Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Alle Jahre wieder führen wir an dieser Stelle im Grunde dieselbe Debatte. Alle Jahre wieder zeigt sich an dieser Stelle, wie unwichtig der Landesregierung und auch den die Koalition tragenden Fraktionen die Situation der jungen Menschen in unserem Bundesland ist,
(Zuruf von der AfD)
dem Bundesland mit der bundesweit höchsten Schulabbruchsquote. Denn alle Jahre wieder gibt es hier eine große Diskussion um die Finanzierung und Förderung der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt. Da diese wichtige Arbeit bisher schon immer nur knapp verfügbar und finanziert war, gewinnt diese Debatte heute noch einmal an Dringlichkeit; denn die neuen Förderkriterien werden sehr wohl dafür sorgen, dass Schulsozialarbeit an vielen Schulen nicht mehr stattfindet, dass Sozialarbeiterinnen überwiegend nur noch an sogenannten Brennpunktschulen eingesetzt werden können.
(Zustimmung bei den GRÜNEN)
Frau Bildungsministerin, wir Bündnisgrüne geben Ihnen ja recht, dass, um Chancengerechtigkeit zu schaffen, diejenigen Schulen besonders gefördert werden müssen, an denen die Herausforderungen am größten sind. Aber es kann doch nicht der Weg sein, anderen Schülerinnen die bisherigen Schulsozialarbeiterinnen mit der neuen Förderperiode wieder wegnehmen zu wollen.
Schulsozialarbeit muss Prävention sein; sie darf nicht Feuerwehr sein. Schulsozialarbeit basiert vor allem auf einem, nämlich auf Vertrauen, und zwar auf Vertrauen zwischen der Sozialarbeiterin und der Schule, auf Vertrauen zwischen der Sozialarbeiterin und den Eltern und natürlich- das ist das Allerwichtigste - auf Vertrauen zwischen der Schulsozialarbeiterin und den Schülerinnen.
Dieses Vertrauen kann nur mit Stabilität erreicht werden, wenn Schulsozialarbeiterinnen langfristig an den Schuhen und mit den Schülerinnen zusammenarbeiten können. Dafür braucht es vor allem eines: Verstetigung. Das wiederum erreicht man, indem man endlich den unsäglichen Projektstatus der Schulsozialarbeit in unserem Bundesland beendet und ein Landesprogramm Schulsozialarbeit aufsetzt,
(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)
welches, wie es der Name schon sagt, vom Land finanziert wird und selbstverständlich auch die Kommunen mit in die Verantwortung nimmt. Aber ebenso selbstverständlich müssen die Kommunen dazu in der Lage sein. Auch das ist unsere Aufgabe. Denn wir alle müssen an dieser Stelle doch ein gemeinsames Ziel haben. Die erschütternden Zahlen zum Schulabbruch in Sachsen-Anhalt zeigen doch eigentlich eine eindeutige Notwendigkeit: Anstatt weniger Schulsozialarbeit oder anders verteilter Sozialarbeit brauchen wir in Sachsen-Anhalt mehr davon.
Wenn Sie wirklich Chancengerechtigkeit an unseren Schulen schaffen wollen, Frau Feußner, dann brauchen wir mindestens eine Schulsozialarbeiterin an jeder Schule. An den Schulen, an denen der Bedarf durch verschiedene Faktoren besonders groß ist, wie z. B. aufgrund besonders hoher Schulabbruchsquoten, brauchen wir mehr als nur eine Schulsozialarbeiterin. Wir plädieren deshalb dafür, dass zusätzliche Schulsozialarbeiterinnen nach einem Sozialindex genau an diese Schulen verteilt werden.
Dem Antrag der Fraktion DIE LINKE stimmen wir zu, weil das ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. - Vielen Dank.
(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung bei der LINKEN)