Nach der antisemitisch und rassistisch motivierten Terrortat in Halle (Saale) am 9. Oktober 2019 gedachte das Land Sachsen-Anhalt fünf Jahre später während einer Veranstaltung in der Hallenser Ulrichskirche der Opfer und der Betroffenen des Attentats. In Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier gedachten Vertreterinnen und Vertreter von Landtag, Landesregierung und der Stadt Halle (Saale) der Opfer und Betroffenen.
„Für Toleranz und Vielfalt einstehen“
„Heute gedenken wir der schrecklichen Ereignisse vom 9. Oktober 2019, als ein Anschlag auf die Synagoge in Halle unzählige Leben veränderte und uns alle betroffen machte“, erklärte Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger am Rande der Veranstaltung. „Fünf Jahre später erinnern wir uns nicht nur an die Opfer, sondern auch an die Stärke und den Zusammenhalt unserer Gemeinschaft. Es ist unsere Pflicht, für Toleranz und Vielfalt einzustehen und gegen Hass und Antisemitismus zu kämpfen.“
„Terrorakt eine dauerhafte Mahnung“
Dass der Staat diesen Terrorakt nicht habe verhindern können, sei eine dauerhafte Mahnung, erklärte der Bundespräsident. Seine Ziele habe der Täter nicht erreicht: weder habe er jüdisches Leben töten noch die Gesellschaft spalten können. Stattdessen hatte der Täter zwei Passanten erschossen. Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff betonte, es müsse ein grundsätzliches Prinzip unserer Gesellschaft sein, füreinander einzutreten. Halles Bürgermeister Egbert Geier versicherte, dass Schmerz und Trauer auch fünf Jahre später noch nicht vergangen seien. Die Lehren jenes Tages müssten immer wieder gezogen werden. Hass erzeuge Hass, rekapitulierte Geier, man könne jedoch den Eindruck gewinnen, dass zu viele dies immer noch nicht gelernt hätten. Politik und Gesellschaft seien in der Pflicht zu nehmen, um das Vertrauen der Jüdinnen und Juden in den Staat Stück für Stück wieder zurückzugewinnen, mahnte Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Hintergrund des Gedenkens
Vor genau fünf Jahren (9. Oktober 2019), an Jom Kippur – dem jüdischen Fest der Versöhnung –, hatte ein antisemitischer und rassistischer Attentäter versucht, mit Gewalt in die Synagoge in Halle (Saale) einzudringen. Seine erklärte Absicht war es, die im Gebet versammelten Gemeindemitglieder und ihre Gäste zu ermorden. Nur eine Holztür hatte den Attentäter daran gehindert, seinen mörderischen Plan auch in die Tat umzusetzen. Diese simple Tür aus Eichenholz rettete 51 Menschen in der Synagoge das Leben.
Das geplante Massaker misslang. Aber dennoch starben zwei unbeteiligte Hallenser durch Schüsse des Täters – eine Frau direkt an der Synagoge, ein junger Mann in einem Döner-Imbiss; weitere Menschen wurden während seiner Flucht bedroht und verletzt.