Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es kam bereits mehrfach zur Sprache - in diesem Plenum, im vorigen Plenum, in den Sitzungen des Sozialausschusses und medial sowieso: Unser Krankenhaussystem ist so, wie es ist, nicht zukunftsfähig. Dafür setzen die Fallpauschalen einfach zu viele falsche Anreize. Dafür haben sich Demografie und Morbidität einfach zu stark gewandelt. Gerade die Bereiche der Geburtshilfe sowie der Kinder- und Jugendmedizin sind davon stark betroffen: eine nur notdürftig geflickte DRG-Finanzierung der Kinderstationen, abnehmende Geburtenzahlen und Kinderzahlen in vielen Teilen unseres Landes, Geburtsstationen und Kreißsäle, die aufgrund von Personalmangel schließen müssen oder auch an geringeren Fallzahlen kranken.
Das kam bereits in der ersten öffentlichen Diskussion des hiesigen Krankenhausgutachtens zur Sprache: Wenn Geburtsstationen unter eine kritische Schwelle von Geburtenzahlen rutschen, dann ist es selbst bei allem guten Willen - es geht dann nicht um Wirtschaft und DRG - schwierig, diese zu betreiben. Die Gutachter sprachen von etwa 300 Geburten im Jahr, um eine Geburtsstation überhaupt organisatorisch aufstellen zu können.
Die Herausforderungen sind also enorm. Zum Glück stellt sich die Bundesregierung dieser Herausforderung mit einem großen Reformpaket, das die Finanzierungsstruktur im Gesundheitswesen auf neue Füße stellen soll. Dazu braucht es also keinen populistischen Antrag, der diese Entwicklungen nicht kennt oder sie ignoriert - das wäre beides gleich schlimm , sondern konstruktives Mittun der Länder, damit dieser Kraftakt gelingt und nicht wegen zu großer Beharrungskräfte als halbgares Reförmchen verpufft.
Aber wir haben als Land auch direkt ansetzbare Hebel. Die Hebammenkreißsäle, die wir in der letzten Legislaturperiode gemeinsam eingeführt haben, sind ein Erfolgsprojekt.
(Zustimmung von Dorothea Frederking, GRÜNE)
Nicht nur für die werdenden Mütter scheint ein solches Geburtshaus im Krankenhaus durchweg positiv zu sein. Auch für Hebammen sind sie ein attraktiver Arbeitsort. Wollen wir Hebammen im Land halten und junge Menschen für diesen Beruf begeistern, dann brauchen wir mehr solche Kreißsäle, in denen Hebammen sich verantwortlich und eigenbestimmt um die Gebärenden kümmern können und in denen interprofessionelles Arbeiten auf Augenhöhe selbstverständlich ist. Es hilft also auch gegen den Hebammenmangel in Sachsen-Anhalt, dieses Projekt auszubauen. Erste Schritte dazu wurden gegangen und sind im besten Fall auch im Krankenhausplan zu hinterlegen.
Damit wir auch das Personal dafür zur Verfügung haben, soll das Land einen etwaigen Mehrbedarf an Studienplätzen für Geburtshilfe prüfen und entsprechend finanzieren. Auch in der Pädiatrie wird die Personalgewinnung zukünftig die herausforderndste Aufgabe sein. Hierzu müssen zielgerichtete gesonderte Gespräche mit dem Land, der Kassenärztlicher Vereinigung und dem Berufsverband der Pädiater geführt werden. Das ist an dieser Stelle mein Appell an die Landesregierung.
Wir bitten um Zustimmung zu unserem Alternativantrag. - Vielen Dank.
(Zustimmung bei den GRÜNEN)