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Plenarsitzung

Transkript

Tagesordnungspunkt 22

Beratung

Zukunft braucht Herkunft - Heimat und Volksgut im Lehrplan stärken.

Antrag Fraktion AfD - Drs. 8/4574

Herr Tillschneider ist der Einbringer. - Sie haben das Wort.

(Zustimmung bei der AfD)


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die vornehmste Aufgabe der Grundschule besteht ohne Zweifel darin, unseren Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Die Grundschule aber leistet das kaum noch. Die Lese , Schreib  und Rechenkompetenz unserer Kinder verfällt zusehends. Die AfD ist die einzige politische Kraft, die immer wieder mit deutlichen Worten darauf hinweist. 

So bitter nötig diese Kritik auch ist, so wenig aber wollen wir den Eindruck erwecken, die Schule hätte daneben gar keine andere Aufgabe mehr. Ich meine nicht die politische Indoktrination, die Ihnen vorschwebt und die Sie höher gewichten als Mathematik und Grammatik. Aber es gibt durchaus etwas, das die Grundschule neben Mathematik und Grammatik unseren Kindern beibringen soll. Die Grundschule soll unsere Kinder charakterlich bilden, soll ihnen die Herausbildung einer stabilen Identität ermöglichen und sie zu gesundem Selbstbewusstsein erziehen. 

Die Schule soll unsere Kinder zu tüchtigen Menschen erziehen, die aufrichtig sind, die ihre Pflichten erfüllen, auch die Pflichten gegenüber sich selbst; die also ehrgeizig sind, die an sich arbeiten und etwas aus sich machen wollen. Die Schule soll unsere Kinder zu guten Staatsbürgern erziehen, d. h. natürlich auch und vor allen Dingen zu guten Deutschen mit einer stabilen Nationalidentität. Denn Erfolg im Leben ist nicht nur eine Frage der Kompetenz, Erfolg im Leben ist auch eine Frage von Selbstbewusstsein, von Identität und von Charakter. 

Nicht nur zu einer stabilen Nationalidentität, auch zu einer stabilen geschlechtlichen Identität wollen wir die Mädchen und Jungen erziehen sowie bilden. Aus ihnen sollen Männer und Frauen werden, die Familien gründen, Häuser bauen und Kinder bekommen wollen, damit ihr Leben weitergeht, damit sie nach ihrem Tod in ihren Kindern weiterleben und unser Volk fortbesteht. Denn die AfD-Fraktion sagt ganz klar und deutlich: Wir wollen nicht, dass unser deutsches Volk untergeht. Wir wollen, dass unser deutsches Volk eine Zukunft hat. 

(Zustimmung bei der AfD)

Identität ist nichts, was sich jeder stricken kann, wie es ihm gerade beliebt. Wir werden als Männer oder Frauen, als Deutsche, Franzosen oder Italiener geboren. Die geschlechtliche Identität können wir nicht wechseln, egal was so mancher durchgeknallte Genderschwätzer behauptet. 

(Lachen bei der AfD)

Ebenso werden wir in ein Volk hineingeboren, ob es uns nun gefällt oder nicht, und können dieses Hineingeborensein nicht einfach ablegen wie einen alten Mantel, um uns einen neuen überzuziehen. 

Die existenzielle Aufgabe, vor die wir alle gestellt sind, besteht darin, die zu werden, die wir bereits sind. Wahre Individualität bildet sich erst dann, wenn der Einzelne seinen ganz eigenen Anschluss an die eigene Tradition sucht und seine persönliche Interpretation der großen Überlieferung des eigenen Volkes findet. Genau dazu soll die Grundschule bereits anleiten. 

Kaum ein Stück Literatur eignet sich für eine solche Art Identitätsstiftung und Charakterbildung an der Grundschule besser als die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Aus mündlicher Überlieferung von Jakob und Wilhelm Grimm zu Beginn des 19. Jahrhunderts zusammengetragen, kondensiert in diesen vom Volk selbst gedichteten Geschichten der Volksgeist. 

(Zuruf: Das sind Kunstmärchen!)

In diesen Märchen verdichtet sich unsere nationale Identität. Diese Märchen besagen, was gut und was schlecht ist. Sie geben dabei eine der tiefsten und schönsten Antworten auf die Frage: Was ist deutsch? Deshalb sollen unsere Kinder an diesen Märchen zu guten Menschen und zu guten Deutschen gebildet werden. 

Die Gier, die bestraft wird; der Wagemut, der belohnt wird; der Hochmut, der vor dem Fall kommt; das Versprechen, das zu halten ist; die List, vor der man sich in Acht nehmen soll; der hohe Wert von Treue und Loyalität; Vorbilder glücklichen Familienlebens und Gegenbilder mit bösen Stiefmüttern und verstoßenen Kindern. 

Das Leben erscheint in diesen Märchen als konstanter Kampf zwischen Gut und Böse in einer von klaren Wertungen geordneten Welt. Einen solchen Kompass brauchen unsere Kinder. Daran sollen unsere Kinder gebildet werden und nicht an dem Kehricht, den die Dragqueen Olivia Jones im Rahmen ihrer Initiative „Olivia macht Schule“ den Kindern in Sachsen-Anhalt vorliest; das letzte Mal erst wieder im März dieses Jahres, an einer Schule in Wittenberg. 

(Zuruf von der AfD: Pfui Deibel!)

Die AfD-Fraktion fordert deutsche Volksmärchen statt Regenbogenmüll an unseren Grundschulen. 

(Beifall bei der AfD - Guido Heuer, CDU: Ich wäre für Religionsunterricht!)

Die Amerikaner wussten bereits, weshalb sie unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs in ihrer Besatzungszone die Kinder  und Hausmärchen der Gebrüder Grimm aus den Bibliotheken aussortierten. Es ging ihnen nicht nur darum, die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuarbeiten   was ja für sich genommen noch legitim gewesen wäre  , nein, es sollte den Deutschen unter diesem Deckmantel auch gleich ihr Deutschsein aberzogen werden. Dafür mussten die Märchen der Gebrüder Grimm verschwinden. 

Glücklich der Osten, der eine solche Umerziehung, eine solche Reeducation nicht über sich ergehen lassen musste,

(Olaf Meister, GRÜNE, lacht)

weshalb die Deutschen im Osten bis heute eine stabilere Nationalidentität aufweisen als die Deutschen im Westen; weshalb hier mehr Bürger die AfD wählen. Darauf kann der Osten stolz sein.

(Beifall bei der AfD - Zuruf von Olaf Meister, GRÜNE)

Genau das ist es, worauf der Osten stolz sein kann. Das habe ich von den Linken, die sich als die Anwälte des Ostens aufspielen, noch nie gehört. Wir bekennen uns ohne Wenn und Aber zu den Kinder  und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. 

(Hendrik Lange, Die Linke, lacht)

Damit unsere Kinder davon maximal profitieren können, sollen diese Märchen anhand des Textes der Ausgabe letzter Hand von 1857 in der Grundschule lesend und vorlesend zur Gänze durchgenommen werden. 

Sodann wollen wir zu demselben Zweck den Sachkundeunterricht in Heimatkunde umbenennen. Den Kindern soll deutlich werden, dass sie nicht mit beliebigen Sachen zu tun haben, mit denen man so oder so verfahren kann und die man so oder so sehen kann, sondern dass es um ihre Heimat geht, die ihnen Identität überhaupt erst spendet, indem sie ihnen ermöglicht zu sagen: Ich bin Deutscher. 

Die Natur soll geschützt werden, weil der Naturraum, in dem wir leben, die Flüsse und Seen, die Wiesen und Wälder, die Berge und Täler, das Fundament ist, auf dem wir selbst, unsere ganze Kultur, alles Brauchtum und alle Traditionen 

(Kathrin Tarricone, FDP: Mitsamt der Hexenprozesse!)

stehen und aus dem unsere ganze Kultur bodenständig erwächst. 

Indem wir etwa den deutschen Wald unter Heimatkunde statt unter Sachkunde subsumieren, betrachten wir ihn nicht nur als Ökosystem   wie es in der Sachkunde heißt  , sondern als ein Kulturgut und als ein identitätsstiftendes Element, das nicht zuletzt in den Märchen der Gebrüder Grimm ständiger Hintergrund ist, worin sich eine Erinnerung an Zeiten erhalten haben mag, in denen ein Großteil Deutschlands von Wäldern bedeckt war. 

Die Kinder sollen das aus vorgeschichtlicher Zeit herkommende Brauchtum, die aus dem Lauf von Sonne und Mond hergeleiteten Jahresfeste, die regionalen Volksfeste und Volkstänze kennenlernen, die   wenn sie auch nicht mehr lebendig geübt werden sollten  , uns doch Aufschluss darüber geben, wie wir zu denen geworden sind, als die wir uns heute kennen, die in spielender Aktualisierung eigene Identität erfahrbar machen. 

Schließlich wollen wir, dass in der Grundschule wieder mehr Volkslieder gesungen werden, die ebenso wie die Märchen, zumeist anonym gedichtet aus den Tiefen unserer Geschichte und Vorgeschichte kommend, Werte vermitteln und Identität spenden. 

Darüber hinaus stiftet das gemeinsame Singen die Zusammengehörigkeit und kann so den desintegrativen Tendenzen einer von überprivilegierten Minderheiten und Massenmigration zerfetzten Gesellschaft entgegenwirken. 

Ich wage die Behauptung, dass eine solche Identitätsstiftung, eine solche Charakterbildung und Charakterstärkung, wie wir sie erreichen wollen, auch der Kernaufgabe der Schule, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, entgegenkommt. Kompetenz und Identitätsvermittlung sind keine Gegensätze. 

An welchen Texten könnten Kinder ein besseres Verständnis der deutschen Sprache erwerben, als an den Märchen der Gebrüder Grimm, die ja bekanntlich nicht nur diese Märchensammlung, sondern auch ein 33-bändiges Wörterbuch verfasst haben, das wie kein anderes den Reichtum unserer Sprache abbildet. 

Die Gebrüder Grimm zierten deshalb auch die Rückseite des letzten 1000-Mark-Scheins, bevor die identitäts  und seelenlosen Brücken der Brüsseler Technokraten die historischen Motive auf den Geldscheinen der Deutschen Mark ersetzten. 

Wie dem nun sei. Junge Menschen mit gebildeten Charakteren, die wissen, wer sie sind und die stolz auf ihre Herkunft sind, werden nicht nur verantwortungsbewusste Bürger, sie lernen auch einfach besser. 

Ich bitte Sie deshalb: Erteilen Sie einem Unterricht an der Schule, der unsere Kinder in einem geschichts  und identitätslosen Vakuum erzieht, eine Absage. Bekennen Sie sich zu einer Erziehung, die unseren Kindern sagt, wo sie herkommen und sie an ihrer Tradition und Geschichte bildet. Denn so lautet der Titel unseres Antrags: „Zukunft braucht Herkunft“. 

(Beifall bei der AfD)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Eine Intervention von Frau Gorr, bitte sehr. 


Angela Gorr (CDU):

Sehr geehrter Herr Dr. Tillschneider, wir benötigen von Ihnen keinerlei Belehrung oder Nachhilfe in Bezug auf die Gebrüder Grimm. 

(Doch! bei der AfD)

Ich hätte auch ein Märchen, das zu Ihnen passen würden. Aber der Anstand verbietet es mir, es hier zu nennen. 

(Lachen und Zustimmung bei der CDU, bei der FDP, bei den GRÜNEN und bei der SPD - Florian Schröder, AfD: Herr Striegel ist ein Märchen!)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Sie können darauf reagieren, Herr Tillschneider, wenn Sie wollen. 


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Na ja, das ist schon schwach. Das ist Schwachsinn. Sie haben ja gar nichts gesagt. Ich würde einmal vermuten, dass Sie vielleicht gar kein Märchen der Gebrüder Grimm kennen und deshalb aus Verlegenheit einfach keines genannt haben.