicht mehr in der Lage sind, diese Differenziertheit, die entsteht, wenn man alle Kinder und Jugendlichen zusammenlässt, wie Sie es gerade angesprochen haben, umzusetzen. Das funktioniert nicht. 

In unserem Bildungssystem gibt es genug Möglichkeiten, um nach oben oder auch um wieder nach unten zu gehen. Kein Kind ist verloren. Ich bin zu 100 % davon überzeugt: Wenn die Kinder in ihrem Umfeld gleiche Bildungsvoraussetzungen haben, dann kommt dabei viel mehr heraus, als es jetzt der Fall ist. Wir zerstören gerade unsere Lehrerinnen und Lehrer, die das umsetzen sollen, was Sie gerade vorgelesen haben. Das ist nicht möglich. 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Vielen Dank, Herr Borchert. - Es folgt Herr Dr. Tillschneider. 

(Susan Sziborra-Seidlitz, GRÜNE, steht nach wie vor am Saalmikrofon)


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Ja, Sie haben wirklich sehr viel angerissen, aber auch     


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Eine Nachfrage?


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Sie ist noch nicht fertig, oder?


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Ich habe Frau Sziborra-Seidlitz nicht gesehen. Jetzt hatten Sie schon angefangen. - Frau Sziborra-Seidlitz, können wir es gleich machen, danach?


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Ja, bitte. Soll sie es gleich machen. Oder will sie nicht?


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Dann machen wir es gleich. Okay. - Vielen Dank, Herr Dr. Tillschneider. - Frau Sziborra-Seidlitz.


Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Vielen Dank. - Ich habe noch eine Nachfrage. Also, Länder wie Japan, PISA-Gewinner, gewinnen unter anderem deshalb, weil der Abstand zwischen den leistungsschwachen und den leistungsstarken Schülern nicht so groß ist. Trotzdem sind sie Gewinner. Sollten wir nicht genauer hingucken, was sie in diesen Schulen anders machen, wie es gelingt, diesen Leistungsabstand nicht so groß werden zu lassen? Sollten wir, wenn wir über die PISA-Studie reden, nicht auch so ins Detail gehen, dass wir uns nicht darauf ausruhen, dass unser Schulsystem nun einmal so ist, wie es ist? Würden Sie mit mir darin 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Frau Sziborra-Seidlitz, kurz.


Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

übereinstimmen?


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Ja. Jetzt.


Carsten Borchert (CDU): 

Es gibt in der PISA-Studie keine Gewinner. Auch das Land, das Sie angesprochen haben, ist für mich kein Gewinner; denn - das ist den meisten hier bekannt - die Art und Weise, in der die PISA-Studie in den Ländern durchgeführt wird, ist sehr unterschiedlich. Von der Warte her kann ich Vergleiche nicht akzeptieren. Wir sind hier und Japan ist irgendwo anders. Dort gibt es andere Voraussetzungen als hier. Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, wie man es in Japan macht, dann ist das verlorene Zeit.

(Sebastian Striegel, GRÜNE: Das ist Denkfaulheit, was Sie hier betreiben!)

Ich kann nur wiederholen, wir zerstören unsere Lehrerinnen und Lehrer, die jeden Tag draußen kämpfen, wenn wir nicht endlich einsehen, dass wir etwas verändern müssen, 

(Tobias Rausch, AfD: Wer regiert denn?)

wenn wir gemerkt haben, dass es nicht funktioniert.

Herr Tillschneider.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Jetzt Herr Dr. Tillschneider.


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Sie haben in einem Parforceritt wirklich sehr viel angerissen, sind deshalb aber eher oberflächlich geblieben. Ich will einen Punkt vertiefen. Es hat mich sehr gewundert, dass Sie die USA als Beispiel angeführt haben. Die USA haben ein schlechtes - schlechtes! - Bildungssystem. Sie haben es uns als Vorbild vorgestellt. In den USA ist es so, dass sie an den Universitäten zwar aufholen, an den Eliteuniversitäten, aber das, was man mit der deutschen Hochschulreife vergleichen kann, hat ein deutlich schlechteres Niveau und - das ist gerade das Übel in den USA - sie haben kein einheitliches Bildungswesen, sondern jede Schule macht, was sie will. Das führt zu großen Niveauunterschieden zwischen den einzelnen Schulen, aber insgesamt, im Durchschnitt zu einem schlechteren Niveau. 

Außerdem wäre es fatal, wenn die Schüler schon recht früh, meinetwegen in der Sekundarstufe II - so wie ich Sie verstanden habe  , darüber entscheiden könnten, in welche Richtung sie gehen, nur noch spezifische Lehrinhalte rezipierten und man den allgemeinen Bildungsanspruch fahren ließe.

Ich möchte Sie fragen: Wollen Sie tatsächlich das, was unser Bildungssystem starkgemacht hat und wohin wir eigentlich zurück müssten, nämlich eine Einheitlichkeit zumindest auf der Ebene der Bundesländer und einen Allgemeinbildungsanspruch, den jeder erfüllen muss, egal was er nachher macht, fahren lassen?


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Herr Borchert.


Carsten Borchert (CDU): 

Den allgemeinen Bildungsanspruch werden wir immer behalten. Was Sie gesagt haben, das habe ich mir angehört. Gucken Sie nach Skandinavien. Dort funktioniert das, natürlich noch nicht bei Zehn- und Elfjährigen. Ich rede von 15-Jährigen, 16-Jährigen. Das muss man differenziert sehen.

Es gibt in den USA garantiert auch positive Beispiele, genauso wie es bei uns positive Beispiele gibt. Im Endeffekt gibt es keine Lösung, die von woanders her kommt, die wir hier in irgendeiner Form eins zu eins umsetzen könnten.

Was ich in meiner Rede gesagt habe, das ist genau das, was ich jetzt gerne wiederhole: Wir müssen den Regionen, den Schulen mehr Freiheit geben, um das umzusetzen, was in dieser Region, in dieser Schule passt. Das ist einmal das eine und einmal das andere. Den Königsweg wird es nicht geben.