Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Linke will mit diesem Antrag die CDU als die Antreiberin des Bildungsverfalls entlarven. Aber gerade mit diesem Antrag offenbart Die Linke einmal mehr, dass ihre destruktiven und dümmlichen Vorstellungen zu den Hauptursachen des Bildungsverfalls gehören. Auf anderen Gebieten, etwa auf dem Gebiet der Außen- und Sicherheitspolitik, mag sich das anders verhalten, aber auf dem Gebiet der Bildung sind Sie mit ihrer linken Verdummungspolitik das Hauptproblem und nicht die CDU.
(Beifall bei der AfD - Zuruf von der Linken)
Man erkennt das schon daran, dass Die Linke als Beispiel für den Bildungsverfall in Sachsen-Anhalt allen Ernstes den Umstand anführt, dass Sachsen-Anhalt im Bundesvergleich den geringsten Anteil an Abiturienten hat. 25 % machen hier zurzeit Abitur; der Bundesdurchschnitt liegt bei 35 %. Aber wenn hier weniger Schüler das Abitur schaffen, kann das recht besehen doch nur bedeuten, dass die Maßstäbe hierzulande höher sind.
(Zuruf von der CDU: Genau!)
Wenn nur die 25 % Besten und nicht die 35 %, die 45 % oder gar die 55 % Besten das Abitur schaffen, dann ist das Abitur doch einfach mehr Wert.
Den Anteil an Abiturienten kann man nicht durch mehr Lehrer und mehr Schulen erhöhen, so wie sich vielleicht die Produktion von Tomatenkonserven durch mehr Tomatenplantagen und mehr Konservenfabriken erhöhen ließe, sondern der Anteil der Abiturienten ist durch die keinesfalls unbegrenzten Begabungsvoraussetzungen und die ebenfalls nicht unbegrenzte Fähigkeit der Schüler zur Selbstdisziplin limitiert.
Im Übrigen halte ich angesichts dieser Faktoren eine Abiturientenquote von um die 20 % für das Optimum; jeder Fünfte - mehr echte Hochschulabsolventen brauchen wir doch gar nicht. Diplomierte Nichtsnutze à la David Begrich haben wir jedenfalls genug; wir bräuchten eher mehr Handwerker.
(Beifall bei der AfD - Zuruf von der AfD: Bravo! - Zurufe von der Linken und von den GRÜNEN)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Dr. Tillschneider, ich möchte Sie bitten, Leute, die nicht im Parlament sind und die nicht direkt reagieren können, nicht mit irgendwelchen pejorativen Adjektiven zu belegen.
(Zuruf von der AfD: Er hat doch recht!)
Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Gut. - Und genau das verstehen die Linken nicht, oder sie wollen es nicht verstehen, und damit sind sie nicht in der Lage, eine gute Bildungspolitik ins Werk zu setzen.
Denn gerade dieses Aussieben durch hohe Prüfungsmaßstäbe ist wesentliche Voraussetzung gelingender Bildung. Es bringt die jungen Menschen dazu, hart an sich zu arbeiten, und wählt am Ende diejenigen aus, die den Anforderungen wirklich genügen. Geistige Spitzenleistungen werden nur dadurch erreicht, dass man immer wieder aussiebt.
Indem linke Bildungspolitik dieses Prinzip angreift und das Aussieben an Schule und Universität immer schwerer macht, treibt sie den Verfall des Bildungsniveaus voran. Es ist ein Fehler, z. B. Fachbereiche an der Universität mit hoher Durchfallquote durch Mittelkürzungen zu bestrafen. Genauso kann man ein Schulsystem kaum schwerer beschädigen als durch eine krampfhafte Erhöhung des Abiturientenanteils.
Beispiele sind Bundesländer wie Bremen und NRW, wo einst SPD-Regierungen ein Billigabitur eingeführt und dadurch eine Schwemme von Hochschulzugangsberechtigten erzeugt haben, die zu allem qualifiziert sind, nur nicht zu einem Hochschulstudium, die aber ein solches beginnen, dann scheitern und die deshalb subjektiv unglücklich und objektiv unbrauchbar sind.
Die CDU trägt zwar eine gewisse Mitschuld am Bildungsverfall, ist hier aber keine treibende Kraft. Die Schuld der CDU besteht vielmehr darin, der linken Bildungspolitik jahrzehntelang nichts oder zu wenig entgegengesetzt zu haben. Die CDU lässt sich in der Bildungs-, Kultur- und Gesellschaftspolitik seit jeher von den Linken treiben und bremst den Niedergang allenfalls etwas ab.
Wenn nun aber die Linken der CDU vorwerfen, für den Bildungsverfall verantwortlich zu sein, dann unterstelle ich den Linken nicht, dass sie von ihrem eigenen Versagen ablenken wollen. Nein, das unterstelle ich nicht. Ich unterstelle ihnen vielmehr, dass sie so verblendet sind und vom Wesen der Bildung so wenig Ahnung haben, dass sie gar nicht verstehen, weshalb sie mit ihrer Bildungspolitik die Bildung zugrunde richten.
Was nun aber die CDU angeht, so gab es früher vor langer Zeit einmal eine CDU, die wusste, was Bildung ist und die eine hervorragende Bildungspolitik zustande gebracht hat; das will ich ausdrücklich anerkennen. Nehmen wir eine Persönlichkeit und einen so gebildeten Bildungspolitiker wie Gerhard Mayer-Vorfelder, CDU-Bildungsminister in Baden-Württemberg von 1980 bis 1991.
(Zuruf: Das ist lange her!)
- Das ist lange her, stimmt. Leider.
Unter seiner Ägide gab es nach Klasse 4 zentrale Klassenarbeiten im ganzen Land, die unter strengen Vorgaben durchgeführt und korrigiert wurden und die darüber entschieden, ob jemand auf die Hauptschule, die Realschule oder das Gymnasium gehen konnte; wobei aus einer Klasse von 20 bis 30 Grundschülern zwei bis drei die Empfehlung für das Gymnasium erhielten. In den größeren Städten waren es etwas mehr, aber in den Grundschulen auf dem Land war das die Quote, weshalb an den Gymnasien die Schüler, die vom Land kamen, im Schnitt besser waren als diejenigen, die aus der Stadt kamen.
(Zuruf von der AfD)
Damals gab es ab Klasse 1 regelmäßig benotete Diktate, Aufsätze und Rechenaufgaben, und alle Arbeiten wurden nach strenger Fehlerskala beurteilt. Fremdsprachen wurden nicht mit Blabla und alternativen Methoden, sondern durch Einpauken von Vokabular und Grammatik unterrichtet. Die Schüler erhielten jeden Tag umfangreiche, repetitive Hausaufgaben, mit denen das Gelernte eingeübt wurde. Und wer seine Hausaufgaben nicht erledigt hatte, wurde vor versammelter Klasse so getadelt, dass er sich gründlich überlegt hat, ob er noch einmal so nachlässig sein wollte.
Das Ergebnis war gemessen an heutigen Zuständen ein hervorragendes Qualifikationsniveau. Unter Mayer-Vorfelder wurde aber nicht nur der Leistungsgedanke, sondern auch der Nationalgedanke großgeschrieben. Mayer-Vorfelder hat eine Überarbeitung des Geschichtslehrplans veranlasst und dabei einen deutlichen Schwerpunkt auf Bismarck und die Geschichte der Reichseinigung legen lassen.
(Zurufe von den GRÜNEN und von der Linken)
Die Inhalte dieses Lehrplans haben schon damals einen Aufschrei linker Journalisten provoziert und könnten heute ohne Weiteres in einer Bismarck-Broschüre der AfD-Fraktion Sachsen-Anhalts stehen.
(Beifall bei der AfD)
Im Jahr 2008 übrigens wandte sich dieser Mayer-Vorfelder in seiner Eigenschaft als Präsident des VfB Stuttgart gegen die Unterstützung des Projekts „Netz gegen Nazis“ durch den DFB. - Wahrlich, Mayer-Vorfelder war ein großer Mann und ein gebildeter Bildungspolitiker. Die CDU hat heute leider niemanden mehr, der einem Gerhard Mayer-Vorfelder auch nur das Wasser reichen könnte.
Noch besser als in Baden-Württemberg war das Bildungssystem übrigens in Bayern, wo viele Abiturienten nicht nur Latein, sondern auch Altgriechisch konnten, was zu einer umfassenden gymnasialen Bildung gehört, weil im alten Griechenland die Fundamente unserer Kultur gelegt wurden.
In Sachsen-Anhalt gibt es immerhin noch vier Gymnasien, die Altgriechisch anbieten - ein weiteres Indiz dafür, dass es um die Gymnasialbildung hier gar nicht so schlecht steht. Im 2022 erstellten Lehrplan des Bildungsministeriums lesen wir dazu ich zitiere :
„Der Griechisch-Unterricht führt zu den Wurzeln unserer europäisch-abendländischen Kultur zurück und hilft den Schülerinnen und Schülern durch die Konfrontation mit dem Denken und Leben der alten Griechen, ihre auf die Gegenwart beschränkte Weltsicht als solche zu erkennen und zu erweitern. Sie entwickeln Verständnis für Herkunft und Tradition.“
Bravo, das ist der richtige Ansatz: Die beschränkte Gegenwartsweltsicht, die dort
(Dr. Hans-Thomas Tillschneider, AfD, nickt mit dem Kopf nach links)
sozusagen allgemein herrschend ist, erweitern.
(Ulrich Siegmund, AfD, lacht - Zustimmung bei der AfD)
Die beschränkte Gegenwartsweltsicht erweitern und Herkunft und Tradition verstehen - das sollte Leitprinzip nicht nur des Altgriechisch-Unterrichts, sondern der gesamten Schulbildung im Land sein.
(Beifall bei der AfD - Zuruf von der AfD: Bravo!)
Unser Schulsystem ist dort gut, wo die konservative Restsubstanz der CDU sie dazu gebracht hat, Bildungsgüter zu bewahren. Unser Schulsystem ist dort schlecht, wo die Linken sich austoben und ihr Zerstörungswerk verrichten konnten.
Das Problem und die Schuld der CDU sind, dass sie ihr konservatives Fundament vernachlässigt hat und deshalb den Linken nichts entgegensetzen kann. Man merkt das immer an der Art und Weise, wie Sie auf bildungs-, kultur- und gesellschaftspolitische Anträge der Linken reagieren und wie Sie argumentieren.
Die CDU fühlt sich mit den Forderungen der Linken nicht richtig wohl; Sie sind aber außerstande zu sagen, weshalb. Sie wollen alles etwas langsamer als die Linken, etwas weniger davon, mildern ab und beschwichtigen, schränken ein, aber können sich nicht mehr geistig abgrenzen und haben deren grundsätzlichen Argumenten nichts, aber auch gar nichts entgegenzusetzen.
Wenn ich die Linken frage, was die geistigen Grundlagen ihrer Politik sind, wer ihre Leit-Philosophen sind, dann bekomme ich Antworten. Es würden Namen wie Adorno, Habermas, Derrida und andere genannt. Würde ich dagegen in den Reihen der CDU fragen, was die geistige Grundlage Ihrer Politik ist, würden Sie höchstens irgendetwas von Konrad Adenauer und der Bibel erzählen - und das wäre es dann auch schon.
Genau das ist das Problem, auch und gerade in der Bildungspolitik. Aber es besteht überhaupt kein Anlass zur Sorge. Denn mit der AfD ist eine politische Kraft auf die Bühne getreten, die der Bildungspolitik wieder ein geistiges Fundament geben wird. Wenn wir dieses Land regieren und lange dauert es nicht mehr , dann wird Sachsen-Anhalt zum Musterland der Bildungspolitik, wohin ehrgeizige Eltern aus dem ganzen Bundesgebiet ziehen, nur damit ihre Kinder hier in die Schule gehen können, weil ihre Kinder hier so gut gebildet werden wie nirgendwo sonst. - Schönen Dank.