Wolfgang Aldag (GRÜNE):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Ich werde es gleich zu Beginn meiner Rede sagen: Es mag vielleicht viele überraschen, aber für uns sind E-Fuels nicht per se Teufelszeug. E-Fuels können in Bereichen, in denen wir mit Elektromotoren und Batterien nicht wirklich weiterkommen und eben auch keine Alternativen zum Verbrenner haben, durchaus ihre Berechtigung haben, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Es wurde schon erwähnt: Bei Schiffen, Flugzeugen und eventuell auch Lkw ist die Verwendung von E-Fuels durchaus sinnvoll, nicht aber beim Pkw. Denn auch hier gehört zur Wahrheit dazu, dass die Herstellung von E-Fuels derzeit noch teuer ist. Wir sprechen von rund 4 €, 4,50 € für den Liter. Perspektivisch werden es vielleicht vor Steuern 2 € sein. Das mag noch im Bereich des Möglichen liegen. Dazu gehört aber auch, dass die Energieeffizienz von E-Fuels erbärmlich ist. Um 100 km mit dem Pkw zurückzulegen, benötigt ein E-Antrieb 18 kWh, ein Pkw, der mit E-Fuels betankt wird, 15 kWh. Weshalb also in großem Umfang Strom einsetzen, um E-Fuels herzustellen, wenn der Strom direkt genutzt werden kann? Das Ganze dann auch noch hochzufahren, das widerspricht der Mobilitätswende, weil diese die Senkung des Endenergieverbrauches ohne Einschränkung der Mobilität beinhaltet.
Mir wäre es viel lieber, wenn wir Forschung und Entwicklung sowie letztendlich auch Geld in die E-Mobilität stecken. Das heißt natürlich, die Ladeinfrastruktur deutlich zu verbessern und Forschung und Entwicklung in die Batterietechnologie zu stecken. Und - das nebenbei gesagt : Mir wäre es auch lieb, wenn wir die Radfahr-Infrastruktur ausbauen und auch dafür Geld bereitstellen.
Meine Damen und Herren! Die zehn führenden Autohersteller setzen bei Ihrer Flotte auf E-Mobilität. Diese Entwicklung aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen, halte ich für völligen Quatsch. Verkehrsminister Wissing hat gesagt, die Entscheidung für die E-Mobilität ist längst gefallen. Die Zukunft der Pkw ist elektrisch.
(Beifall bei den GRÜNEN)
Dann möchte ich direkt zu Ihrem Antrag kommen. Ein Punkt, der mich wirklich stutzig gemacht hat und der eigentlich zeigt, dass Sie nicht nur die Mobilitätswende, sondern auch das System der E-Fuels nicht verstanden haben. Soweit ich das System verstanden habe - alle Hersteller, bei denen ich mich erkundigt habe, haben das bestätigt : Der Grundgedanke bei der Herstellung von E-Fuels ist, Strom aus erneuerbaren Energien zu verwenden, aber nur dann, wenn dieser Strom aus erneuerbaren Energien im Überschuss zur Verfügung steht.
Sie fordern, die Herstellung von E-Fuels von Solarenergie und Fotovoltaik abzukoppeln. Hierbei liegt aus unserer Sicht ein gewaltiger Denkfehler vor. Deshalb lehnen wir Ihren Antrag ab. - Vielen Dank.
(Beifall bei den GRÜNEN)
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Aldag, warten Sie einmal. Herr Bernstein hat eine Frage. Wollen Sie diese beantworten?
Wolfgang Aldag (GRÜNE):
Ja.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Bernstein, eine Minute Redezeit.
Jörg Bernstein (FDP):
Es geht auch ganz schnell. Vielen Dank, Herr Präsident. - Lieber Kollege Aldag, Sie haben gerade gesagt, dass die zehn größten Automobilhersteller komplett auf E-Mobilität setzen. Was mir dabei so durch den Kopf geht, ist die Frage: Was könnte z. B. deutsche Automobilhersteller dazu bewegen, sich gerade für den chinesischen Markt die Verbrennertechnologie offenzuhalten? Denn offensichtlich behält sich auch China diese Zweispurigkeit, sowohl E-Mobilität als auch klassische Verbrenner, vor. Dazu, wie unterschiedlich sich gerade unsere deutschen Automobilhersteller in diesem Zusammenhang positionieren, gibt es ausreichend Presseberichte, die mich ein bisschen verwirren. Was könnte der Grund dafür sein? - Ich sehe keinen.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Bitte.
Wolfgang Aldag (GRÜNE):
Sie müssen die deutschen Automobilhersteller fragen, wieso sie das so machen. Ich kann nur feststellen, dass sich die zehn größten Automobilhersteller auf diesen Weg begeben, um bis zum Jahr 2035 ihre Flotten teilweise zu 100 %, teilweise aber auch zu 60 % bis 80 % auf elektrisch umzustellen haben. Sie begeben sich also einfach auf diesen Weg. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, weshalb sie das machen. Das müssen Sie schon bei den Autoherstellern selbst nachfragen.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Aldag, Herr Tillschneider will Ihnen eine Frage stellen. - Bitte, Herr Tillschneider.
Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Und zwar ist allgemein bekannt, dass die deutsche Industrie bzw. die Automobilindustrie - aber es ist ein großer Teil der deutschen Industrie mit dem Verbrenner groß geworden und auf den Verbrenner ausgerichtet ist. An den ganzen Teilen, die produziert werden, hängt unsere ganze mittelständische Industrie, die ganzen Zulieferer. Wenn wir jetzt also sagen: Wir erledigen den Brenner und steigen auf das E-Auto um, dann ist das ein Schlag für die deutsche Industrie, der unseren Wohlstand gefährdet. Angesichts dieser Situation frage ich: Ist es in ihren Augen ein zumindest anerkennenswertes Motiv, dass wir angesichts dieser Lage sagen, weil unser Wohlstand daran hängt, wir versuchen doch irgendwie den Verbrenner zu erhalten, oder sagen Sie: Nein, drauf gepfiffen?
Vizepräsident Wulf Gallert:
Sie können antworten.
Wolfgang Aldag (GRÜNE):
Vielen Dank, auch für diese Nachfrage, Herr Tillschneider. Ich weiß nicht, woher Sie es nehmen, dass, wenn die Automobilhersteller auf eine andere Antriebsart umstellen, die ganze Autoindustrie zugrunde geht. Ich merke im Moment gerade auf dem Markt - ich weiß nicht, ob Sie das nicht wahrnehmen : Die deutschen Autohersteller oder insgesamt Autohersteller - ich sage das jetzt einmal so direkt - bauen geile Autos, geile E-Autos. Die sehen toll aus.
Die haben ordentlich Power. Das wird dazu führen, dass die Automobilhersteller sich genauso auf dem Markt behaupten können und genauso zu unserem Wohlstand beitragen, wie sie das bisher getan haben.
(Zustimmung bei den GRÜNEN)