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Plenarsitzung

Transkript

Wolfgang Aldag (GRÜNE): 

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine Damen und Herren! Ja, ich habe den Antrag mehrmals gelesen. Und ich habe ihn mir tatsächlich auch vorlesen lassen. Ich musste aber danach feststellen, wie wenig Substanz in diesem Antrag steckt. Da wird eine halbe Seite verschwendet, um festzustellen, was alle Welt sei längst weiß. Und eine weitere halbe Seite wird dazu verwendet, um das zu fordern, was es längst schon gibt. Jetzt mal ehrlich: Braucht es dafür einen Antrag? - Aus unserer Sicht nicht.

Aber wenn er denn dann schon mal da liegt, habe ich mich damit beschäftigt und mich gefragt: Was will uns denn die AfD mit diesem Antrag sagen? Will die AfD uns zeigen, dass sie auf einmal bibliophil geworden ist? Oder will sie darauf aufmerksam machen, dass sich in der AfD vermutlich lauter kleine Bücherwürmer tummeln, die den Spaß am Vorlesen vermitteln wollen?

(Dr. Katja Pähle, SPD: Ja!)

Wenn ich so in die Reihen schaue, dann stelle ich fest: Na wohl eher nicht. Und der Ton, der angeschlagen wurde, der lässt auch das nicht vermuten. Denn schon der Antragstitel ist eine ruppige Aufforderung, der quasi einen Befehl zum Vorlesen formuliert, zeigt: Hier werden das Lesen und das Vorlesen nicht als Vergnügen, als selbstbestimmte Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich und der Welt oder als ein durchaus emotionaler Moment dargestellt, sondern im autoritären Ton wird jede und jeder, der das bisher nicht getan hat, zum Vorlesen verdonnert,

(Zustimmung bei den GRÜNEN)

also Eltern, Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer. Und das soll nun die Landesregierung umsetzen.

Dabei ist doch das, was Sie in Ihrem Antrag fordern, in unseren Kitas im Land, in den Schulen, in den Bibliotheken und in anderen Einrichtungen längst Standard. Da gibt es Räume oder Ecken, in denen vorgelesen wird oder in denen Kinder sich zu bekannten Bilderbüchern selbst Geschichten erzählen können. Es gibt zahlreiche Vorleseveranstaltungen, oft gerade in den Institutionen, die Sie bekämpfen bzw. deren Gelder sie kürzen wollen. Es gibt das Bildungsprogramm und es gibt einen Vorlesetag.

Und auch zu Hause   ich weiß nicht, in welchen Kreisen Sie sich bewegen   wird vorgelesen. Aber in meiner, wie Sie es nennen würden, links-grün versifften Babbel, kenne ich ausschließlich Eltern, die ihren Kindern regelmäßig vorlesen. Da gibt es kein Defizit.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der Linke)

Mir scheint, da gibt es eher bei Ihrer Klientel ein Problem. Und das erschließt sich ja auch, wenn man ihre Begründung des Antrages heranzieht. Da schreiben Sie   ich zitiere  :

„Demgegenüber steht leider die traurige Realität, dass etwa einem Drittel aller Kinder nicht oder kaum vorgelesen wird. Allzu oft übernimmt der Fernseher, das Tablet oder andere digitale Medien das, was dem kindlichen Geist selbst überlassen werden sollte. Unseren Kindern werden fertig gedachte und ausgestaltete Inhalte überlassen, die nur noch konsumiert und nicht ausgestaltet oder überdacht werden müssen.“

Meine Damen und Herren der AfD, das ist doch genau Ihr Konzept; das ist Ihre Strategie. Mit Ihrer Präsenz und mit Ihren Botschaften in sozialen Medien verfolgen Sie doch genau das, was Sie in diesem Antrag beklagen. Was um Himmels Willen soll dieser verlogene Antrag? Dieser Antrag ist nur abzulehnen. - Herzlichen Dank.

(Zustimmung bei den GRÜNEN)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Dr. Tillschneider, ist das eine Zwischenintervention?


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Ja, eine Zwischenintervention.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Bitte.


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Ja, die grüne Wut gegen unseren Antrag rührt einfach daher, dass dieser Antrag Ihr Verdummungswerk durchkreuzen würde.

(Olaf Meister, GRÜNE, lacht)

Sie sind die Feinde des Lesens. Sie sind die Feinde der Bildung.

(Oh! bei den GRÜNEN)

Ich kann mich daran erinnern, das ich bei einer Podiumsdiskussion mit Frau Lüddemann war. Da ging es um die Digitalisierung. Da hat Sie tatsächlich gesagt, man müsse so früh wie möglich die Kinder mit dem digitalen Gerät konfrontieren. Und am besten sollte man den Dreijährigen schon Tablets in die Hand drücken, damit sie irgendwie wischen lernen.

(Cornelia Lüddemann, GRÜNE, nickt)

- Und jetzt nickt Sie auch noch dazu. Und genau das ist die Wurzel des Übels. Dreijährige brauchen kein Tablet.

(Zurufe von der Linken und von den GRÜNEN)

Dreijährigen muss vorgelesen werden.

(Zuruf von Cornelia Lüddemann, GRÜNE)

Und noch mal zu den GRÜNEN: Sie haben gesagt, wir würden hiermit irgendwie den Eindruck erwecken, bibliophil zu sein. Das müssen wir gar nicht; denn wir sind bibliophil.

(Unruhe bei der Linken und bei den GRÜNEN) 

Und die AfD ist die Partei der Bildung. Wir sind die am besten gebildete Partei in diesem Parlament.