Tagesordnungspunkt 1
Befragung der Landesregierung nach § 45a GO.LT
Beginnen wird die Fraktion der FDP. - Herr Hauser, Sie haben das Wort.
Johannes Hauser (FDP):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir leben wahrhaft in einer stürmischen Zeit. Die Stürme der letzten Tage haben in den Wäldern Sachsen-Anhalts und in Gesamtdeutschland 1,5 Millionen bis 2 Millionen m3 Schadholz verursacht. Welche Schätzungen zum Umfang, Herr Minister, und zu den dabei entstandenen Blößen gibt es? Wie viele Festmeter an Schadholz sind zu erwarten? Dabei würde mich auch interessieren, in welchem Umfang jeweils Landeswald, Kommunalwald und Privatwald betroffen sind. Wie viel Schadholz liegt noch aus den vorhergegangenen Kalamitäten auf dem Boden, und mit welchen Summen der Beräumung rechnen Sie? Denn eine Wiederaufforstung ohne vorherige Beräumung ist nicht möglich. Tut mir leid.
(Unruhe)
Jetzt kommt etwas sehr Wichtiges:
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Können wir bitte die Gespräche einstellen? Es ist akustisch schwer zu verstehen.
Johannes Hauser (FDP):
Gibt es bereits Überlegungen im Ministerium, im Landesforstbetrieb, wie den betroffenen Waldbesitzern Unterstützung bei der Schadensbewältigung geleistet werden kann? Könnte die Anlage von Nassholzlagern eine geeignete Maßnahme sein, um den Markt nicht mit Schadholz zu überschwemmen? - Das sind meine Fragen.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke. - Herr Minister, wir freuen uns auf Ihre Antwort.
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Sehr geehrter Herr Parlamentspräsident! Sehr geehrter Herr Hauser, ich danke für diese Frage; denn ich glaube, das Thema Wald ist nicht nur ein Thema für uns in den jetzigen Zeiten, in denen wir in den letzten Wochen drei sehr große Stürme bei uns hatten und das in allen Regionen Sachsen-Anhalts mitbekommen haben. Das Thema Wald betrifft uns im negativen Sinne schon seit vielen Jahren. Wir wissen, wie die Lage ist. Wir sehen das beispielsweise im Harz, aber auch in vielen anderen Regionen Sachsen-Anhalts.
Ich bin das möchte ich sagen, bevor ich Ihre Fragen, soweit es jetzt möglich ist, beantworte den der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Forstverwaltung sehr dankbar für die Arbeit, die sie leisten, die sie auch in den letzten Jahren geleistet haben. Das ist nicht immer einfach. Das ist an mancher Stelle fast schon ein Kampf gegen Windmühlen und vonseiten des Landtags und meines Ministeriums sehr zu unterstützen.
Sie haben zu Recht gefragt, welche Schäden aufgetreten sind. Es ist so, dass ich zu Beginn dieser Woche die Behörden gebeten habe, schnellstmöglich einen Schadensbericht zu erstellen, habe aber eines vorweggestellt: Ich habe gesagt, Sicherheit geht hierbei vor Schnelligkeit; denn wie wir alle wissen, jeder, der in Wäldern unterwegs ist, ist gefährdet, auch wenn kein Sturm mehr ist. Es sind viele Wege versperrt, es sind Bäume zum Teil zur Hälfte umgekippt, oder es ist nicht immer direkt zu erkennen, dass sie eine Gefahr darstellen. Es ist die erste Aufgabe, die entsprechenden Forst- und Waldwege so wiederherzustellen und zu beräumen, dass wir sie wieder nutzen und uns somit den Bestand im Detail anschauen können.
In einer Rückmeldung ist mir zugesagt worden, innerhalb der nächsten drei Wochen ein sehr genaues Schadensbild zu bekommen. Meine Idee und mein Wunsch sind, dass ich unaufgefordert im Landwirtschaftsausschuss berichten und im Detail mitteilen kann, wie die Lage ist.
Das heißt, was wir im Moment haben, sind in erster Linie Schätzungen. Diese Schätzungen sind aus meiner Sicht teils schon sehr dramatisch. Wir reden von ca. 450 000 Festmetern Schadholz, das umgefallen ist, ganz viel davon im Harz, aber auch an anderer Stelle, um das wir uns jetzt kümmern müssen.
Wie gesagt: Ich möchte der Frage, wie es genau aussieht, nicht vorgreifen, weil es in vielen Bereichen Spekulationen sind. Die Flächenwürfe, die wir zu verzeichnen habe, gerade im Oberharz, sind teils dramatisch.
Ein weiterer Punkt Ihrer Frage war: Was machen wir in der Zukunft und wie ist der Plan? - Ich kann nur sagen, dass wir unabhängig von den Stürmen in den letzten Monaten sehr viele aus meiner Sicht sehr gute Gespräche mit den verschiedenen Verbänden geführt haben.
Wir sind bspw. mit dem Vorsitzenden des Waldbesitzerverbandes regelmäßig in Kontakt, weil meine Idee ist, dass wir uns über die Mittel, die wir zur Verfügung haben, hinaus überlegen müssen, wie wir zukünftig speziell den privaten Waldbesitzern stärker helfen können.
Für die, die nicht so tief im Thema stecken: Privater Waldbesitz bedeutet nicht, dass man ein großes Vermögen hat, dass man sich Wald kauft und sein Vermögen damit steigert. Für viele private Waldbesitzer ist die Situation nicht erst in der jetzigen Zeit, sondern schon in den letzten Jahren sehr defizitär gewesen.
Sie machen mit ihrer Fläche keinen Gewinn, sondern verzeichnen oft einen Verlust. Die Flächen, die Wälder, die sie besitzen, sind in der Regel nicht sehr groß, weshalb es aus meiner Sicht unsere Aufgabe ist, den privaten Waldbesitzern zu helfen. Wir machen das - das wissen Sie - bspw. durch GAK-Maßnahmen, die dann mit Landesgeld kofinanziert werden. Aber auch da müssen wir schauen, wie wir damit in der Zukunft weiter umgehen.
Ich habe in der übernächsten Woche einen Termin bei Bundesminister Özdemir in Berlin. Ich habe diesen Termin deshalb, weil ich aktuell auch Vorsitzender der Agrarministerkonferenz bin und eines der Themen in der Runde ist das Thema Wald. Ich glaube, dass es nicht möglich ist für einzelne Bundesländer, auch nicht für Sachsen-Anhalt, diese Herausforderung allein komplett zu stemmen.
Vielmehr müssen wir uns an der einen oder anderen Stelle auch einmal darüber unterhalten, dass es eine Gesamtaufgabe ist, die wir als Bund sehen. Und gerade dann, wenn solche Stürme und solche Schäden zu verzeichnen sind, müssen wir schauen, wie wir zukünftig noch mehr Unterstützung vom Bund bekommen können, damit wir schnellstmöglich bspw. bei der Aufforstung vorankommen. Das wird ein Thema sein, das von mir dort angesprochen werden wird.
Ich bin das kann ich hier vielleicht auch mal sagen dem Landtag sehr dankbar; denn es gibt am Samstag dieser Woche eine große Aktion mit der Schutzgemeinschaft „Deutscher Wald“ in Dessau-Roßlau. Der Abg. Guido Heuer ist der Vorsitzende, aber der Landtag hat dazu eingeladen. Ich werde gemeinsam mit meiner Familie daran teilnehmen, weil es ein Zeichen dafür ist, dass auch es eine gesellschaftliche Aufgabe ist.
Ich habe in den letzten Monaten an mehreren Aufforstungsveranstaltungen ich sage es einmal so teilgenommen, in deren Rahmen 200, 300 Menschen auf einmal im Wald standen. Man rechnet nicht damit, dass so viele Menschen aus der Region wirklich daran Interesse haben.
(Zustimmung)
Ich möchte den Unterstützern aus der Bevölkerung noch einmal Danke sagen. Es geht nämlich nicht nur um Spenden, sondern auch um aktive Arbeit. Ich glaube, die Veranstaltung am Samstag wird, auch weil der Landtag als Schirmherr dahintersteht, ein Erfolg werden. Das wird man nach außen sehen. Darauf freue ich mich.
Es ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, die sehr viel Geld kostet. Über die GAK-Maßnahmen habe ich schon gesprochen.
Für den gesamten Landtag gilt: Sie werden in den nächsten Wochen über den Haushalt diskutieren. Gerade die Fachpolitiker werden sehen, dass wir auch entsprechende Mittel eingestellt haben. Das sind Mittel, die wir dringend benötigen. Wenn ich ehrlich bin: Jeder Euro, den wir mehr hätten, würde uns ein Stück weit helfen. Aber die finanzielle Situation, wie sich das darstellt, kennen wir. Im Rahmen dessen haben wir, glaube ich, gut und vernünftig Mittel eingestellt.
Zum Thema „Nass- und Trockenlagerung“. Es gibt die Anweisung auch über den Landesforstbetrieb, entsprechende Flächen bereitzustellen, weil das jetzt nötig ist. Wir müssen in den nächsten Wochen die entsprechenden Bäume schnell aus dem Wald rausholen, weil wir sonst am Ende des Tages Probleme kriegen. Es sei nur das Thema Borkenkäfer genannt.
Soweit an der Stelle. Auf Details möchte ich gern in der nächsten Ausschusssitzung eingehen, wenn ich auch die Unterrichtung von meinen Fachleuten bekommen habe. - Vielen Dank.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke, Herr Schulze. Es freut mich, dass Sie am Samstag dabei sind. Bitte bringen Sie einen Spaten mit.
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Spaten?
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Ja, Klar. Es kommen so viele Leute, dass wir nicht für alle Spaten haben. Es soll ja nicht an den Arbeitsgeräten scheitern. Da wir das aufgenommen haben, wissen wir: Für Verpflegung ist auch gesorgt. Um 13 Uhr gibt es eine Stärkung. Dann kann weitergearbeitet werden.
Frau Frederking hat noch eine Frage.
Dorothea Frederking (GRÜNE):
Herr Minister Schulze, Sie haben am 15.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Wenn Sie die Maske abnehmen, hilft das, Sie zu verstehen.
Dorothea Frederking (GRÜNE):
Ich habe noch nichts gesagt.
(Zustimmung - Lachen)
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Das habe ich mir fast gedacht. Aber wenn Sie etwas sagen, wäre es besser, wenn es laut und deutlich ist.
Dorothea Frederking (GRÜNE):
Ja, ich spreche sehr laut.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Gut.
Dorothea Frederking (GRÜNE):
Herr Minister Schulze, Sie haben am 15. November des letzten Jahres den Waldzustandsbericht des Landes Sachsen-Anhalt vorgestellt und darin die dramatischen Zustände im Wald aufgezeigt. Also, 26 % der Bäume haben Kronenverlichtung, 41 % der Bäume sind in einem ganz, ganz schlechten Zustand, sind geschädigt oder zum Teil auch abgestorben. Die Gründe sind bekannt, insbesondere die Trockenheit und insbesondere die Stürme.
Meine Frage ist vor dem Hintergrund dieser dramatischen Auswirkungen der Klimakatastrophe, die auch Herr Hauser in seiner Frage geschildert hat, ob die Landesregierung plant, andere Vorgaben für den Landeswald und andere Empfehlungen für den Privatwald auf den Weg zu bringen, nämlich alte, noch gesunde Bäume nicht mehr zu fällen und gegebenenfalls sogar einen Einschlagstopp zu verhängen. Denn wir wissen, dass das Aufforsten auch schwierig ist. Neue Bäume verdorren oft. Meine Frage ist, ob das nicht eine vernünftige Maßnahme ist, die man zusätzlich zu den anderen Maßnahmen auf den Weg bringen sollte.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke für die Frage. - Herr Minister.
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Liebe Frau Kollegin Frederking, vielen Dank auch für diese Frage. Das gibt mir die Möglichkeit das wird ja auch in die Öffentlichkeit übertragen , einmal zu erklären, dass privater Waldbesitz bedeutet, dass es Privateigentum ist.
(Beifall)
Ich bekomme immer wieder Anfragen, in denen es heißt, da werde Holz eingeschlagen, oder es sei etwas anderes passiert. Am Ende ist es trotzdem privates Eigentum. Ich bin nicht unbedingt ein Freund von Enteignung; das muss ich ganz vorsichtig sagen.
(Beifall)
Wenn wir jetzt in der Form Vorschriften machen müssten, wie sie in diese Richtung theoretisch auch interpretierbar wären, wären wir, glaube ich, auf dem falschen Weg. Ich möchte eher den privaten Waldbesitzern Danke sagen; denn ich erlebe eine sehr kooperative Zusammenarbeit.
Wir diskutieren darüber, mit welchen Bäumen wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in Sachsen-Anhalt aufforsten wollen. Sie haben zu Recht gefragt: Was ist das Ziel, wenn wir einen Klimawandel sehen, wenn wir sehen, dass wir andere Bedingungen haben, trockenere Jahre, letzten Endes auch andere klimatische Bedingungen zu erwarten haben? Welche Bäume brauchen wir denn? - Das sind die Diskussionen, die ich im Moment führe.
Es ist aber nicht so, dass ich Vorgaben in der Form machen will, dass man sagt: Ihr dürft mit eurem Privatwald am Ende des Tages nicht mehr so umgehen, wie man es über Jahrzehnte gewohnt war. Ich möchte auch sagen: Es gibt hier keine Konkurrenz und keinen Disput zwischen privaten Waldbesitzern und dem Land Sachsen-Anhalt. Im Gegenteil, ich bin mit allen, die betroffen sind, im Gespräch und erlebe in jeder Hinsicht ein sehr kooperatives Handeln.
Sie haben es gesagt, ich habe den Waldbericht im letzten Jahr vorgestellt. Wenn man sich den Waldbericht durchliest, kann man die eine oder andere Tendenz ablesen. Ich möchte aber sagen, weil Sie die Stürme erwähnt haben: Das sind Sonderereignisse. Man kann in einem Waldbericht nicht für die Zukunft voraussehen, wie viele Stürme dieser Art eintreten werden.
Die drei Stürme, die in der letzten Woche zu verzeichnen waren, waren teils sehr dramatisch und haben, glaube ich, zu größeren Schäden geführt. Wie gesagt: Ich werde dazu ausführen, möglichst in der nächsten Sitzung des Landwirtschaftsausschusses.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke schön, Herr Schulze. - Jetzt hat erst einmal Herr Loth das Wort. Ich habe Ihre Wortmeldung gesehen; Sie kommen dann an die Reihe. Alles zu seiner Zeit! Jetzt spricht Herr Loth; dann Frau Tarricone, ich habe sie nicht vergessen.
Hannes Loth (AfD):
Sehr geehrter Herr Minister, der Kollege Hauser hat nach Nasslagern gefragt. Die Möglichkeit besteht. Ja, wir haben selbst noch Nasslager. Wir müssen sehen, inwieweit die mittlerweile abgebaut sind bzw. wie der Füllstand dieser Nasslager ist. Denn durch die geopolitische Lage ist jetzt wahrscheinlich auch der Export nach Russland oder nach China etwas ins Stocken geraten. Das nehme ich zumindest stark an. Deshalb stellt sich die Frage: Was passiert mit dem Schadholz, das jetzt noch weiter anfällt?
Ihre Vorgängerin hat die thermische oder energetische Nutzung von Holz oder Schadholz weitestgehend abgelehnt. Ist das bei Ihnen vielleicht ein bisschen anders? Ich weiß, dass es im Südharz die eine oder andere Initiative gibt, die Ideen dazu hat, wie man das als Energieträger besser nutzen könnte.
Eine weitere Frage ist: Wird der Wald im Nationalpark Harz weiter von Schadholz beräumt oder bleibt das Holz wie bisher liegen?
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Vielen Dank, Herr Loth, für Ihre Frage. Noch einmal zum Thema „Nass- und Trockenlagerung“. Ich meine, das ist so. Ich hatte das in meiner Antwort auf die Frage des Abg. Hauser so mitgeteilt, dass der Landesforstbetrieb angewiesen ist, die Bereitstellung von Nass- und Trockenlagern vorzubereiten, weil klar ist, dass wir sie brauchen.
Wir müssen den Wald schnell beräumen. Dazu gehört auch die Vorbereitung von vertraglichen Bindungen mit entsprechenden Dienstleistern, einschließlich der Logistik. Das, was wir jetzt machen können, das muss auch passieren.
Zur Nutzung des Holzes und zu Spekulationen, was aufgrund des Konflikts in der Ukraine auf dem Energiemarkt passieren wird. Ich bin ganz ehrlich: Ich habe keine Glaskugel und weiß nicht, wie sich das in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird.
Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich als Wirtschaftsminister große Sorge habe, was das Thema Energiepreise angeht. Wir müssen uns nur anschauen, wie sich das in den letzten zwei Tagen entwickelt hat. Wir haben mit SKW Piesteritz und Infraleuna die zwei größten Abnehmer von Gas in Ostdeutschland. Wir wissen, was es für unsere Wirtschaft bedeutet, wenn sich die Energiepreise aufgrund des Konfliktes in eine Richtung entwickeln, die wir nicht gebrauchen können, davon abgesehen, dass jeder einzelne Verbraucher betroffen ist.
Zu der Frage, ob dann auch Holz genutzt werden kann. - Ich persönlich bin in vielen Bereichen immer für Technologieoffenheit. In diesem Bereich ist es nicht direkt eine Technologieoffenheit, aber ich bin das habe ich auf die Frage der Abg. Frau Frederking geantwortet; das ist vernünftig , kein Freund von Verboten, sondern ich bin jemand, der gern alles, was möglich ist, diskutiert und dann nach den bestmöglichen Lösungen sucht.
(Beifall)
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke. - Als Nächste spricht Frau Tarricone.
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Wenn es erlaubt ist: Darf ich noch ein Wort sagen?
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Na klar. Das Stichwort Harz nehmen wir auf.
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Es ist so, dass die Situation im Nationalpark Harz, ich sage ich mal, etwas anders ist als in Regionen, die nicht den Nationalparkstatus haben. Beim Nationalpark Harz ist es so, dass ich als Minister zuständig bin, aber auch parallel dazu mit den Kolleginnen und Kollegen in Niedersachsen gemeinsam nach Lösungen suchen muss.
Fakt ist: Ich habe den Nationalpark Harz zuletzt Anfang des Jahres privat besucht, bin den Brocken hochgewandert. Es ist teils sehr dramatisch, was man dort sieht. Da treten einem fast Tränen in die Augen, wenn man sein Leben lang den Brocken hochgelaufen ist. Nun kann man quasi durch den gesamten Wald durchschauen, weil dort viele Bäume umgefallen sind.
Wir haben dort eine ganz dramatische Situation. Was uns alle auch sehr beunruhigen sollte, ist die Geschwindigkeit. Das wird deutlich, wenn man gesehen hat, wie viele Bäume noch vor zwei oder drei Jahren dort standen haben, und sieht, wie es heute dort aussieht. Jetzt kommt der Sturm dazu. Das Thema Wald ist eine Riesenaufgabe für uns. Deshalb bin ich sicher, dass es richtig platziert ist, wenn wir das in Berlin beim zuständigen Bundesminister ansprechen. Das ist eine Aufgabe, die können wir als Land Sachsen-Anhalt nicht allein bewältigen, definitiv nicht.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Sie haben das Wort.
Kathrin Tarricone (FDP):
Ganz herzlichen Dank. - Meine Nachfrage bezieht sich auf die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau des Waldes. Ich frage ganz konkret: Forcieren wir die im Koalitionsvertrag vereinbarte Überarbeitung der Bewertungsrichtlinie für den Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft, sodass es attraktiv wird, Kompensationsmaßnahmen im Wald vorzunehmen?
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Zu den finanziellen Mitteln. Ich habe es nicht genau im Kopf; ich meine, es ist geplant, mehr als 7 Millionen € über die GAK zu finanzieren mit der für uns wichtigen Kofinanzierung. Ich glaube, das ist das, was im Moment leistbar ist.
Ich will hier auch nicht vorgreifen. Wir haben als Landesregierung unsere Anmeldung zum Haushalt gemacht und jetzt ist der Haushaltsgesetzgeber zuständig, das ist der Landtag. Es gilt mein Appell, dass wir die Situation so begreifen, wie sie ist, und dass jeder Euro wichtig ist. Mir ist aber auch klar, dass wir viele andere Aufgaben im Land Sachsen-Anhalt haben. Es ist nicht nur der Wald, es sind viele andere Themen, die am Ende des Tages auch finanziert werden müssen.
Ich habe großes Vertrauen in Sie als Abgeordnete, dass Sie die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft Sachsen-Anhalts vornehmen. Aber als zuständiger Minister möchte ich noch einmal betonen: Ich habe die Bitte, dass das, was angemeldet ist, umzusetzen.
Wie es dann in der Zukunft aussieht Das ist jetzt der Haushalt für das Jahr 2022. Wir müssen uns vielleicht auch vor dem Hintergrund dessen, was uns hinsichtlich der Stürme rückgemeldet wird, in den nächsten Jahren anschauen, in welcher Form wir die Gesetzgebung anders auf den Weg bringen. Gleichermaßen müssen wir darüber diskutieren, was wir wie finanzieren.
Ich glaube, es ist auch eine Aufgabe zu schauen dazu bin ich, wie gesagt, mit Herrn Salm im Gespräch , ob wir privat finanzierte Möglichkeiten über Stiftungen oder Ähnliches finden, um die privaten Waldbesitzer zu unterstützen. Ich glaube, es gibt viele, die das machen möchten, die bereit wären zu unterstützen. Wir müssen das auf den Weg bringen. Das wird eine Aufgabe werden, der wir uns stellen, bei der es erste gute Ansätze als Basis gibt. Ich denke, ich werde dazu in den nächsten Monaten etwas präsentieren können, was, abgestimmt mit den Waldbesitzern, auch auf den Weg gebracht werden kann.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke Herr Schulze. - Als Nächste folgt Frau Frederking.
Dorothea Frederking (GRÜNE):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Ich habe mich gewundert, Herr Schulze, dass Sie Verbote ins Spiel gebracht haben. Es muss ja darum gehen, gemeinschaftlich nach den besten Lösungen zu suchen, um den Wald wieder aufzuforsten, den Wald stabil zu machen und den bestehenden Wald zu erhalten. Dazu muss man den privaten Waldbesitzerinnen und -besitzer unter die Arme greifen, nicht nur finanziell, auch mit Beratung.
Meine Frage ist: Beim privaten Waldbesitz geht es nicht um Vorgaben das können wir nicht machen als Land , sondern um Empfehlungen, die auch vom Landeszentrum Wald ausgesprochen werden. Wird die Empfehlung, alte Bäume nicht zu fällen, damit sie ein Anker sind für die jungen Pflanzen, damit sie ein Samenpotential haben, damit sie gut sind für die Artenvielfalt, als ein Punkt Sie haben es selbst gesagt: Wir brauchen viele Maßnahmen , an die privaten Waldbesitzer weitergegeben?
Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten):
Vielen Dank, Frau Abg. Frederking. Ich muss sagen, ich hatte Ihre erste Frage eher so verstanden, dass man Waldbesitzern quasi vorschreiben soll, welche Bäume sie aus ihrem Wald entnehmen dürfen und welche nicht. Jetzt haben Sie das etwas klargestellt oder ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich Ihre erste Frage nicht korrekt verstanden oder falsch interpretiert habe.
Fakt ist, dass wir ständig im Austausch mit den privaten Waldbesitzern sind. Ich glaube, die privaten Waldbesitzer haben gar kein Interesse daran, ihren Wald in irgendeiner Form zu schädigen. Ich kenne eigentlich keinen, der sagt: Ich will hiermit nur Geld verdienen. Das ist gar nicht das Ziel.
Die haben auch ein Interesse daran, ihren privaten Wald, ihr Eigentum weiterzuentwickeln. Darüber, wie das passiert, diskutieren wir gemeinsam. Wir diskutieren bspw. gerade darüber, welche Bäume in Zukunft gepflanzt werden sollten, welche zukunftsfest sind. Das ist, glaube ich, die richtige Diskussion, das ist die Basis dafür, wie wir im Moment diskutieren. Das ist auch das, was ich in der Zukunft weiter machen möchte.
Es kann sicherlich passieren, dass es immer wieder auch Empfehlungen gibt. Aber zu sagen, wie die aussehen, dafür ist diese Fragerunde, glaube ich, der falsche Ort. Wir können sicherlich im Ausschuss darüber diskutieren, was wir machen. Aber noch einmal das habe ich heute bestimmt schon fünfmal gesagt : Ich befinde mich mit den privaten Waldbesitzern in einem sehr guten Austausch. Ich habe auch das Gefühl, dass die privaten Waldbesitzer das ist zumindest die Rückmeldung, die ich regelmäßig bekomme; zuletzt in dieser Woche, als wir aufgrund der Stürme mehrfach Kontakt hatten , auch sehr zufrieden sind mit der Zusammenarbeit mit dem Ministerium.