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Plenarsitzung

Transkript

Nicole Anger (DIE LINKE):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe eine ganze Menge Wohlwollen und Zustimmung zu unserem Antrag gehört und begrüße sehr, dass sich die Landesregierung vornimmt bzw., wie es durchklang, wohl schon vorgenommen hat, dieses Thema anzupacken.

(Unruhe)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Meine sehr geehrten Kollegen, wir haben jetzt wirklich den letzten Debattenredner. Danach machen wir die Kaffeepause. Mir haben die Parlamentarischen Geschäftsführer eben mitgeteilt, dass sie sich darauf geeinigt hätten, dass wir nur eine halbe Stunde Pause machen. Aber geben Sie jetzt der letzten Rednerin in der Debatte bitte die Möglichkeit, ihre Rede zu halten, und dämpfen Sie den Geräuschpegel bitte etwas.


Nicole Anger (DIE LINKE):

Wir haben jetzt die Chance, bei Long- und Post-Covid vieles besser zu machen, worauf Betroffene bereits eine ganze Weile warten müssen. Deswegen finde ich es sehr wichtig, dass wir diese Entscheidungen ziemlich schnell und zeitnah treffen, dass die Beratungen, auch wenn der Antrag an die Ausschüsse überwiesen werden wird, umgehend stattfinden und dass sich die Koalition schnellstmöglich entsprechend dazu verhält.

Ich bin froh darüber, dass die Ministerin sehr deutlich darauf hingewiesen hat, dass „genesen“ nicht gleich „gesund“ heißt   das ist in der Tat eine oftmals gebrauchte Unterstellung   und dass wir Info- und Beratungsangebote brauchen. Eine Webseite mit Informationen aufzusetzen, ist keine große Sache, meine Damen und Herren; jedenfalls darf es das für das Gesundheitsministerium nicht sein. Möglicherweise gibt es einen entsprechenden Support von den Kolleginnen aus dem Digitalisierungsministerium. Gerade diese Informationszugänge sind für die Betroffenen so dringend notwendig. Sie geben damit eine wichtige Hilfestellung.

Frau Dr. Schneider, ich bin positiv überrascht davon, dass wir in vielen Punkten Übereinstimmung gefunden haben. Das soll vorkommen. Ich muss Ihnen aber an einer Stelle ein wenig widersprechen. Sie sagten, niemand muss Sorge haben, keine Unterstützung zu bekommen. Das, was mir die Menschen gerade signalisieren, ist, diese Sorge. Ihnen fehlt diese Unterstützung.

(Zustimmung)

Wir müssen zwingend damit beginnen, sie niedrigschwellig aufzubauen. Dafür sind neben der Webseite Selbsthilfegruppen ein wichtiger Ansatz, um mit den Menschen zu arbeiten und ihnen die entsprechenden Angebote zu liefern.

Die Forschung läuft parallel zur gesamten Pandemie. Wir können nicht abwarten. Wir können die gesamten Forschungsergebnisse nicht abwarten. Die Menschen, die bereits jetzt von Folgeerkrankungen betroffen sind, haben nicht die Zeit dafür. Das ist uns allen bewusst. Das haben Sie auch gesagt. Lassen Sie uns die Prozesse parallel zueinander gestalten.

Zum Kollegen Pott möchte ich gern Folgendes sagen: Auch wenn die Ursachen unklar sind, brauchen die Betroffenen jetzt Hilfe. Ihre Aufzählung dessen, was gebraucht wird, war sehr deutlich. Ich kann Ihnen nur raten: Fangen Sie an. Die Betroffenen sind nicht zweitrangig, die Betroffenen sind prioritär; sie brauchen die Unterstützung. Wir alle wissen, wie lange Verwaltungsakte in diesem Land dauern, um etwas umzusetzen. Außerdem haben Sie gut zu erkennen gegeben, dass Ihnen dieser Aufholbedarf sehr bewusst ist; denn Sie haben sich hier auch auf das RKI zu Long- und Post-Covid bezogen.

Geschätzte Kollegin Sziborra-Seidlitz, die EUTBs haben angefangen, diese Beratungen anzubieten, weil es keine anderen Möglichkeiten gibt. Ich finde, das ist sehr wertzuschätzen und lobenswert. Wir können gern darüber reden, ob die unabhängige Patientinnenberatung der richtige Ansatz ist.

Ich würde das Sozial- und Gesundheitsministerium dringend darum bitten, sich mit den Krankenkassen und den Sozial- und Rentenversicherungsträgern an einen Tisch zu setzen, meinetwegen auch in einer Videokonferenz, und gemeinsam zu überlegen, wie diese spezialisierten Angebote aufrechterhalten werden können. - Vielen Dank.

(Beifall)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Vielen Dank, Frau Anger. - Frau Dr. Schneider hat sich an das Mikrofon gestellt. Sie möchte eine Kurzintervention machen.


Dr. Anja Schneider (CDU):

Ich möchte nur eines anmerken: Es kam gerade bei Ihnen, aber auch bei Vorrednern das Thema auf, immer auch nach Analogien zu suchen, auch in der Beratung und in der Behandlung. Man muss natürlich wirklich prüfen lassen, ob das nicht bestimmte Beratungsstrukturen sprengt.

Auch das   wir haben es ein paarmal gehört   Fatigue-Syndrom, das ist in der Onkologie etwas ganz anderes als in anderen Krankheitsbereichen.

Noch einmal: Wir müssen wirklich eine evidenzbasierte Qualität vor die Geschwindigkeit setzen. Das ist immer das Problem. Wir brauchen Lösungen und die brauchen wir jetzt. Es hilft aber nicht, jetzt schnell etwas zu machen und nachher zurückrudern zu müssen. - Danke.

(Zustimmung)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Vielen Dank. - Frau Anger, Sie wollen antworten.


Nicole Anger (DIE LINKE):

Das ist in der Tat ein riesiges Dilemma. Wir haben die Betroffenen jetzt und wir müssen die Strukturen perspektivisch denken. Ich bin der Überzeugung, wir dürfen die Menschen jetzt nicht alleinlassen. Wir müssen ihnen jetzt Signale senden. Wir müssen jetzt anfangen, etwas zu tun, damit die Betroffenen merken, wir stehen an ihrer Seite und machen alles möglich, was wir möglich machen können.

(Beifall)