Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Jetzt kommt Herr Meister für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN an das Rednerpult.
(Guido Kosmehl, FDP: Traut sich Herr Meister, Nietzsche zu zitieren?)
Olaf Meister (GRÜNE):
Nein, so weit wird es jetzt nicht kommen.
(Oliver Kirchner, AfD, und Guido Kosmehl, FDP, lachen)
- Danke, Frau Präsidentin. - Sehr geehrte Damen und Herren! Mit dem Antrag versucht die AfD wieder einmal, ihre Ideologie in einen Bereich zu kippen. Diesmal trifft es den Tourismus, vermeintliches Gendern - böser Klimaschutz. Meine Güte.
Besonders absurd: Es soll nicht mehr das liberal-intellektuelle Milieu, sondern der konservativ-traditionelle Bevölkerungsteil angesprochen werden. Okay, was mag das heißen? - Das heißt vor allem, dass die AfD nicht einmal annähernd versteht, was sie da beantragt.
(Zustimmung bei den GRÜNEN und von Stefan Gebhardt, Die Linke)
Mit dem von ihr angegriffenen und wohl gemeinten Masterplan Tourismus Sie haben eine andere Bezeichnung in Ihrem Antrag gewählt, dabei wäre es doch fair gewesen, zumindest den richtigen Namen anzuführen hat man sich nach einem langen, transparenten Prozess unter professionellen Gesichtspunkten für eine bestimmte Strategie entschieden.
Dabei geht es natürlich nicht darum, ob Menschen politisch eher liberal oder konservativ sind. Das war nicht das Thema. Ihr flaches Schwarz-Weiß-Denken ist natürlich genau in diese Richtung unterwegs. Es wurde vielmehr fachlich geschaut, welche Sinus-Milieus Sie sprachen es an - aus der Zielgruppenforschung marketingtechnisch gut von unseren touristischen Attraktionen angesprochen werden.
Wir bieten mit UNESCO-Weltkulturerbestätten, Städtereisen vor allem in architektonisch interessante Kleinstädte, Kulturereignissen in Großstädten, Schlössern, Burgen, Gartenträumen, Romanik, Weinreisen, dem Elbe-Radweg und beim Harzwandern ganz viel historisches Erbe. Die Stadt Magdeburg nennt sich Otto-Stadt Magdeburg; sie hat „Otto“ im Titel weil Sie sagten, das ist Ihnen zu wenig. Weiterhin ist die Lutherdekade zu erwähnen; zehn Jahre haben wir mit Luther zugebracht. Das alles ergibt sich aus der Charakteristik unseres Landes.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Lutherstadt Wittenberg!)
Strandurlaub, Hochseeangeln haben wir nicht so sehr; das müssen wir einräumen.
(Lachen bei der SPD)
Dieses Land ist für viele interessant, bei Weitem nicht nur für diese Sinus-Gruppe, sondern natürlich auch für andere Sinus-Gruppen. Marketingtechnisch gibt es aber doch besonders große Bezüge zu dieser Gruppe, die sich liberal-intellektuell nennt, weniger Bezüge gibt z. b. zum konsum-hedonistischen Milieu.
Insofern ist es sinnvoll, unter Marketing-Gesichtspunkten diese Erkenntnisse in die eigenen Anstrengungen einfließen zu lassen, um möglichst effektiv zu werben, also möglichst viele Leute bei möglichst effektivem Einsatz der Mittel herzubekommen. Das ist die Idee. Das ist keine politische Frage.
(Zustimmung bei den GRÜNEN, bei der SPD und bei der FDP)
Die AfD macht eine daraus. Ihr Identitätstourismus - da haben Sie Ihr eigenes ideologisches Denken sehr schön auf den Punkt gebracht; das ist Ihr Ziel; dahin möchten Sie den Tourismus entwickeln. Sie wollen das Werben für den Tourismus politisieren, damit es Ihrer eigenen politischen Agenda nutzt. Das finde ich unanständig. Das finde ich wirklich unanständig. Das sollte nicht sein.
(Zustimmung bei den GRÜNEN)
In typisch ideologischer, faktenfeindlicher Manier wird so getan, als gäbe es eine spezielle parteipolitische Ausrichtung. Der Antrag ist grober Unfug und abzulehnen. Der Alternativantrag der Koalition fasst die anstehenden Aufgaben, wie ich meine, gut zusammen. Dem werden wir zustimmen. - Danke schön.