Tagesordnungspunkt 22
Russisch-Unterricht an den Schulen Sachsen-Anhalts stärken und für die Zukunft sichern!
Antrag Fraktion AfD - Drs. 8/2669
Eingebracht wird den Antrag von Abg. Dr. Tillschneider.
Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Anfang März dieses Jahres hat der CDU-Landtagsabgeordnete Sven Rosomkiewicz gegenüber der Presse erklärt, die Zeit des Russischunterrichts an den Schulen in Sachsen-Anhalt sei abgelaufen; der Ukraine-Krieg habe das noch beschleunigt.
Die meisten noch aus der DDR stammenden Russischlehrer würden eh demnächst in Pension gehen, worüber der CDU-Mann sich inständig freute. Und jetzt ist er nicht anwesend; wie dem auch sei. Abschließend und voller Häme stellte er fest: Ich bedauere das nicht.
Der CDU-Politiker scheint die Sprache für das Handeln der aktuellen russischen Regierung bestrafen zu wollen. Das ist eine, wie ich finde, einigermaßen infantile Logik. Damit, Herr Rosomkiewicz, haben Sie sich den Preis für das blödeste Russland-Bashing des Jahres redlich verdient.
(Guido Kosmehl, FDP: Oh!)
Dümmlicher kann man sich dem antirussischen Mainstream kaum unterwerfen. Ich bin mir sicher, Sie bekommen dafür ein Fleißbienchen in Ihre NSA-Akte geklebt.
(Unruhe - Frank Bommersbach, CDU: Oh! - Olaf Meister, GRÜNE: Das gerade nach der Debatte eben! - Zuruf von Sebastian Striegel)
Das Russische ist eine Weltsprache mit 250 Millionen Sprechern; eine Viertelmilliarde Menschen spricht Russisch; 150 Millionen davon als Muttersprache. Russisch ist sogleich die wichtigste und am häufigste gesprochene Vertreterin der slawischen Sprachfamilie. Russisch ist Amtssprache in zahlreichen Ländern, die von Prest bis Kamtschatka nahezu die gesamte Nordhälfte des eurasischen Kontinents umfassen. Wir sollten froh sein, dass wir diese Sprache an unseren Schulen im Angebot haben.
(Frank Bommersbach, CDU: Dann halten Sie doch Ihre Rede auf Russisch!)
Russisch ist eine Wissenschaftssprache und eine Literatursprache von Weltrang. Man erschließt sich mit Russisch eine der am höchsten stehenden Kulturen der Menschheit und eine reiche Geschichte.
(Olaf Meister, GRÜNE: Dafür kriegen Sie ein Fleißbienchen!)
Abgesandte der Kiewer Rus, des ersten russischen Reiches, besuchten schon im 10. Jahrhundert den ersten deutschen Kaiser Otto in seiner Residenz in Magdeburg.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Was zahlt Ihnen des FSB?)
Im Jahr 1813 gelang uns mit russischer Hilfe die Befreiung von der napoleonischen Fremdherrschaft, der wichtigste Schritt auf unserem langen Weg zum deutschen Nationalstaat. Im Jahr 1989 machte die UdSSR die deutsche Wiedervereinigung möglich. Seit über 1 000 Jahren sind die deutsche, die europäische und die russische Geschichte so eng miteinander verknüpft, dass man das eine nicht ohne das andere verstehen kann.
In der Tat: Russisch lernen lohnt sich und nicht nur in kultureller Hinsicht. Denn, wenn die deutsche Bundesregierung des Jahres 2023 kein Haufen von US-Vasallen,
(Guido Kosmehl, FDP: Oh! Mäßigen sich! Sie reden von einem Verfassungsorgan!)
sondern souverän wäre und, wie es ihre Pflicht ist, unser deutsches Interesse verfolgen würde, dann wäre Russland einer unserer wichtigsten Handelspartner, der unsere Industrieprodukte abnehmen würde und von dem wir Gas, Öl und Rohstoffe aller Art zu unschlagbar günstigen Preisen erhalten würden.
(Zustimmung bei der AfD - Zuruf: Unfassbar! - Sebastian Striegel, GRÜNE)
Russisch lernen galt in Jahren nach der Wiedervereinigung bis Anfang der 2000er-Jahre, deshalb auch zu Recht als eine kluge Investition in die eigene Karriere,
(Guido Kosmehl, FDP: Genau! - Weiterer Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
weil es in Osteuropa und darüber hinaus interessante Arbeitsmöglichkeiten eröffnete. Wenn man eine typische Altparteienphrase verwenden wollte, könnte man sagen: Wir waren damals auf einem guten Weg.
Das ging aber nur so lange gut, bis der Präsident der Russischen Föderation Wladimir Putin im Jahr 2000 im Deutschen Bundestag eine Rede hielt, in der er, damals noch unter allgemeinem Beifall, die Idee eines in Frieden und Freundschaft prosperierenden eurasischen Wirtschaftsraums von Lissabon bis Wladiwostok entfaltete. Das wiederum führte dazu, dass in Washington alle Alarmglocken schrillten.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Jetzt kommen Sie mit Ihrem Anti-Amerikanismus um die Ecke!)
War es doch schon immer der Albtraum der Amerikaner, dass Deutsche und Russen in Frieden und Freundschaft zusammenfinden. Deshalb schüren die USA nicht nur politische Konflikte in Osteuropa, sondern sie versuchen auch, kulturell einen Keil zwischen Russland und das übrige Europa zu treiben
(Olaf Meister, GRÜNE: Ich denke, Sie wollen über die russische Sprache reden! Was hat das mit der russischen Sprache zu tun?)
und fördern aktuell eine Kampagne gegen Russland, die so radikal ist, dass sie auch die unpolitischsten Kulturäußerungen erfasst und wie das Beispiel des CDU-Landtagsabgeordneten Rosomkiewicz zeigt sogar vor dem Sprachunterricht nicht haltmacht. - Das hat damit zu tun, um Ihren Zwischenruf zu beantworten.
(Olaf Meister, GRÜNE, lacht)
Russland soll uns förmlich verekelt, alles Russische soll uns abspenstig gemacht werden. Ein Graben soll zwischen und unserem wichtigsten Nachbarn in Osteuropa gezogen werden. Ein Graben, der so tief sein soll, dass ja nie wieder eine Mehrheit in diesem Land auf die Idee kommt, wir könnten in Freundschaft, Frieden und Handel mit Russland verbunden sein.
(Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
Wir sollen stattdessen glauben, überteuertes Gas aus den USA importieren zu müssen sowie nach unter Russland keine Waren exportieren zu dürfen, und sollen das alles als alternativlos ansehen. Das ist der wahre Zweck der antirussischen Propaganda. Diese Propaganda dient nicht unserem deutschen Interesse; sie dient dem Interesse der USA und die CDU macht mit.
Aber wir, die Alternative für Deutschland, machen dabei nicht mit. Für uns ist das deutsche Interesse der höchste Maßstab der Politik und deshalb bekennen wir uns jetzt, gerade jetzt, zum Russischunterricht an unseren Schulen.
(Olaf Meister, GRÜNE: Also doch aus politischen Gründen! - Zuruf von Frank Bommersbach, CDU)
Es ist ein Glücksfall der Geschichte, dass wir nach dem Zusammenbruch des Kommunismus als Überbleibsel der engen Bindung zwischen DDR und UdSSR eine weitverbreitete russische Sprachfähigkeit in den neuen Bundesländern haben.
(Olaf Meister, GRÜNE: Die Debatte eben war Ihnen schon klar?)
Wir sollten dieses Erbe als einzigartige Brücke nach Osten nutzen und pflegen, anstatt es möglichst schnell abwickeln zu wollen und damit denen zu gefallen, die uns unterdrücken, ausnutzen und unsere Pipelines sprengen.
(Zustimmung von der AfD - Guido Kosmehl, FDP: Wer unterdrückt Sie denn? - Olaf Meister, GRÜNE: Gute Frage!)
- Um zu sehen, dass dieses Land und diese Regierung unterdrückt werden, müssen Sie sich nur das Gesicht von Kanzler Scholz ansehen, als er neben Biden stand und der verkündet hat: Wir werden euer Nordstream 2-Projekt beenden. Dann wissen Sie, dass diese Regierung unterdrückt wird.
(Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
Die letzten aus der DDR stammenden Russischlehrer werden in den nächsten Jahren in Pension gehen. Jedes Jahr kommen weniger Russischlehrer nach als Russischlehrer in Pension gehen.
(Zuruf von Frank Bommersbach, CDU)
Wenn wir nichts tun, wird auch und gerade angesichts der antirussischen Propaganda in wenigen Jahren das Russische aus unseren Schulen verschwunden sein. Die Diagnose des Abg. Rosomkiewicz trifft ja durchaus zu; wir teilen nur die Bewertung nicht.
Während die Landesregierung die Hände in den Schoß legt und das Aussterben des Russischunterrichts wohlwollend zur Kenntnis nimmt, finden wir uns damit nicht ab. Wir wollen etwas dagegen unternehmen und haben deshalb den vorliegenden Antrag eingebracht.
Angesichts der immer verrückter werdenden Stellenstreichungswellen, die über die Universität Halle hinweggehen,
(Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
brauchen wir eine in den Zielvereinbarungen festgeschriebene und nicht mehr verhandelbare Bestandsgarantie für die Slawistik an der Uni Halle, damit dort auch in Zukunft noch Russischlehrer ausgebildet werden können.
Weiterhin sollten russische Muttersprachler mit Hochschulabschluss, die etwa im Zuge des Ukraine-Konflikts nach Sachsen-Anhalt gekommen sind, als Seiteneinsteiger einfacher in den Schuldienst eingestellt werden können. So würde der Ukraine-Konflikt, anders als Rosomkiewicz meint, nicht dazu beitragen, das Russisch an unseren Schulen verschwindet. Nein, sondern er würde im Gegenteil dazu beitragen, dass es erhalten bleibt.
Wie heißt es nicht so schön im russischen Volksmund: Нет худа без добра, was frei übersetzt heißt: Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist.
Natürlich müssen wir ausgesetzten Schulpartnerschaften wiederaufgenommen werden. Die Russisch-Olympiade muss erhalten bleiben. Und schließlich brauchen wir als Antwort auf die allgegenwärtige Hetze gegen das Russische eine groß angelegte Russischoffensive, mit der das Bildungsministerium Schülern und Eltern die Vorteile des Russischlernens deutlich macht.
(Olaf Meister, GRÜNE: Russischoffensive!)
Natürlich ist Russisch mit seinen sechs Fällen, der fremdartigen Schrift und den Verbalaspekten schwerer zu erlernen als bspw. Englisch. Aber schwerer heißt im bildungspolitischen Denken der AfD eben nicht schlechter. Nein, schwerer heißt besser, weil es besser ist, sich mehr anzustrengen, weil derjenige, der sich mehr anstrengt, mehr lernt und tiefer geformt, also besser gebildet wird.
Idiomatisch richtiges Englisch ist übrigens auch schwer. Englisch ist aber so strukturiert, dass es sich relativ schnell falsch sprechen lässt, weshalb so viele meinen, sie könnten nach ein paar Jahren Schulunterricht Englisch sprechen und uns mit ihrem blasierten Radebrechen auf die Nerven gehen. Englisch verleitet zum oberflächlichen Lernen und Sprechen.
(Oh, oh! bei der SPD - Zuruf von den GRÜNEN)
Russisch gehört dagegen zu jenen Sprachen, die man entweder gar nicht oder richtig kann.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Also als wahrer Deutscher braucht man nur Russisch zu lernen!)
Russischunterricht ist insofern auch eine Schule der Gründlichkeit und hat eine besondere pädagogische Qualität. Völlig unabhängig davon, wie man zur aktuellen russischen Regierung steht, ja sogar, wenn man zu denen gehören sollte, die sie sich dort einen Regierungswechsel herbeisehnen, was ich für mich persönlich weit von mir weise,
(Guido Kosmehl, FDP: Das war klar!)
aber selbst wenn man so denkt, kann man nichts dagegen haben, den Russischunterricht in Sachsen-Anhalt zu stärken und für die Zukunft zu sichern. Es gibt keinen Grund, den Russischunterricht an unseren Schulen sterben zu lassen. Viele gute Gründe aber sprechen dafür, den Russischunterricht zu erhalten. Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag.
(Beifall bei der AfD - Zuruf von Frank Bommersbach, CDU)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Dr. Tillschneider, es gibt zwei Interventionen, zum einen von Frau Sziborra-Seidlitz und zum anderen von Herrn Räuscher, der sich gemeldet hatte, sich dann aber wieder hingesetzt hatte. Ich gehe davon aus, dass er keine Nachfrage hat, sondern eine Intervention machen möchte. - Frau Sziborra-Seidlitz.
Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Herr Tillschneider, es ist zum Glück so, dass Sie sich mit Ihren Ergüssen immer selbst als das entlarven, was Sie sind, nämlich eine Sprechpuppe Putins.
(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN - Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
Ich will an dieser Stelle auch feststellen, dass der in meinen Augen tatsächlich bedauerliche Rückgang der russischen Sprache in unserer Kultur und des Russischunterrichts in Deutschland im Moment vor allem auf den imperialistischen Angriffskrieg Putins auf die souveräne Ukraine zurückzuführen ist. Ich hoffe, dass er Sie gut bezahlt für Ihre Reden.
Ich selbst hatte Russischunterricht in der Schule und bin sehr dankbar dafür, dass ich dabei nicht nur die russische Sprache, sondern auch viel über Kultur, über Solidarität und über die Geographie dieses interessanten Landes gelernt habe. Aber vor allem bin ich dankbar dafür, dass meine Russischlehrerin mir beigebracht hat, worum es dabei geht, nämlich um Völkerverständigung, und dass sie mich in vielerlei Hinsicht in die Lage versetzt hat, die Botschaft zu senden, die heute in allen Sprachen, aber vor allem im Russischen gehört werden muss, nämlich: Заканчивайте войну в Украинe - мир украинскому народу
(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der LINKEN und bei der SPD)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Vielen Dank, Frau Sziborra-Seidlitz. - Wollen Sie das Wort?
Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
- Ja, ich will das kommentieren. Denn der Vorwurf, ich sei die Sprechpuppe Putins, ist so lächerlich. Da kommt doch immer von Striegel das ist so phantasielos; ich glaube, er hat es heute dreimal dazwischengerufen , wie viel ich bezahlt bekomme vom KGB, FSW, wie auch immer.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: FSB! - Zuruf von Olaf Meister)
- Ja. Wissen Sie, ich sage das, was ich sage, nicht, weil ich ein besonderer Freund Russlands oder eine Sprechpuppe Putins wäre. Ich sage das, was ich sage, weil ich ein deutscher Patriot bin.
Denn die Situation unseres Landes stellt sich doch nicht so dar, dass wir in Vasallenschaft zu Russland stehen und von Russland unterdrückt werden, sondern dass diese Regierung eine Vasallenregierung der USA ist. Diese Umklammerung schadet uns. Die USA sind ein wankender Koloss, sie fallen und ziehen uns in diesen Kampf hinein.
(Zustimmung bei der AfD - Guido Kosmehl, FDP: So ein Schwachsinn! - Zuruf von Dr. Katja Pähle, SPD - Zuruf von der CDU)
Davon müssen wir uns befreien und dazu brauchen wir Partner. Einer dieser Partner kann Russland sein. Deshalb bin ich für deutsch-russische Freundschaft, und zwar aus deutschem Patriotismus und aus nichts anderem heraus.
(Beifall bei der AfD - Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Räuscher, bitte.
Alexander Räuscher (CDU):
Frau Präsidentin, Vielen Dank. - Господин Др. Тиллшнайдер, мне очень интересно, что вы там говорите. Я вам скажу, что это правда: Каждый язык, это мост для дружбы, это правильно. Я вас не понимаю, как вы желаете такого моста, такой дружбы.
Зачем вы так кричите? Постоянно кричите, кричите, даже громче чем господин Штригел. Это нам уже нудно. Я желаю, что вы здесь будете говорить в парламенте как должно говорить - культурный, пожалуиста.
(Zustimmung bei der CDU, bei der SPD, bei der FDP und bei den GRÜNEN)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Cпасибо. - Und nun ist Dr. Tillschneider wieder dran.
Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Я толко очень плохо говорю по русский.
(Zustimmung bei der AfD - Guido Kosmehl, FDP: Ja, das merke ich! - Zuruf von Frank Bommersbach, CDU - Lachen bei der CDU)
Но учусь.