Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland Thema. Die Lebensverhältnisse in beiden Teilen des Landes sind immer noch nicht angeglichen. Dieses Themas hat sich der Leipziger Literaturprofessor Dirk Oschmann in seinem Buch angenommen. Er vertritt die These, dass der Westen den Osten als negative Projektionsfläche benötigt, um sich in einem besseren Licht darzustellen.
Ein erschreckender Beleg für die Ungleichheit und systematische Benachteiligung der Ostdeutschen ist laut Oschmann der geringe Anteil ebendieser in Spitzenpositionen in Wissenschaft, Verwaltung, Jurisprudenz, Medien und Wirtschaft. Mit seinem mitunter zornigen und sehr persönlich geprägten Text fordert er, dringend etwas an der Konstruktion des Ostens durch den Westen zu ändern. Nur so könne es gelingen, den Osten gleichberechtigt an der Gestaltung der Demokratie mitwirken zu lassen.
Dirk Oschmann: Der Osten – eine westdeutsche Erfindung. Berlin: Ullstein, 2023.