Die Orangerie im Schloss Bernburg (1848–1859)
Am 31. Juli 1848 wurde der Landtag einberufen, um die Verfassung des Herzogtums zu beraten. Er tagte jetzt in der Orangerie des Bernburger Schlosses. Der Sitzungssaal befand sich in dem später abgetragenen Obergeschoss. Die Regierung hatte einen Verfassungsentwurf vorgelegt, der von der großen Mehrheit im Landtag als unzureichend zurückgwiesen wurde. Ein Beschluss des Landtags, für alle drei anhaltischen Herzogtümer eine gemeinsame Verfassung zu verlangen, wurde schon am folgenden Tag aufgrund des partikularistischen Drucks von Volksversammlungen zurückgenommen. Die Regierung zögerte jedoch die Vorlage einer neuen Verfassung hinaus. Die Passivität bzw. die Hinhaltetaktik der Bernburger Regierung führte im Sommer und Frühherbst 1848 zu Volksversammlungen und öffentlichen Protestaktionen.
Am 13. Oktober 1848 kam es zu der berühmten Szene im Landtag, in der die weiter taktierenden und inaktiven Regierungsmitglieder mit Stöcken bedroht worden sind. Im Ergebnis der tumultartigen Szene erklärte der Landtag sich einstimmig für permanent bis zur Bestätigung der Verfassung und bis zur Bildung einer vom Vertrauen des Landtags getragenen Regierung. Das Staatsministerium – es handelte sich um den umbenannten Geheimen Konferenzrat, der immer noch im Amt war – wurde per Misstrauensantrag abgesetzt und der Landtag selbst übernahm die Regierungsgewalt als Parlamentsregierung (Konvent).
Am 31. Oktober 1848 schließlich wurde vom Landtag die Verfassung für das Herzogtum Anhalt-Bernburg verabschiedet. Die Verfassung gehört in der deutschen Verfassungsgeschichte des 19. Jahrhunderts, wie schon die von Anhalt-Dessau-Köthen, zu den herausragenden Leistungen. Viel Erfolg sollte ihr allerdings dennoch nicht beschieden sein.