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Plenarsitzung

Transkript

Dr. Heide Richter-Airijoki (SPD):

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine Damen und Herren! Die Weltgesundheitsorganisation hat Long-Covid als eigenständige Erkrankung anerkannt und Ähnlichkeit mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom attestiert, das auch unter dem Kürzel ME/CFS bekannt ist. Man geht heute davon aus, auch wenn die genauen Mechanismen noch lange nicht aufgeklärt sind, dass eine breite Palette von Infektionen, hauptsächlich Virusinfektionen, eine ME/CFS-ähnliche Erkrankung auslösen können.

Probleme der Einordnung, der Definition und auch des politischen Interesses haben die Lage für Therapiekonzepte lange Zeit erschwert. Nun bekommt der Themenbereich postinfektiöse Erkrankungen durch die Pandemie und die bisher vorliegenden Erkenntnisse zu Long-Covid eine neue Dynamik. Derzeit ist das Forschungs- und Aktionsinteresse in diesem Bereich auf Long-Covid konzentriert. Es gibt aber bereits Ansätze im weiteren Zusammenhang vergleichbarer Langzeitfolgen auch nach anderen Infektionskrankheiten.

Für das Hier und Jetzt gibt es eine gute Nachricht: Bisherige Studien zeigen   ich sage das noch einmal in Richtung AfD  , dass eine vollständige Impfung das Risiko senkt, an Long-Covid zu erkranken. Long-Covid   auch das wissen wir   kann auch Jugendliche und Kinder betreffen, die in der akuten Phase kaum Symptome hatten.

Meine Damen und Herren! Bei diesem Thema gibt es natürlich noch viele offene Fragen. Sachsen-Anhalts Forschungslandschaft leistet einen wichtigen Beitrag in der internationalen Long-Covid-Forschung. Neben mehreren Forschungsprojekten an unseren Universitäten sind auch Diagnostik und Therapie in Sachsen-Anhalt gut aufgestellt. Nicht nur das Klinikum Bergmannstrost in Halle, das eine besonders umfassende Diagnostik bietet, kann eine Diagnose vornehmen und auch schon eine Therapie angehen.

Mit der sogenannten S-1-Leitlinie wurde ein klinisch-praktischer Leitfaden von zahlreichen deutschen Fachgesellschaften erstellt, um Behandelnde bei Diagnose und Therapie zu unterstützen, sodass auch Ärztinnen und Ärzte in Sachsen-Anhalt auf die evidenzbasierten Leitlinien zurückgreifen.

In Sachsen-Anhalt gibt es in Reha-Kliniken und Kurstandorten eine Reihe von innovativen Therapieangeboten. Aus meinem Landkreis Wittenberg kann ich bspw. von Bad Schmiedeberg berichten, wo man auf die Erfahrungen im Kurwesen aufbaut.

Wie ich aus vielen Gesprächen weiß, sind Selbsthilfegruppen in Sachsen-Anhalt insgesamt sehr gut organisiert, mit engagierten freiwilligen Helferinnen und Helfern und unterstützenden kommunalen Strukturen. Dies ist eine besondere Stärke unseres Bundeslandes, die uns auch bei dieser Herausforderung zugutekommt.

Sehr geehrte Abgeordnete! Wir müssen die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung fördern, um auch Probleme wie Long-Covid in den Griff zu bekommen. Dazu brauchen wir natürlich eine gute anlassbezogene Gesundheitskommunikation. Aber wir müssen darüber hinaus auch Grundlagen stärken, z. B. das wichtige Verständnis von Risiken, Wahrscheinlichkeiten, Zusammenhängen, laufenden Prozessen und rapiden Weiterentwicklungen, auch zu wissenschaftlicher Arbeit, z. B. was Peer Reviews sind, was evidenzbasiert bedeutet usw. Diese Grundlagenkompetenz ist sehr wichtig und muss gefördert werden.

Ein leitender Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation fragte in einem Gespräch über Studien zur Gesundheitskompetenz, ob nicht eine Institution in Sachsen-Anhalt das Potenzial dafür habe, sich innerhalb von zwei bis drei Jahren zu einem Kollaborationszentrum der WHO auf genau diesem Gebiet, dem der Gesundheitskompetenz, zu entwickeln. Dies könnte auch den Bezug der hier lebenden Menschen zur Arbeit der WHO, den Zugang zu Leitlinien und Empfehlungen der WHO spürbar stärken. Die unmittelbare Aufgabe und Chance besteht darin, die bereits bestehenden Initiativen im Land zu würdigen und sie, wo nötig, zu unterstützen.

Ich empfehle eine Überweisung des Antrags zur weiteren Beratung an den Sozialausschuss und an den Wissenschaftsausschuss, also auch an den UWE. - Vielen Dank.

(Zustimmung - Zuruf: Wir stimmen dem zu!)

- Wow! Das ist ja toll!