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Plenarsitzung

Transkript

Holger Hövelmann (SPD):

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! „Es hat sich ausgeweimart, meine Herren, wir gehen jetzt dessauern.“ - So lautete der berühmt gewordene Satz von Bauhausdirektor Lyonel Feininger beim letzten Bauhausfest in Weimar im März 1925, als klar war, dass die Geschichte des Bauhauses in Weimar enden würde.

Am 1. April 1925 nahm das Bauhaus seine Arbeit als Schule in Dessau auf. Im nächsten Jahr wird die Ankunft des Bauhauses in Dessau vor 100 Jahren groß gefeiert. Ich hoffe, wir alle feiern mit Stolz unser Bauhaus.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei der Linken, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Was passiert, wenn nationalkonservative Rechte, vermeintlich Bürgerlich-Konservative in einem Landtag die Mehrheit erringen, kann man exemplarisch an den Landtagswahlen in Thüringen beobachten.

(Ulrich Siegmund, AfD: Sehr gut!)

Nein, ich meine nicht den September 2024. Ich meine den Februar 1924. Zur Erinnerung: Die NSDAP war seit zwei Jahren wegen Republikfeindlichkeit in mehreren Ländern verboten. Der Hitlerputsch war erst knapp drei Monate vorbei und Hitler saß in Landsberg am Lech im Gefängnis, als in Thüringen im Februar 1924 eine Landtagswahl stattfand.

Die Mehrheit errangen die in dem sogenannten Thüringer Ordnungsbund zusammengeschlossenen bürgerlichen Parteien, deren Minderheitsregierung von der Vereinigten Völkischen Liste toleriert wurde. Es dauerte kein halbes Jahr, da verweigerte die neue Mehrheit im Landtag dem erst seit 1919 in Weimar ansässigen Bauhaus die finanzielle Unterstützung.

Die Deutschvölkische Freiheitspartei verlangte den Abbau einer solch unrentablen Einrichtung. Trotz internationalen Widerstands und zahlreicher prominenter Unterstützer musste sich das Bauhaus zum 1. April 1925 auflösen, um einer Kündigung zuvorzukommen.

Der dann beginnende Aufenthalt des Bauhauses in Dessau gehörte zur Blütezeit der Schule. Das damals errichtete Bauhausgebäude, die Meisterhäuser sind heute Ikonen der avantgardistischen Moderne. Nein, Herr Tillschneider, das Bauhaus ist nicht   ich darf Sie zitieren  , von einer abgrundtiefen Hässlichkeit und es hat keine Bausünden verbrochen. - Jedes Jahr kommen zehntausende internationale Gäste aus aller Welt, um das Bauhaus zu sehen.

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU, bei der Linken, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das Bauhaus war immer eine Schule der Moderne und wurde später als entartet diffamiert und verfolgt. Das zwang viele Bauhäusler, sich in alle Welt zu zerstreuen. Das Gleiche, meine sehr verehrten Damen und Herren von der AfD, tun Sie mit Ihren Äußerungen und Ihrem Antrag auch.

Es ist auch klar, warum Sie das tun. Denn das Bauhaus war und ist eben nicht nur eine Bewegung für Bauen, Architektur und Design, sondern es war vor allem eine Bejahung der Moderne und eine Emanzipationsbewegung.

(Zustimmung bei der SPD und bei der Linken)

Dass Sie die Moderne und ihre Errungenschaften rundweg ablehnen und lieber in alte Zeiten zurück möchten, ist uns allen klar. Daher ziehen Sie hier gegen das Bauhaus zu Felde.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschichte wiederholt sich nicht, aber Parallelen sind erkennbar. Sie versuchen sich hier erneut im Kulturkampf und in der Umdeutung der Moderne. Ihren Angriff auf unser Bauhaus weisen wir scharf zurück. Wir lehnen Ihren Antrag ab.