Kathrin Tarricone (FDP):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren heute hier im Plenum erneut über eines meiner Herzensthemen: über den Wald. Dieses Mal hat die Fraktion Die Linke die jüngst ausgewertete Bundeswaldinventur zum Anlass genommen, das Thema auf die Agenda zu setzen. - So weit, so gut.
Nicht gut ist es nach der Auffassung der Freien Demokraten, den Fokus in Ihrem Antrag - in der Rede haben Sie es viel besser gemacht, Frau Eisenreich - wieder einmal nur auf eine einzige Waldfunktion zu lenken, zu verengen und daraus eine Forderungskette zu entwerfen;
(Zuruf von der Linken: Das stimmt nicht!)
denn - das haben die Vorredner auch schon gesagt - unser Wald kann viel mehr als nur Klimaschutz.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP, von Sandra Hietel-Heuer, CDU, und von Olaf Feuerborn, CDU)
Und er könnte noch viel mehr, wenn wir Waldbewirtschaftung nicht immer wieder erschweren würden.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
Wie komme ich darauf? - Eine prominent platzierte Feststellung der Bundeswaldinventur besagt, dass der Wald gegenüber der vorherigen Kohlenstoffinventur zur Kohlenstoffquelle geworden ist. Das wurde so häufig in der Presse zitiert - auch heute wieder , bis es möglichst viele glauben und es mittlerweile tanzen und steppen können.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP, von Sandra Hietel-Heuer, CDU, und von Olaf Feuerborn, CDU)
Aber das stimmt nicht. Unser Wald ist kein Klimasünder, den wir besser nicht mehr nutzen sollten. Nein, ausdrücklich nein! Die Bundeswaldinventur kommt zu einem gegenteiligen Schluss. Frau Pasbrig hat es schon erwähnt. Es gibt auch die bilanzielle Fehleinschätzung. Denn die Inventur tut so, als würde der vorher gebundene Kohlenstoff entweichen, wenn wir Bäume aus dem Wald entfernen. Das tut er nicht. Für Herrn Tillschneider sind es Tische, Stühle oder was weiß ich. Darin ist ein Bilanzfehler. Deswegen sollten wir uns nicht auf dieses verfälschte Bild locken lassen.
(Hendrik Lange, Die Linke: Deswegen steht es doch im Antrag! Das haben wir genau so reingeschrieben! - Zuruf von Kerstin Eisenreich, Die Linke)
Fakt ist aber auch, dass der in lebender Biomasse gebundene Kohlenstoff abgenommen hat. Dafür ist nicht ein überhöhter Holzeinschlag verantwortlich.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
Tatsächlich werden die Bäume in unserem Land immer älter. Dadurch verringern sich der jährliche Zuwachs und auch die Kohlenstoffbindung. Gleichzeitig starben natürlich auch viele Bäume ab; die Kahlflächen kennen wir.
Was müssen wir also tun? - Wir müssen weiterhin mit standardgerechten Baumarten aufforsten und unsere Wälder bewirtschaften.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
Früher als jetzt und auf mehr Flächen als jetzt.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
Das geht nur, wenn wir auch die Kleinstwaldbesitzer beteiligen. Die Zahl fiel schon: 50 875 Waldbesitzer gibt es in Sachsen-Anhalt. Die Hälfte der Fläche ist in privatem Eigentum. 56,7 % dieser privaten Waldfläche werden nicht bewirtschaftet.
Nur einmal zum Vergleich: Über alle Eigentumsarten hinweg beträgt der Durchschnitt in Sachsen-Anhalt 49 % bzw. im Bundesdurchschnitt sind es 43 %. Das ist viel zu wenig an Bewirtschaftung.
Bewirtschafteter Wald speichert mehr Kohlenstoff, ist artenreicher und sorgt für Einkommen.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
Wirtschaftswald ist also kein Problem bei der Waldrettung, sondern ein wesentlicher Teil der Lösung.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
Nun lade ich alle ein, das so lange zu veröffentlichen, bis auch das jeder tanzen und steppen kann.
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
Wirtschaft sorgt für Wohlstand im Wald und auch sonst. Was brauchen wir im Wald nun konkret? - Aus unserer Sicht: weniger Vorschriften, mehr Vertrauen in die Waldbesitzer, mehr Anreize für die Waldbewirtschaftung. Über alle guten Ideen dazu können wir gern im Fachausschuss reden.
Jetzt mache ich einen Werbeblock und schaue zu Herrn Roi. Es sind alle recht herzlich eingeladen, bei Pflanzaktionen selbst mit Hand anzulegen - im Harz gab es letzte Woche eine, es gibt nächste Woche eine und der Landtag führt eine eigene durch,
(Zustimmung von Guido Kosmehl, FDP)
um seinen eigenen CO2-Fußabdruck aufzuwiegen. Ich hoffe sehr, dass diese im November von Kollegen aus dem Landtag gut besucht wird. - Vielen Dank.