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Plenarsitzung

Transkript

Karin Tschernich-Weiske (CDU):

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sprache war ist schon immer mehr als zwischenmenschliche Kommunikation. Sie ist Ausdruck von gesellschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungen und sollte Respekt vor dem Gegenüber zum Ausdruck bringen.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und bei der FDP)

Und ja, sie darf als Spiegel der gesellschaftlichen Strukturen nicht unterschätzt werden.

(Zustimmung von Guido Heuer, CDU)

Deshalb hat sich unser Land längst aufgemacht, die Gleichstellung von Frauen und Männern durch die Anwendung einer geschlechterneutralen Sprache in Gesetzen und Rechtsvorschriften, bei der Gestaltung von Vordrucken, in Stellenausschreibungen und in amtlichen Schreiben sicherzustellen. Auch in Schulen ist die geschlechterneutrale Sprache gelebte Praxis.

(Zurufe von der AfD)

Die Landtagsverwaltung hält sich an das Regelwerk für eine inklusive Sprache, in welchem der Ältestenrat mit der Drs. 1186 in der 8. Legislaturperiode zugestimmt hat.

(Zustimmung von Stefan Gebhardt, DIE LINKE)

Wir können feststellen, dass wir uns damit im öffentlichen Bereich unseres Landes an die deutschen Rechtschreibregeln und an die Regeln der Rechtsförmlichkeit halten. Wenn nun dennoch ein Antrag zum Verbot des Genderns im Plenum landet, muss es den Antragstellern mutmaßlich darum gehen, den Gebrauch von Sprache auch im privaten Bereich regeln zu wollen. Hier steht es jedoch jedem frei, so zu reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

(Beifall bei der CDU, bei der LINKEN, bei der SPD, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Sprache wird sich im mündlichen Bereich immer allein weiterentwickelt. Es bedeutet, Respekt vor der Freiheit jedes Einzelnen, dieses auszuhalten.

(Beifall bei den GRÜNEN - Zustimmung von Hendrik Lange, DIE LINKE)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sie können sicher sein, dass unsere Bürgerinnen und Bürger genauso sprechen, wie sie es für richtig halten und sich das nicht von uns vorschreiben lassen.

(Beifall bei der CDU, bei der LINKEN, bei der SPD, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Einen Antrag, wie er hier eingebracht wurde, brauchen wir deshalb nicht.

Zuletzt noch ein Wort zur antragstellenden Fraktion der AfD: Mit dem kopierten Antrag eines politischen Mitbewerbers aus Thüringen haben Sie Folgendes bewiesen:

Erstens. Ihnen fallen keine eigenen Themen mehr ein und Sie schreiben deshalb von anderen ab.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und bei der FDP - Zurufe von der AfD)

Zweitens. Sie merken gar nicht, dass der Antrag im Thüringer Landtag einen ganz anderen Hintergrund hatte. Dort waren die Abgeordneten mit Schriftstücken der Landtagsverwaltung konfrontiert, welche nicht den Rechtschreibregeln des Rates für deutsche Rechtschreibung entsprachen und auch die Sitzungsprotokolle sollten zukünftig entsprechend angepasst werden.

(Oliver Kirchner, AfD: Da sehen Sie mal, wie weit das gehen kann, wenn sich keiner kümmert!)

Das sind Umstände, die wir im Land Sachsen-Anhalt nicht haben, weshalb Ihr Antrag unnötig ist und abgelehnt wird.

(Beifall bei der CDU, bei der LINKEN, bei der SPD, bei der FDP und bei den GRÜNEN - Zuruf: Richtig so!)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Frau Tschernich-Weiske, Kollege Loth will Ihnen noch eine Frage stellen. Wollen Sie die beantworten?


Karin Tschernich-Weiske (CDU):

Na klar.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Offensichtlich. - Herr Loth, dann haben Sie die Chance, sie zu stellen.


Hannes Loth (AfD):

Sehr geehrte Frau Abgeordnete, ich hätte zwei Fragen, wenn ich darf. Die erste Frage ist: Sie haben jetzt gerade von Bürgerinnen und Bürgern gesprochen, aber alles dazwischen haben Sie jetzt ausgelassen. Also, bitte gendern Sie richtig: Bürger*innen. Damit haben Sie dann auch alle erreicht; das nur noch mal, um richtig zu gendern.

(Zurufe von der CDU, von der SPD und von den GRÜNEN)

Das wird Ihnen Guido Heuer besser erklären können als ich wahrscheinlich.

(Zurufe von der CDU, von der SPD und von den GRÜNEN)

Die zweite Frage ist: Haben Sie bei sich in der Fraktion geklärt, welche Pronomen die einzelnen Abgeordneten gern benutzen möchten?


Karin Tschernich-Weiske (CDU):

Erstens. Ich kann darauf mal ganz lässig antworten: Die Frauen in unserer Fraktion sind ein anerkannter und ein zu 50 % gleichberechtigter Teil.

(Beifall bei der CDU und bei der SPD)

Wir haben es überhaupt nicht nötig, uns mit solchen Sachen zu beschäftigen.

Und dann zu diesem Begriff „Bürgerinnen und Bürger“: Das ist genau Teil der Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung. Das bekommen wir als geschlechterneutrale Sprache hin. Dazu brauchen wir weder Sternchen noch Doppelpunkte. Wir können uns auch so ansprechen. Ich glaube nicht, dass erstens irgendein Bürger da draußen diese Diskussion hier überhaupt versteht, mit der wir uns beschäftigen, und zweitens das Binnensternchen anwenden wird.

(Beifall bei der CDU, bei der LINKEN, bei der SPD, bei der FDP und bei den GRÜNEN - Zurufe von der AfD)