Sie wollten Hitler töten und den Zweiten Weltkrieg beenden: Mit einer Bombe versuchte eine Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944, Deutschlands Diktator auszuschalten. Der Umsturzversuch endete jedoch noch in derselben Nacht mit der Hinrichtung einiger der Verschwörer im Berliner Bendlerblock.
Das zentrale Gedenken in Sachsen-Anhalt, an dem Vertreterinnen und Vertreter des Landtags, der Landesregierung, der Stadt Magdeburg, der Kirchen und der Bundeswehr teilnahmen, fand am Mittwoch, 20. Juli 2022, an der Gedenkstele für den in Magdeburg geborenen Henning von Tresckow im Nordpark der Landeshauptstadt statt. Von Tresckow hatte maßgeblich zum Verschwörerkreis gehört und beging nach dem misslungenen Attentat und der Zerschlagung des Kreises am Folgetag Selbstmord an der Front im Osten.
Gedenkworte nahe der Erinnerungsstele
Oberst Bernd Albers, Kommandeur des Landeskommandos Sachsen-Anhalt, erinnerte daran, dass die Widerständler „unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf wagten“. Deren Tod und Leid sei nicht umsonst gewesen, denn deren Tat sei ein Zeichen der Würde gewesen. Magdeburgs Beigeordneter Holger Platz sagte, die Tat der Widerstandsgruppe wirke bis zum heutigen Tag. „Sie hatten die große Verantwortung übernommen, sich als Deutsche moralisch zu verantworten.“ Dieter Steinecke, Vorsitzender des Landesverbands Sachsen-Anhalt im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gedachte nicht nur der Gruppe um von Stauffenberg, sondern aller Widerständler/innen – mit Trauer und großem Respekt. „Es bleibt wichtig, über die damalige Zeit zu reden, denn Erinnern verhindert das Vergessen.“ Aus der Trauer müsse Engagement erwachsen. Domprediger Jörg Uhle-Wettler sagte: „Gehen wir in die Zukunft, steht uns die Vergangenheit vor Augen, und danach müssen wir uns verhalten.“ Man könne den Leib töten – wie es den Männern und Frauen im Widerstand geschah –, aber Ideen könne man nicht aufhalten, sie würden gar auf den Schultern der Gegner weiter wachsen.
Hintergrund: Eine Bombe, die ihr Ziel verfehlte
Das Attentat und der anschließende politische Umsturz waren von langer Hand geplant: von einer Gruppe ziviler und militärischer Oppositioneller, unter ihnen Generäle, Offiziere sowie Verwaltungsbeamte. Als am 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze, Hitlers Führerhauptquartier, die Bombe hochgeht, sterben vier der 24 Anwesenden, Hitler selbst überlebt leichtverletzt.
Treibende Kraft der Widerstandsgruppe des 20. Juli war Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Offizier der deutschen Wehrmacht. Stauffenberg war zunächst kein ausgesprochener Gegner des NS-Regimes. Doch sehr bald gehörte er zu den Kritikern Hitlers. Unter dem Eindruck der Massenmorde an Juden, der hohen Verluste der Wehrmacht in Russland und der brutalen Behandlung der Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten wollte er zum Umsturz beitragen.
Hitler sollte getötet werden, die Verschwörer wollten die militärische Befehlsgewalt und die Regierungsverantwortung übernehmen. Für die Zeit danach existierte das „Unternehmen „Walküre“, mit dem man die Kontrolle über das Land und die besetzten Gebiete vom NS-Regime übernehmen wollte.
Die blutigen Folgen des Attentats
Das Attentat am 20. Juli 1944 schlug fehl. Noch in derselben Nacht wurden von Stauffenberg und weitere Hauptverantwortliche des Attentats im Hof des Bendlerblocks, der Berliner Zentrale des Umsturzversuches, erschossen. In den Tagen nach dem Attentatsversuch nahm die Gestapo Tausende von Regimegegnern fest. Anfang August begannen die Prozesse vor dem damaligen Volksgerichtshof, die bis zum Zusammenbruch des NS-Regimes im Mai 1945 andauerten. Hunderte wurden hingerichtet.