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Plenarsitzung

Transkript

Elrid Pasbrig (SPD): 

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben im vergangenen Jahr nach den April-Frostnächten als Koalition das Versprechen gegeben, den betroffenen Betrieben zu helfen - schnell und unkompliziert. Und ja, das haben wir geschafft. Und auch wenn es hier und da bei der Beantragung eventuell etwas hakte, haben wir doch alles in allem positive Rückmeldungen von den Betrieben und von den Verbänden erhalten.

Ich will das hier auch noch einmal für die Koalition sagen: Wir stehen an der Seite unserer Obstbauern. Und ich möchte Ihnen noch einmal erläutern, warum. 

Zur wirtschaftlichen Bedeutung. In Sachsen-Anhalt wird auf einer Fläche von 1 400 ha Obst angebaut. Am Obstbau selbst und an der anschließenden Verarbeitung und Veredelung hängen zahlreiche Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Die Wertschöpfung liegt allein in Sachsen-Anhalt bei etwa 40 Millionen € pro Jahr. 

Und Wein- und Obstbau tragen außerdem zum touristischen Wert - wir haben es bei der Rede von Frau Eisenreich gerade gehört - ihrer jeweiligen Regionen bei und sorgen mit all dem für die wirtschaftliche Stärke des ländlichen Raumes. 

Was Kulturlandschaft und Biodiversität anbelangt: Obstplantagen bieten Lebensräume für Insekten, Vögel und Kleintiere und fördern damit eine große Artenvielfalt. Und in Sachen Schulobst und Ernährungsbildung: Durch Schulobst erhalten in Sachsen-Anhalt im aktuellen Schuljahr rund 28 000 Kinder kostenlos Obst und Gemüse. Durch heimisches Obst wird hierbei gesunde Ernährung unterstützt und das Wissen über die Herkunft und den Anbau von Lebensmitteln vermittelt. Die Kooperation mit regionalen Produzenten ist also hierfür besonders wichtig.

Auch wenn aktuell nur knapp ein Viertel des gesamten Obstverzehrs in Deutschland auch aus Deutschland kommt, muss es uns am Herzen liegen, diese Quote weiter zu erhöhen.

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU und bei der FDP)

Das würde nicht nur Lieferkettenprobleme reduzieren, sondern eben auch CO2-Emissionen wegen kürzerer Transportwege.

(Guido Heuer, CDU: So ist es!)

Als landwirtschaftspolitische Sprecherin der SPD betone ich immer wieder, dass es uns als SPD wichtig ist, regionale Wertschöpfungsketten zu stärken, saisonale Produkte stärker zu bewerben

(Zustimmung von Juliane Kleemann, SPD, und von Guido Heuer, CDU)

und auf kurze Transportwege zu setzen. Hinzu kommen die Wertschätzung der Arbeit der Menschen in der landwirtschaftlichen Produktion und das Erlernen von gesunder Ernährung von Anfang an.

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU und bei der FDP)

Deshalb ist es auch gut, dass wir beim Schulobstprogramm trotz der wirklich schwierigen Rahmenbedingungen des jetzt verabschiedeten Haushalts zumindest das Niveau der letzten Jahre annähernd halten konnten; Dankeschön dafür.

Für die Entschädigung der Frostschäden des vergangenen Jahres haben wir also eine Lösung gefunden und in der Beschlussempfehlung, die Ihnen nun vorliegt, bitten wir die Landesregierung um Prüfung, mit welchen präventiven Maßnahmen Obstbauern im Hinblick auf ähnliche extreme Wetterereignisse unterstützt werden können.

Man kann sich wünschen, dass diese extremen Wetterereignisse zukünftig ausbleiben, doch wir wissen, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Deshalb wird es darauf ankommen, sich darauf vorzubereiten. In anderen Ländern wird schon länger unter schwierigen Bedingungen Obstbau betrieben. Aus Rücksicht auf meine Redezeit habe ich nur zwei Beispiele vorbereitet.

In Australien z. B., wo wir häufige Hitzewellen und damit verbundenen Wassermangel und Waldbrände beobachten, werden Äpfel, Trauben, Zitrusfrüchte angebaut mit Hilfe von Tröpfchenbewässerung und Wasserspeichertechnologien. Außerdem arbeitet man dort daran, hitzetolerante Obstsorten zu entwickeln.

In Kalifornien, wo steigende Temperaturen für chronische Wasserknappheit und Waldbrände verantwortlich sind, werden Trauben, Orangen oder Pfirsiche angebaut mithilfe des Einsatzes von KI-gestützten Wasser- und Bodenmanagementsystemen oder der Verwendung von Trockenresistenzzüchtungen.

Ich hätte diese Liste jetzt um Beispiele aus Spanien, Indien, Brasilien, Südafrika verlängern können, brauche ich aber nicht. Was wir überall dort sehen, ist: Obstanbau in extremen Klimazonen erfordert innovative Strategien, darunter bspw. nachhaltige Bewässerungssysteme, resistente Sorten und digitale Lösungen. Länder mit extremen Wetterbedingungen setzen zunehmend auf moderne Landwirtschaftstechnologien, um ihre Obstproduktion auch erfolgreich weiter betreiben zu können. 

Sie merken, ich gehe nicht so sehr auf das Finanzielle, sondern eher auf die innovativen Ansätze ein,

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU und bei der FDP)

die wir hier in Sachsen-Anhalt haben. Also, an diesem Punkt müssen wir auch in Sachsen-Anhalt ansetzen und unsere Ressourcen darauf verwenden, Anpassungen zu entwickeln und anzuwenden. Helfen können hier unsere wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen an den Hochschulen, die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, sowie das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung. Wir haben die Kompetenz und die Netzwerke im Land, wir müssen nur entwickeln und in Anwendung bringen.

Ich bitte um Zustimmung zu unserer Beschlussempfehlung. - Vielen Dank.