Kathrin Tarricone (FDP):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten ist an sich wenig hinzuzufügen. Der Nationalpark war nie in Gefahr, und niemand muss befürchten, dass sich jemand irgendwie an ihm vergreift.
(Hendrik Lange, Die Linke: Aha!)
Die Waldbrandlagen der vergangenen Jahre haben allerdings gezeigt, dass unterschiedliche Ansprüche zu Konflikten führen können; sie kann man aber durchaus auflösen. Dafür müssen die legitimen Interessen aller Beteiligten auch als solche anerkannt werden.
(Zustimmung von Alexander Räuscher, CDU)
In der Vergangenheit konnte man den Eindruck gewinnen, dass es nicht immer der Fall gewesen war. Ich bin aber überzeugt, dass es uns mittlerweile deutlich besser gelingt.
(Zustimmung von Angela Gorr, CDU)
In der Folge sind durchaus Anpassungen am Nationalparkplan erforderlich; es wurde bereits erwähnt. In diesem Zusammenhang werbe ich aber für ein kleines Stück mehr Ehrlichkeit im Zusammenhang mit Nationalparks in Deutschland.
Selbstverständlich verkaufen sie sich als touristisches Projekt besser, wenn sie die Erwartungen der Allgemeinheit an eine schöne, heile Natur erfüllen. Echte Natur ist jedoch nicht immer schön. Natur heilt allerdings ständig entstehende Wunden und Lücken. Das ist ein ständiger Prozess.
In einem Waldnationalpark bedeutet das, dass dem Prozessschutz Raum gegeben werden muss. Tote Bäume und Kahlflächen sind zu akzeptieren, ohne dass man Borkenkäfer zu einem niedlichen Helferlein verklärt.
(Zustimmung bei der CDU - Kerstin Godenrath, CDU, lacht)
In einem dicht besiedelten Gebiet wie Deutschland hat ein Nationalpark aber eben im wahrsten Sinne des Wortes auch Grenzen. Die Akzeptanz der Umgebung ist nur sicherzustellen, wenn er nicht als Gefahr für Gesundheit und Eigentum wahrgenommen wird. Brandgefahren in der Umgebung von Siedlungen müssen selbstverständlich beseitigt werden können. Die Einsatzkräfte müssen dorthin gelangen können, wo sie benötigt werden.
(Zustimmung bei der CDU)
Die Ausschussberatungen haben gezeigt, dass dafür Lösungen gefunden wurden und werden. Das Verständnis dafür, dass Nationalpark und Umland aufeinander angewiesen sind, ist gewachsen.
Ich bitte um Zustimmung zu der Beschlussempfehlung.
(Zustimmung von Konstantin Pott, FDP, und bei der CDU)
Vizepräsident Wulf Gallert:
Frau Tarricone, es gibt eine Frage von Herrn Lange. Wollen Sie sie beantworten? - Offensichtlich. - Herr Lange, Sie können sie stellen. Eine Dreiminutendebatte bedeutet eine Redezeit von maximal einer Minute. - Sie haben das Wort, bitte sehr.
Hendrik Lange (Die Linke):
Frau Tarricone, ich habe gerade noch einmal nachgeschaut. Wir hatten das Thema im Landtag und der MDR berichtete dazu. Anfang September erklärte er, also Minister Schulze, im Plenum, dass man den Nationalpark grundsätzlich infrage stellen müsse, wenn man keine gemeinsame Lösung beim Umgang mit dem Totholz finde.
Möchten Sie sagen - wenn Sie sagen, dass es keiner ernsthaft infrage gestellt hat , dass der Minister mit solchen Aussagen nicht ernst zu nehmen ist?
(Unruhe - Zuruf von Angela Gorr, CDU)
Kathrin Tarricone (FDP):
Das möchte ich auf gar keinen Fall so ausgedrückt wissen. Ich weiß gar nicht, welcher Vorredner es gesagt hat: Wir erinnern uns alle an diese hitzige Debatte.
(Angela Gorr, CDU: Es war so!)
Sie war
(Hendrik Lange, Die Linke: In hitziger Zeit habe ich gesagt!)
- Bitte?
(Hendrik Lange, Die Linke: In hitziger Zeit!)
- Sie waren es, ganz genau: in hitziger Zeit.
Wir erinnern uns auch daran, was für Einsätze mit dem Löschflugzeug nötig gewesen sind; mit allen Helfern, die dort gewesen sind; die Feuerwehrleute, die in dieses unwegsame Gelände mussten.
Ganz ehrlich: Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe im Nationalpark jahrelang gearbeitet. Ich kenne die Flächen, die dort zusammengebrochen sind. Dort kommst du nicht hin; dann musst du zuschauen; es gibt Orte, die gefährdet sind; Menschen, die Angst hatten.
Darauf hat Minister Schulze in einer - ich sage es noch einmal - hitzigen Debatte vielleicht ein ganz klein wenig überspitzt reagiert. Gemeint hat er sicher nicht, dass der Nationalpark infrage zu stellen ist, wenn wir, wie er gesagt hat, gemeinsame Lösungen für alle Befindlichkeiten und alle Sachen dort finden. Die haben wir gefunden.
(Angela Gorr, CDU: Genau!)
Ich denke, das Thema ist erledigt.