Johannes Hauser (FDP):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gestern ist im Bundestag der Antrag „Landwirtschaft und Ernährungspolitik im Aufbruch“ eingebracht worden, oder vielleicht besser gesagt: im Umbruch. Heute kommt von den GRÜNEN der Antrag „Auf dem 30-Prozent-Pfad bis 2030: Bestand und Ausbau des Ökolandbaus in Sachsen-Anhalt auskömmlich fördern“. Vorab: Binnen dieses Zeitraums um 20 % zu erhöhen ist eine Utopie. Das funktioniert nicht.
(Beifall)
Wenn wir schon diskutieren, müssen wir auch realistisch diskutieren. Das soll heißen: mehr Bio und Öko aus der regionalen Produktion. Frau Frederking, ich habe Ihnen zugehört. Sie meinen das wirklich ernst, was Sie sagen.
(Zuruf: Ja!)
Das nehme ich Ihnen ab, aber ich mache einmal einen Vorschlag: Gründet doch - die GRÜNEN im Bund und in den Länderparlamenten - einen Betrieb, etwa 200 ha, einen Gemischtbetrieb, und dann führt uns vor, wie es funktioniert.
(Lachen und Beifall)
Ich habe jetzt mittlerweile 40 Jahre gewirtschaftet und ich komme mir vor wie der größte Depp.
(Lachen)
Wir kapieren wir es nicht, wie es richtig geht. Dann zeigen Sie uns doch wenigstens, wie es richtig geht!
(Beifall - Zuruf)
Noch eines, abweichend von meinem Redekonzept: Konventionelle gegen Biobetriebe auszuspielen - das ist heute schon des Öfteren betont worden - ist eine Gemeinheit besonderer Ordnung.
(Beifall - Dorothea Frederking, GRÜNE: Aber ich habe das nicht gemacht! Das haben Herr Schulze gemacht und Frau Pasbrig!)
- Lassen Sie mich doch reden. Sie können nachher fragen. Mir läuft die Zeit davon, ich habe nur noch einige Sekunden.
(Zustimmung und Lachen)
Wichtig und entscheidend ist - in der Kürze -, dass der Verbraucher weiß, wo die Erzeugung stattgefunden hat, in welchem Betrieb und unter welchen Regeln. Eines steht fest, Frau Frederking: Gut und billig gibt es nicht. Es hat seinen Preis. Nach der Energiewende, wo jetzt alles explodiert, haben wir das Problem, dass die Hausfrau noch weniger Geld für die Ernährung in der Tasche hat und davon noch teure Lebensmittel kaufen soll.
(Beifall)
Das passt alles nicht zusammen, das ist nicht schlüssig. Wenn, dann müssen wir schon die Realität diskutieren, nicht die Theorie, die hilft uns nicht weiter.
Jetzt noch ein Aspekt in Bezug auf den weltweiten Handel, der uns sehr betrifft: der perfekte Etikettenschwindel. Wenn zum Beispiel abgedruckt wird „Biokartoffeln aus den besten Anbauregionen“ und dann als Herkunftsland Ägypten angegeben wird, dann hört für mich der Spaß auf.
(Beifall - Zuruf)
- Gleich, gleich. Ich nenne den Namen nicht, sonst bekomme ich Probleme. - Ein namhafter Lebensmittelvertreiber in der ganzen Bundesrepublik Deutschland macht solche Werbung. Es geht nur darum, den heimischen Preis zu drücken. Darum geht es, um nicht mehr. Da soll man dann agieren, reagieren und die Betriebe weiterentwickeln. Frau Frederking, wir leben nicht vom Stillstand, wir leben vom Vorwärtswirtschaften. Wer will denn Stillstand? Wir wollen Ergebnisse haben, wir wollen erfolgreich sein.
(Beifall)
Ich kann mich noch erinnern, wie mir 1990 erklärt wurde, wie die DDR-Wirtschaft, die sogenannte Planwirtschaft, funktioniert hat. Da hat es einen Betrieb gegeben, VEB Großhandel, Obst, Gemüse und Speisekartoffeln - unvorstellbar! Solche Zustände wollen wir nicht. Wir wollen auch nicht am Markt vorbeiproduzieren oder für eine Biogasanlage, sondern wir wollen für die Ernährung der Menschen da sein. Das ist unser Problem.
(Beifall)
Auch bei verschiedenen Lebensmitteln: Wie wollen Sie denn Milch lagern? Milch können Sie nicht lagern, das ist das Problem. Kartoffeln oder verschiedene andere Nährmittel können Sie auch nur über eine bestimmte Zeit lagern. Wir brauchen also einen termingerechten Absatz und einen termingerechten Markt. Solche mehr oder weniger ideologischen Einfärbungen, noch dazu - die Kollegin von der SPD hat es richtig gesagt, dafür bin ich Ihnen dankbar : Wer soll das bezahlen? Das ist eine Utopie; das schafft man nicht.
Ich freue mich auf die realitätsnahe Auseinandersetzung im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und im Finanzausschuss. - Vielen Dank.
(Beifall)