Katrin Gensecke (SPD):
Herr Präsident! Hohes Haus! Wenn Kinder die Herkunftsfamilien entweder auf Zeit oder für immer verlassen, dann hat das Gründe, und das sind schwerwiegende Gründe. Sie sind akut an Leib und Seele gefährdet, oftmals schweren körperlichen, aber auch seelischen Misshandlungen ausgesetzt, weil die Eltern sehr häufig gerade vor dem Hintergrund der schwierigen Zeiten, in denen wir leben, aber auch häufig, weil Suchterkrankungen involviert sind, nicht mehr in der Lage dazu sind, sich vollumfänglich und zum Wohle der Kinder um diese zu kümmern.
Die Familien verlassen zu müssen, das ist oft der letzte, aber, ich denke, der richtige Ausweg. Die Entscheidung, die getroffen wird, wird keinesfalls leichtfertig getroffen.
In den letzten Jahren ist die Zahl dieser Kinder gestiegen, da die Überforderung der Eltern zugenommen hat, die Anforderungen an die Kinder komplexer geworden sind und - auch das ist genannt worden - die Zahl unbegleiteter geflüchteter Kinder und Jugendlicher zugenommen hat. Sind die Kinder bei den Pflegeeltern, erhalten sie eine finanzielle Unterstützung und fachliche Beratung bei Problemen. Je nach Kommune gibt es unterschiedliche Angebote wie Seminare, Supervision, Fortbildung, Austauschtreffen und vieles andere mehr.
Diese sogenannten Hilfeplangespräche finden viertel- bzw. halbjährlich statt. Diese ganzen Maßnahmen können durchgeführt werden, weil die Pflegekinderdienststellen mit ihrem Personal sehr aufopferungsvolle und sehr engagierte Arbeit vor Ort leisten.
Im Bund - auch das ist schon angesprochen worden; ich würde es dennoch gern wiederholen - sind im Jahr 2021 mit dem Jugendstärkungsgesetz zahlreiche Verbesserungen auf den Weg gebracht worden wie individuelle Schutzkonzepte, die Stärkung der individuellen Rechte, aber auch die Zusammenarbeit der Pflegeeltern mit den Herkunftsfamilien und möglichen Geschwisterkindern und die Begleitung beim Übergang zum selbstständigen Erwachsenenleben.
Wichtig ist auch - das ist auch schon vom Kollegen der FDP-Fraktion genannt worden , die Ausbildungsvergütung und das Einkommen aus Ferienjobs, aus Schülerpraktika können behalten werden.
Es gibt natürlich bei allem noch Verbesserungsbedarf. So fehlen in einigen Landkreisen mögliche Pflegeeltern. Die Hilfebedarfe der Kinder werden immer komplexer, es wird immer schwieriger. Die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe geben ihr Bestes, damit es sich verbessern kann.
In der Großen Anfrage wurde noch ein Problem benannt, das mich besorgt macht, nämlich die Klage der Pflegefamilien, dass ihre Arbeit nicht richtig wertgeschätzt wird. Vielleicht sagen wir es nicht oft genug oder möglicherweise nicht deutlich genug. Lassen Sie mich an der Stelle die Möglichkeit nutzen, um im Namen meiner Fraktion ganz herzlich Dankeschön zu sagen für diese aufopferungsvolle, engagierte Arbeit. Ich glaube, die Pflegefamilien haben eigentlich den schönsten Job; denn sie geben diesen Kindern ein Zuhause.
(Beifall bei der SPD)
Ein Punkt
Vizepräsident Wulf Gallert:
Frau Gensecke, ein allerletzter, kurzer Satz!
Katrin Gensecke (SPD):
Ja, genau. - Das Beste kommt zum Schluss: Wir, die Koalition, möchten dem Ansinnen, nämlich der Bitte der Fraktion DIE LINKE, von Frau Hohmann, nachkommen und in unseren Entschließungsantrag den zweiten Punkt des Entschließungsantrags der Fraktion DIE LINKE aufnehmen,
(Eva von Angern, DIE LINKE, zustimmend: Danke schön! - Zustimmung von Olaf Meister, GRÜNE)
nämlich, dass die Landesregierung damit beauftragt wird, sich auf der Bundesebene für die Gleichstellung von Pflegeeltern beim Bundeselterngeld usw. einzusetzen. Diesen Punkt würden wir gern in unseren Entschließungsantrag aufnehmen. - Vielen Dank.
(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und von Eva von Angern, DIE LINKE)