Dr. Falko Grube (SPD):
Jedenfalls hier, Frau Präsidentin. - Frau Präsidentin! Hohes Haus! Wir kennen das alle. Alle, die auf Autobahnen unterwegs sind, sind genervt. Das hat jeder hier schon einmal erlebt. Elefantenrennen sind einfach die Pest. Jeder hat sich gefragt, warum wir das nicht einfach verbieten. Es können sich alle melden, die das anders gesehen haben. Aber ich würde hier keinem glauben.
(Guido Kosmehl, FDP, und Cornelia Lüddemann, GRÜNE, heben die Hand - Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Ich auch!)
- Echt? - Gut. Das klären wir hinterher.
Nun ist aber das, was gefühlt irgendwie auf der Hand liegt, nicht immer in der Sache auch die beste Lösung. Denn es ist nicht nur sinnvoll, dass Pendlerinnen und Pendler ohne Frust von der Arbeit nach Hause kommen, sondern ganz oben steht, dass alle lebend nach Hause kommen. Deswegen stimmt das, was meine Vorrednerinnen und Vorredner gesagt haben.
Was passiert denn, wenn wir ein Überholverbot zu den Stoßzeiten hier in Sachsen-Anhalt erlassen? Was passiert, wenn die Kolonnen, die heute schon existieren, einfach viel länger werden, weil keiner mehr aus dem Pulk überholen kann? - Dann fährt dort die von Herrn Büttner erwähnte ältere Dame in dem kleinen, netten, schnuckeligen Auto. Sie fährt dann an einer vier Kilometer langen Kolonne vorbei, muss eigentlich Magdeburg-Zentrum abfahren und merkt: Scheiße, da ist einfach kein Platz. Was macht sie dann? - Sie macht eine Vollbremsung. Denn sie kommt sonst gar nicht durch die Lücken hindurch. Was passiert dann dahinter?
Oder stellen Sie sich vor, es ist Sommer, es gibt eine vier Kilometer lange Kolonne auf der einen Seite und die Kolleginnen und Kollegen, die campen wollen, fahren mit Tempo 100 auf der linken Spur. Wo wollen Sie denn eigentlich Platz machen für die Leute, die Pendeln?
Oder stellen Sie sich einen Fahranfänger vor, er ist auf einer Raststätte und will dort heraus. Der kommt gar nicht heraus, weil die Lkw gar keinen Platz machen können, weil es gar keine Lücken mehr gibt. Das heißt, diese scheinbar einfache Lösung „lasst uns doch den Leuten das Überholen verbieten“ birgt viel mehr Gefahren für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer als diese vermeintlich einfache Lösung an der Stelle bringt.
(Zustimmung bei der SPD und von Guido Kosmehl, FDP)
Deswegen muss man das ablehnen.
Ja, die Straße ist ein Ort des Frustes; übrigens für alle Beteiligten. Man will schnell von A nach B. In der Regel ist man nicht der Langsamste auf der Straße
(Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
ja, ja, ja, das geht mir auch so - und eigentlich will man schneller fahren, jedenfalls dort, wo man es darf. Hier halten sich natürlich alle an die Verkehrsregeln, keine Frage. Es ist auch noch niemand geblitzt worden in diesem Haus. Natürlich ist der Frust da, gerade wenn man es irgendwie eilig hat.
Das Ergebnis darf aber nicht sein, dass man den Frust bei einem Teil der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer vergrößert. Was passiert denn bei so einem Lkw-Fahrer, der sowieso schon Zeitdruck hat und der kilometerlang auf so eine Wand schaut? Was macht das mit seiner Aufmerksamkeit? Frau Simon-Kuch hat die Studien erwähnt und darauf verwiesen - alle Experten sagen das : Sie sinkt rapide ab.
Ehrlich gesagt verzichte ich lieber darauf, auf einer sehr vollen Autobahn, auf der man sowieso nicht schnell fahren, die 5 km/h schneller zu fahren, und komme dafür mit meiner Familie heile an, als dass ich den Lkw das Überholen verbiete und irgendwann aus Müdigkeit einmal jemand ausschert und mich an der Stelle wegrammt.
Wir werden diesen Antrag ablehnen, weil die vermeintlich auf der Hand liegenden Lösungen nicht die sind, die am Ende auch das bringen, was wir wollen, nämlich dass Leute schnell und lebend nach Hause kommen. Ich sage an der Stelle: lebend und schnell; denn lebend ist wichtiger. - Vielen Dank.
(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU und bei der FDP)