Andreas Silbersack (FDP):
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist ein Thema, das uns alle berührt, das uns alle angeht, zu dem wir alle etwas beizutragen haben und zu dem wir eigene Geschichten haben. Aber die Geschichten wollen wir heute lassen; denn die hatten wir beim letzten Mal.
Heute geht es darum, dass wir uns dem Thema, das Herr Aldag noch einmal aufgerufen hat, widmen. Wir befassen uns im Ausschuss schon länger mit dem Thema. Wir haben das im Auge. Es ist auch wichtig; denn - ich will es noch einmal betonen : Die Klubs sind soziale und kulturelle Treffpunkte, wo sich junge Menschen treffen und wo das Miteinander gestärkt wird. Gerade nach den Herausforderungen in den letzten Jahren, in denen wir noch mittendrin stecken, ist es wichtig, darauf ein Augenmerk zu werfen.
Ich möchte auf Folgendes ein Augenmerk werfen: Bevor ich zu einer Förderung komme, muss ich mich mit der Frage „Was die Istsituation?“ auseinandersetzen. Mit Blick auf die Istsituation reicht es eben nicht, dass wir die Bewahrer der Asche sind; vielmehr müssen wir die Träger des Feuers sein. Das heißt: Wenn sich der Kollege Bernstein daran erinnert, wie schön seine Feten in der Baracke waren,
(Zustimmung von Jörg Bernstein, FDP)
dann heißt das nicht, dass Jugendliche das genauso empfinden. Oder: Wenn Sie etwas davon erzählen, dass die Schorre der Klub wäre, in den die Leute in 100 Jahren noch hingehen, dann muss das nicht der Realität entsprechen. Denn eine Wahrheit existiert - vielleicht sollten wir einmal die 18- bis 25-Jährigen zu Wort kommen lassen : Die Situation verändert sich. Das Sozialverhalten verändert sich. Die Räume verändern sich. Die Bedarfe verändern sich. Ich glaube, es ist unsere Aufgabe, dass wir einmal darüber nachdenken, darüber sprechen: Was bedeutet denn verändertes Sozialverhalten im ländlichen Raum und in den Großstädten Halle, Magdeburg und Dessau für die Klubszene?
Wenn ich meine Söhne frage, dann sagen sie: Vater, was hast du denn? Wir haben unsere Klubs. Wir gehen dahin. Wir feiern. Es ist alles schick; denn in Halle wird eben nicht nur die Schorre abgerissen, sondern es entstehen auch zehn neue Klubs.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Zehn neue? Die müssen Sie mir einmal zeigen! Dort gehe ich dann hin!)
- Zehn neue Klubs entstehen. - Wir haben leider die Situation, dass in Halle der Kaufhof leer steht. Der wird aber zur Klubszene gemacht. Dort stehen 1 500 Leute davor, damit sie dort hineinkommen. Dieses veränderte Sozialverhalten hat eine wesentliche Bedeutung für die Frage: Wie gehen wir in der Zukunft mit Förderung um? Denn das ist entscheidend. Es hilft uns doch nicht, dass wir alte Klubs erhalten, nur weil wir dort schöne Erlebnisse hatten. Nein, wir müssen darauf eingehen, wie Jugend heute tickt. Sie tickt aufgrund von Corona anders. Das Sozialverhalten hat sich verändert. Wir haben eine Inflation, die auch eine Rolle spielt. Natürlich sagen die Klubbesetzer
(Lachen - Eva von Angern, Die Linke, lachend: Klubbesetzer! So weit gehen ja nicht einmal wir!)
die Klubbesitzer: Die Klopapierrolle kostet mehr; die Getränke werden teurer. Wir müssen das weitergeben. All das findet statt. Das kommt mir in der ganzen Diskussion etwas zu kurz. Deshalb sage ich ganz ehrlich ich bin auch dankbar für unseren Alternativantrag : Wir sollten uns in unserer Ausschussarbeit den Leuten zuwenden, die tatsächlich davon betroffen sind. Wir müssen fragen, wie es denen geht, sowohl aus dem ländlichen Bereich als auch aus dem städtischen Bereich. Dann werden wir die treffgenaue Antwort auf die Frage finden: Wie sind Klubs zu fördern? - Meine Damen und Herren, herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP - Zustimmung bei der CDU)
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Silbersack, Herr Striegel hat eine Intervention. - Herr Striegel, Sie haben das Wort.
Sebastian Striegel (GRÜNE):
Herr Silbersack, in Halle ist in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Klubs verschwunden. Das ist betrüblich. Sie sagten, Sie wissen, dass in Halle zehn neue Klubs entstanden sind, vielleicht auch nicht durch Besetzung. Das gab es an anderer Stelle. Ich erinnere an die „Hasi“. Mich interessiert: Können Sie uns mit Namen und Adressen weiterhelfen? Denn ich hätte ein großes Interesse daran, in Halle eine gelebte Klubkultur zu genießen.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Sie können darauf reagieren.
Andreas Silbersack (FDP):
Da ich natürlich immer informiert werde, wo meine eigenen Jungs hingehen, kann ich Ihnen z. B. das Bronson empfehlen. Das ist ein wunderbarer Klub. Sie haben wahrscheinlich keine Kinder in dem Alter, insofern können Sie wahrscheinlich nur bedingt mitsprechen. Ich kann Ihnen natürlich auch das Projekt Gleisdreieck nennen, das genau diese Veranstaltung durchführt, die im Kaufhof stattfindet und andere Sachen. Sie müssen einfach verstehen, dass sich das Sozialverhalten verändert. An dieser Stelle müssen Sie mitgehen.
(Zuruf von Sebastian Striegel, GRÜNE)
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.