Thomas Keindorf (CDU):
Herr Präsident, von Verzicht war nicht die Rede. - Ich möchte auf einen Punkt eingehen, an meine Kollegin Frau Katja Pähle gerichtet. - Frau Pähle, wenn ich hier verkehrt verstanden worden sein sollte, dann will ich das korrigieren. Ich bin nicht gegen Zuwanderung, um Gottes Willen.
(Zurufe von der AfD: Um Gottes Willen! - Siegfried Borgwardt, CDU: Qualifizierte! Kollegen! - Tobias Rausch, AfD: Das haben wir gesehen seit 2015! - Zurufe von der AfD: Qualifizierte; okay! - Seit 2015!)
Aber damit das gelingt, brauchen wir dafür auch die Infrastruktur, und die ist bisher noch mangelhaft. Ich habe aber aus dem Ministerium von Frau Grimm-Benne gehört, dass die sogenannten Kümmerer - ich weiß jetzt den Begriff nicht genau ,
(Ministerin Petra Grimm-Benne: Job-Buddy!)
- die Job-Buddies sozusagen in Planung sind. Wir werden sehen, wie es danach weitergeht.
Meine Damen und Herren! Ich denke, in diesem Haus besteht Einigkeit darüber, dass es weiterer Anstrengung bei der Ausbildung qualifizierter Fachkräfte bei uns hier im Land bedarf. Ich möchte jedenfalls davor warnen, das Problem zu unterschätzen.
Mit dem Schülerferienpraktikum im Handwerk haben wir ein sehr erfolgreiches Instrument etabliert, welches bundesweit Beachtung findet. Ich werde diesbezüglich unser Wirtschaftsminister ist nicht anwesend auch immer einmal angesprochen. Ich wollte eigentlich an der Stelle dafür auch ein Wort des Dankes an die Landesregierung loswerden.
(Zustimmung bei der CDU und von Andreas Silbersack, FDP)
Ich kenne aber auch Fälle, in denen von einer regulären Ausbildung nur aufgrund fehlender Wohnheimplätze oder einer unzureichenden finanziellen Unterstützung für die langen Anfahrtswege zur Berufsschule Abstand genommen wurde. Diese Fehlsteuerung müssen wir korrigieren. Dazu ist unser Antrag, denke ich, ein erster Schritt. Weitere müssen folgen.
Dazu von mir zwei Gedanken. Erster Gedanke. Keine Ausbildung ohne Ausbildungsbetrieb. Aber uns gehen im Land die Unternehmer aus, wenn in wenigen Jahren deutschlandweit 12,5 Millionen Menschen der Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehen. Diese Generation prägt das Unternehmerbild. Die Gewinnung von Unternehmensnachfolgern und die ökonomische Grundbildung an Schulen stehen, denke ich, in einem unmittelbaren Zusammenhang. Ohne die Vermittlung wirtschaftlicher Zusammenhänge und ohne eine im Jugendalter vermittelte gesellschaftliche Wertschätzung des Unternehmertums wird die Suche nach geeigneten Unternehmensnachfolgern schwierig.
(Zustimmung bei der CDU, von Jörg Bernstein, FDP, und von Andreas Silbersack, FDP)
Aus diesem Grund haben die Koalitionsfraktionen die Implementierung eines eigenständigen Pflichtfaches Wirtschaft, Demokratie und Recht auch im gymnasialen Schulzweig im Koalitionsvertrag verankert. Ich bitte die Landesregierung, ihre hierzu bisher eher skeptische Haltung zu überdenken und aufzugeben.
Ein zweiter Gedanke, meine Damen und Herren. Wer den Landesslogan „modern Denken“ ernst nimmt, der kann vielleicht einem Ansatz folgen, den ich an dieser Stelle zum Schluss meiner Rede mit einbringen möchte. Sie alle kennen das Freiwillige Soziale Jahr. Es wird in Deutschland für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten, die die Vollzeitschulpflicht bereits erfüllt haben und noch nicht das 27. Lebensjahr vollendet haben. Das ist auch eine perfekte Zeit, um sich für ein Berufsleben fit zu machen. Das FSJ-Gesetz wurde vor einigen Jahren neu gefasst und die Einsatzbereiche wurden erweitert. Man kann es daher auch in den Bereichen Sport, Denkmalpflege, Politik, Kultur und Ökologie absolvieren. Warum also nicht im Handwerk? Jugendliche und junge Erwachsene könnten direkt nach der Schulzeit ein Freiwilliges Jahr im Handwerk beginnen. Diese Zeit könnte ohne Zeitverlust auf eine etwaige spätere Lehre angerechnet werden. Ich denke, der Beitrag zur Energiewende, zum Wohnungsbau und zur Lebensmittelversorgung wäre immens. Es wäre zugleich eine hervorragende Idee, um junge Menschen für die Arbeit zu begeistern.
Daher bitte ich, wie gesagt, um Zustimmung zu unserem Antrag. - Herzlichen Dank.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Danke, Herr Keindorf. Es gibt nur eine Frage, von Herrn Lieschke. Ich habe fast das Gefühl, es ist eigentlich vielmehr eine Intervention. - Aber bitte, probieren Sie es einmal. Machen Sie etwas daraus.
Matthias Lieschke (AfD):
Dann hätte ich mich ja rechtzeitig hingestellt. Es ist eine Frage.
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Okay, los.
Matthias Lieschke (AfD):
Sie sagten am Eingang Ihres Statements, dass Sie für Zuwanderung sind. Ich gehe davon aus, dass Sie qualifizierte Zuwanderung meinen, so wie wir das meinen. Oder habe ich Sie jetzt missverstanden? Das würde mich noch interessieren.
(Dr. Katja Pähle, SPD: Manchmal kann man sie auch weiterbilden! - Zurufe von der AfD: Manchmal aber nicht! - Das ist ja schon gut gelungen mit denen, die hier sind!)
Präsident Dr. Gunnar Schellenberger:
Herr Keindorf, kurz und schmerzlos.
Thomas Keindorf (CDU):
Zuwanderung in die Sozialsysteme ist natürlich der falsche Weg. Aber wenn es um den Arbeitsmarkt geht, dann sind wir jederzeit dabei, diese Menschen bei uns aufzunehmen. Wer zu uns kommt, entsprechend motiviert ist und die Sprache bereitwillig lernt, den bilden wir auch gern aus.
(Zustimmung bei der CDU, bei der FDP und von Dr. Katja Pähle, SPD)